Raumstifter auf Sparflamme

Der Elektro-Kleinbus von Toyota ist ein praktisches Multitalent, soweit der Strom reicht.
toyota Wenn die Automobilität im Leben irgendwann einfach mehr Platz braucht, kann die Alternative für den Alltagsbetrieb durchaus der Umstieg auf ein Vielzweckmobil mit echtem Mitnahme-Effekt sein. Wenn es sich dabei auch noch um ein Elektromobil handelt, wird gleichsam auch noch die Öko-Gewissenhaftigkeit unter Spannung gesetzt. Um Zeitgenossen mit Familien- und Freizeitsinn entgegenzukommen, geht nun auch Toyota mit einem Batterie-Bus in den praktischen Nahverkehr.
Der Proace Verso Electric ist mit 4,95 Metern (L1-Version) ein robust-rustikaler Kleintransporter in auffälliger Hochform: hohes Dach, große Klappe, separat öffnende Heckscheibe, elektrische Schiebetüren. Tatsächlich schöpft die Großraumlimousine, die als 2,5-Tonner ordentlich Speck im Blechkleid hängen hat, aus dem Vollen. Im Proace Verso EV herrscht die volle Hingabe ans Raumgefühl vor. Da finden bei einer 3-Reihen-Bestuhlung insgesamt acht Personen ordentliche Platzverhältnisse vor.
Mitnahme-Effekt
So spielt der Nippon-Multivan seine Vorzüge als Familien- und Team-Transporter voll aus. Und dann ist da auch noch der üppige Stauraum. Hinter der weit nach oben schwingenden Heckklappe lässt sich einigermaßen hochstapeln. Mit maximal 3900 Liter Fassungsvermögen, von den hinteren Sitzreihen freigemacht, gerät das Gepäckabteil zum praktischen Lagerraum.
Vergleichsweise unterhaltsam ist es an Bord, dafür sorgt schon das einfach handhabbare Multimedia-/Infotainmentsystem. Außerdem sind in der „Familiy+“-Version viele Sicherheits- und Komfortfeatures verfügbar, bis hin zu Totwinkel-, Spurwechsel- und Kollisionswarner, Panoramadach, Zweizonen-Klima, elektrisch verstellbaren Vordersitzen mit Massagefunktion und Head-up-Display. Überdies ist man infolge des großen Wendekreises und der mäßigen Übersicht auch froh um die 180-Grad-Rückfahrkamera samt Parkassistent, um drohender Dellengefahr oder Kratzern im Lack entgegenzuwirken. Und wie schlägt sich der japanische Maxi-Stromer-Van jetzt im Straßenverkehr tatsächlich? In jedem Fall empfiehlt sich eine sorgsam-defensive Fahrweise, am besten im Komfort-/Normal-Modus. So steht der Toyota-Batterie-Bus auf Kurzstrecken sauber unter Strom.
Schnell einmal ist erfahrbar, dass der Proace Verso Electric mit dem 75 kWh fassenden Akkupaket an Bord alsbald auf Sparflamme schaltet und schon eine echte Herausforderung ist, gerade an langen Steigungen und auf kurvigen Bergstraßen. Mit seiner 136-PS-Leistungskraft ist der schwergewichtige Nippon-E-Van sowieso kein ambitionierter Tempomacher, sondern vielmehr langatmiger Beschleuniger. Entsprechend unaufgeregt geht’s voran bis zur 130-km/h-Spitzengeschwindigkeit. Im Vollladezustand soll es eigentlich leicht über 300 Stromkilometer weit gehen. Das haben wir trotz aller entschleunigten Rücksichtnahme nicht geschafft. Allerdings war immerhin eine 230-km-Reichweite unter Vollausnützung der möglichen Rekuperation drin, ehe der Proace Verso EV an die Stromzapfstelle musste. Geladen an einer Schnellladesäule mit maximal 100 kW kann es nach knapp 45 Minuten mit 80-Prozent-Kapazität weitergehen. Im individuellen Reiseverkehr ist also stets die genaue Vorauswahl überschaubarer Etappenziele ratsam, um seine Zielvorgaben nicht zu verfehlen. VN-HGP
Das Fahrwerk legt sich bemüht ins Zeug, bisweilen federt der Proace Verso indes arg steifbeinig und hölzern.


Fakten und Daten
Motor/Antrieb Synchron-E-Motor, 100 KW/136 PS, 260 Nm, Vorderradantrieb, Eingang-Automatik
Fahrleistung/Verbrauch 0 – 100 km/H. 13,3 Sek., Spitze: 130 km/h, Verbrauch: 27,9 kWh/100 km
Preis Grundpreis. 64.990 Euro, Testwagen: 71.470 Euro.