Hybrid, aber anders: Porsche hat den 911 unter Strom gesetzt

Motor / 05.12.2025 • 20:22 Uhr
Hybrid, aber anders: Porsche hat den 911 unter Strom gesetzt
911 Targa: Wunderschöner Sportwagen. VN/Stiplovsek

Porsche 911 Targa 4 GTS im VN-Test: Hybrid-Technologie mit Anleihen aus dem Motorsport.

Schwarzach Entwarnung für Porsche-Puristen: Der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen hat der Markenikone 911 zwar einen Hybridantrieb verpasst, diesen aber ganz nach Art des Hauses ausgelegt. Die elektrische Unterstützung sorgt im Wesentlichen für eine noch bessere Performance bei unveränderten Verbräuchen. Inspiriert ist das Konzept des Hybridsystems vom Motorsport, wo Porsche die Vorzüge der Technik längst nutzt. In der Serienproduktion ist der T-Hybrid der GTS-Variante vorbehalten. Wir haben für unseren Test das Targa-Modell mit entsprechendem Antrieb ausgefasst. Übersetzt bedeutet das: allradangetriebenes Cabrio mit Überrollbügel und gewohntem 6-Zylinder-Boxermotor mit Stromunterstützung.

Hybrid, aber anders: Porsche hat den 911 unter Strom gesetzt
Gefälliges Heckdesign des 911 in der achten Generation der Baureihe (992.2).

Okay, gewohnt trifft es nicht ganz. Porsche hat auch am Verbrenner ordentlich Hand angelegt und den Hubraum von 3 auf 3,6 Liter vergrößert. So weit, so konventionell. Jetzt kommt aber das T-Hybrid-System mit elektrischem Turbolader ins Spiel, der praktisch ohne Verzögerung Drehzahl und Ladedruck aufbaut. Komplettiert wird das innovative System durch eine 55-PS-starke E-Maschine (150 Nm), die platzsparend im achtstufigen Doppelkupplungsgetriebe verbaut ist und von einer 1,9 kWh großen Batterie mit Energie versorgt wird.
Hört sich nicht nur komplex an, ist es auch. Hightech aus dem Motorsport sorgt in der Praxis für unglaubliche Fahrleistungen. Mit Stromunterstützung wird die Systemleistung auf 541 PS hochgeschraubt. Der 911er beschleunigt in nur 3,1 Sekunden auf Tempo 100 und ist bis zu 312 km/h schnell. Ausprobiert haben wir das freilich nicht, aber glaubwürdig sind die Fahrdaten schon. Das Gaspedal will jedenfalls mit Bedacht betätigt werden.

Hybrid, aber anders: Porsche hat den 911 unter Strom gesetzt
Hervorragende Ergonomie: Einsteigen und sofort wohlfühlen.

Pure Leistung war noch nie die einzige Stärke der Sportwagenikone. Die Kombination aus reichlich Power und einem exzellenten Fahrwerk macht vielmehr den Unterschied aus. Ein Elfer fährt sich wie kaum ein anderes Auto – jede Kurve ein echter Genuss. Das Zusammenspiel von Allradantrieb und serienmäßiger Hinterachslenkung sorgt für beherrschbare Fahrdynamik auch bei höheren Geschwindigkeiten. Auch hier wird schnell klar: Porsche hat Motorsporttechnologie in Serienreife gebracht.

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Der unmittelbare Antritt und die schier grenzenlose Power machen den GTS zu einem ganz besonderen Elfer. Und doch gibt es eine kleine Einschränkung. Das T-Hybrid-System kostet ein wenig von der gewohnten Leichtigkeit. In Zahlen: Die Komponenten wiegen rund 50 Kilogramm, was im Alltag allerdings niemand merken wird. Allenfalls ist das ein Thema für die Rennstrecke, wo der Targa im Vergleich zum Coupé aber ohnehin immer die zweite Wahl ist.
Ganz anders sieht es beim Flanieren aus. Natürlich gehen Geschmäcker auseinander, aber das Halb-Cabrio gilt unter den meisten Elfer-Freunden als schönste Variante. Die technische Raffinesse, wie sich die gläserne Heckscheibe im Zusammenspiel mit dem Stoffdach zusammenfaltet, ist ein echtes Spektakel. In wenigen Sekunden wird aus dem Sportler ein offener Traumwagen.

Hybrid, aber anders: Porsche hat den 911 unter Strom gesetzt

Für die meisten dürfte der 911 Targa 4 GTS auch ein Traum bleiben. Das hat nicht zuletzt mit dem Preis zu tun, der schon in der Basis bei über 250.000 Euro liegt, mit ein paar Extras gut und gerne 275.000 Euro und mehr. Im Gegenzug gibt es einen Sportwagen, der unverändert Maßstäbe setzt und auch Alltagstauglichkeit bietet. Einsteigen und wohlfühlen: nach über 60 Jahren und acht Generationen hat sich viel getan und gleichzeitig nicht so viel geändert. Der Porsche 911 bleibt in ganz vielen Bereichen das Maß der Dinge und dürfte auch bei der Elektrifizierung mit seinem eigenen Weg Vorreiter sein.

Motor/Antrieb 3,6 l Boxermotor, T-Hybrid 541 PS Systemleistung, 610 Nm; 8-Gang-Auto.; Allradantrieb
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 3,1 Sek.; Spitze 312 km/h; Verbrauch: 10,8 l (Test: 12,2 l)
Preis ab 251.918 Euro; Testwagen: 276.572 Euro