Schneefall hält Einsatzkräfte in Teilen Österreichs auf Trab
Schneefall hat am Freitag vor allem in den westlichen Bundesländern Österreichs für massive Verkehrsbehinderungen gesorgt. Am Samstag soll bereits an der Alpennordseite weiterer Schneefall hinzukommen. Neben hängen gebliebenen Lkw wurde die zunehmend hohe Lawinengefahr zu einem Problem, berichtete der ÖAMTC. Betroffen waren vor allem Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Steiermark. In Tirol kam es bereits zu zwei Lawinenabgängen.
Bereits in der Nacht auf Freitag kam es zu Behinderungen auf den Straßen, so waren etwa die Auffahrten Klaus und St. Pankraz auf der Pyhrnautobahn (A9) in Oberösterreich wegen quer stehender Lkw für längere Zeit blockiert. Bis Mittag waren rund 115 Feuerwehren mit 1.300 Helfern im Einsatz, um von der Straße abgekommene Fahrzeuge zu bergen, umgestürzte Bäume zu entfernen und durch das Oberflächenschmelzwasser entstandene Schäden zu beheben.
Während aufgrund der vergleichsweise hohen Temperaturen in den Niederungen verbreitet Regen herrschte, verursachten große Neuschneemengen in den Bergen hohe Lawinengefahr. So mussten nach Informationen des ÖAMTC am Freitag unter anderem die Pyhrnpass Straße (B138) zwischen Spital am Pyhrn in Oberösterreich und Liezen in der Steiermark gesperrt werden.
Bei einem Lawinenabgang in Gosau (Bezirk Gmunden) ist am Freitagvormittag zumindest eine Person verschüttet und kurz darauf verletzt geborgen worden. Eine Gruppe von sechs Skifahrern war gemeinsam unterwegs, als die Lawine im freien und ungesicherten Gelände nahe der Bergstation Zwieselalm abging, berichtete Christoph Preimesberger, Sprecher der oberösterreichischen Bergrettung. Details zum Zustand des Verletzten sind noch ausständig. Auch ob weitere Wintersportler verletzt wurden, steht noch nicht fest.
Auch in Tirol ist es am Freitag zu zwei Lawinenabgängen gekommen. In Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel) wurde ein Wintersportler verschüttet. Die Person wurde geborgen und war ansprechbar, sagte ein Polizeisprecher zur APA. Der Wintersportler wurde in die Innsbrucker Klinik geflogen. Im Bereich der Gurglergruppe in Sölden im Ötztal wurden nach bisherigen Informationen zwei Tourengeher verschüttet. Beide wurden ebenfalls geborgen – einer musste reanimiert werden, verstarb aber wenig später. Der andere blieb unverletzt. In Tirol herrschte am Freitag verbreitet Stufe 4, also große Lawinengefahr.
In Salzburg forderten die Neuschneemengen vor allem die Straßendienste in den Gebirgsgauen. Um möglichst viele Straßen befahrbar zu halten, wurden alle fünf Lawinensprenganlagen im Pinzgau und Pongau am Freitag ausgelöst. Aufgrund der Schneemengen ist mit weiteren Sprengungen zu rechnen. Gesperrt sind im Bundesland Salzburg aktuell die Hochkönig Bundesstraße (B164) beim Dientner Sattel zwischen Mühlbach und Dienten sowie beim Filzensattel zwischen Dienten und Hinterthal für alle Fahrzeuge. Die Sperre gilt mindestens bis kommenden Mittwoch. Die Straßenverbindung zwischen Dienten und Lend (L216) bleibt offen.
In Teilen von Niederösterreich ist die Lawinengefahr auch am Freitag als groß eingeschätzt worden. Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala galt laut Warndienst in den Ybbstaler Alpen oberhalb der Waldgrenze. “Ergiebige Neuschneemengen und stürmischer Wind” sorgen dort für eine “heikle” Situation, wurde betont. So kam es unter anderem am Buchberg zu Windspitzen von bis zu 129 Stundenkilometern. Der Sturm hat am Freitag auch für zahlreiche Feuerwehreinsätze in Niederösterreich gesorgt. Am meisten betroffen waren zunächst das Industrie- und Mostviertel. In Mödling waren die Helfer am Nachmittag nach eigenen Angaben im Dauereinsatz. Am Nachmittag folgten diverse Sturmeinsätze im Mödlinger Stadtgebiet. Stark gefordert war auch die Bezirksalarmzentrale, diverse Notrufe gingen ein.
Unterhalb der Waldgrenze galt in Niederösterreich für die Ybbstaler Alpen Lawinenwarnstufe 3 (erhebliche Gefahr), sowie für das Gippel-Göllergebiet und die Türnitzer Alpen (jeweils über 1.000 Metern), das Semmering-Wechselgebiet und die Rax-Schneeberggruppe (jeweils oberhalb der Waldgrenze). Winterlicher Hotspot war in Niederösterreich das Mostviertel. Im Raum Waidhofen an der Ybbs wurden laut Landespressedienst bis zu 50 Zentimeter Neuschnee verzeichnet. Im Wald- und Industrieviertel waren es 15 Zentimeter Schnee, weitgehend verschont blieb das Weinviertel.
Lawinengefahr herrschte am Freitag auch in der Steiermark. Betroffen waren vor allem die Obersteiermark, besonders im Nordstau. Auch mit weitere Abgängen wurde gerechnet. In vielen Teilen der Obersteiermark und auf höher gelegenen Straßen kam es zu Behinderungen, Sperren und Feuerwehreinsätzen. Dutzende Zentimeter Neuschnee, der oftmals noch nicht von den Fahrbahnen der Straßen weggeräumt werden konnte, machten Ketten auf vielen höher gelegenen Straßen nötig – auch für Pkw. Die Zu- und Abfahrt zur Planneralm wird ab Freitagmittag wegen Lawinengefahr gesperrt.
Die Planneralm gilt als das höchstgelegene Skidorf in der Steiermark (1.600 Meter Seehöhe). Die Sperre soll zumindest bis Samstagmittag dauern. Auch mehrere Straßen wie die Hochschwabstraße (B24) zwischen Greith und der Kreuzung nach Weichselboden, die Pyhrnpass Straße (B138) zwischen Spital am Pyhrn und Liezen, die Rössing Landesstraße (L725) zwischen Ennstalstraße und Ramsauer Landesstraße, die Gemeindestraßen zwischen Wildalpen und Hinterwildalpen wurden gesperrt. Auf zwei Dutzend Straßen galt teils nur für Lkw, teils aber auch für Pkw Kettenpflicht.
Das Bereichsfeuerwehrkommando Liezen meldete am Freitag, dass sich die Situation noch nicht entspannt habe: “In allen Teilen des Bezirkes waren auch die Nacht über Einsatzkräfte unterwegs, vorwiegend um Fahrzeugbergungen durchzuführen oder durch die Schneelast umgestürzte Bäume von Verkehrswegen zu entfernen.”
Im Laufe des Freitages wurden laut Geosphere Austria Schneefall und Regen wieder häufiger, mit Schwerpunkt erneut an der Nordseite der Alpen. Der Wind legte zu und wurde stark bis stürmisch. So wurden in Oberösterreich am Feuerkogel auf 1.618 Metern Seehöhe bereits Windspitzen von über 141 Stundenkilometern gemessen. In Wien erreichte der Sturm zur gleichen Zeit Werte von 131 Stundenkilometern (Jubiläumswarte). Den dritthöchsten Messwert registrierten die Experten am Buchberg in Niederösterreich mit 129 Stundenkilometern.
Am Samstag schneit und regnet es besonders an der gesamten Nordseite der Alpen, von Vorarlberg über Nordtirol, Salzburg und Oberösterreich bis zum Mostviertel und zur Obersteiermark. Die Schneefallgrenze liegt dabei zwischen 400 Meter im Osten und 1.200 Meter im Westen. Im Laufe des Nachmittags lassen Schneefall und Regen allmählich nach. Der Wind ist am Samstag im Großteil Österreichs stark bis stürmisch, mit Böen zwischen 60 und 100 km/h, in exponierten Lagen und auf Bergen teils auch darüber.
Der Sonntag verläuft größtenteils trocken. In der Nacht auf Montag kann es vor allem im Westen Österreichs schneien. Der Wind lässt daraufhin nach. Für den Süden Österreichs wird mehr Sonne prognostiziert, im Osten zumindest zeitweise.
Zu Beginn der neuen Woche stellt sich allmählich ruhiges Hochdruckwetter ein. Am längsten halten sich Wolken und letzte Schneeschauer voraussichtlich im Westen Österreichs. Die Wetterwende wird für Dienstag prognostiziert. Dennoch sei weiter mit Lawinengefahr zu rechnen, hieß es.
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