Ungetrübter Musikgenuss bei Klassik Krumbach

10.07.2023 • 13:51 Uhr
Ladstätter nimmt sich weiter jährlich die Zeit für seine persönliche Lieblingsbeschäftigung als Leiter seines eigenen kleinen Festivals „Klassik Krumbach“. <span class="copyright">JU</span>
Ladstätter nimmt sich weiter jährlich die Zeit für seine persönliche Lieblingsbeschäftigung als Leiter seines eigenen kleinen Festivals „Klassik Krumbach“. JU

Kammermusik in herausragenden Versionen bei Alex Ladstätters Festival im Bregenzerwald.

Fritz Jurmann

KRUMBACH Nun konnte Alex Ladstätter im Probejahr bei den Wiener Philharmonikern auch die letzten Zweifel an seiner Kompetenz als Ausnahme-Klarinettist ausräumen und wurde im Mai als festes Mitglied des Orchesters einstimmig bestätigt (die VN berichteten).

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Die Freude darüber, der Respekt dafür ist allseits umso größer, als er trotz dieser so verantwortungsvollen Verpflichtung unserem Land als begnadeter Kammermusiker erhalten bleiben wird. Er nimmt sich weiter jährlich die Zeit für seine persönliche Lieblingsbeschäftigung als Leiter seines eigenen kleinen Festivals „Klassik Krumbach“, zusammen mit seiner Schwester Natalia Sagmeister.

Es fand die sechste Ausgabe des mittlerweile gut eingeführten Festivals mitten im Bregenzerwald statt.
Es fand die sechste Ausgabe des mittlerweile gut eingeführten Festivals mitten im Bregenzerwald statt.

Am Wochenende präsentierten Alex und Natalia gemeinsam mit einer Reihe handverlesener internationaler Musikerfreunde bereits die sechste Ausgabe des mittlerweile gut eingeführten Festivals mitten im Bregenzerwald, das auch diesmal regen Zuspruch eines Stammpublikums aus dem ganzen Land erfuhr. Als seltener Edelstein eines auf verschiedene Besucherschichten abgestimmten vierteiligen Programms präsentiert sich in der akustisch idealen Kirche das Samstagskonzert, das die Zuhörer mit weniger bekannten Werken ordentlich fordert. Sergei Prokofiev ist so einer, dessen vertrackte Musik sich nicht auf Anhieb erschließt, sondern einer intensiven Befassung bedarf, die durchaus gegeben ist. Man hat dem Publikum den Einstieg mit der Ouvertüre in c-Moll nach hebräischen Themen erleichtert, die Alex mit seiner Klarinette in Klezmer-Manier und Zirkular-Atmung wunderbar authentisch anstimmt.  

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Der harte Brocken kommt danach mit Prokofievs erstem Streichquartett h-Moll, das nach verheißungsvollem Beginn zwar leidenschaftlich bewegt, doch zusehends sperrig und schwer verständlich wird. Es ist noch wenig ausgereifte Musik eines Suchenden auf dem Weg zur eigenen Identität und dennoch als Zeitdokument absolut beachtenswert. Manche Unebenheiten werden durch den Glanz einer exzellent ausgefeilten und virtuos überhöhten Wiedergabe durch die vier Musiker ausgebügelt. Zusammen mit Natalia Sagmeister haben Sebastian Caspar, Violine, Sindy Mohamed, Viola, und Florian Schmidt-Bartha, Violoncello, diesen schweren Brocken in nur wenigen Tagen einstudiert!

Für die linke Hand

In satter, versöhnlich spätromantischer Bruckner-Tonalität entsteht nach der Pause Franz Schmidts B-Dur-Quintett, bei dem neben der Klarinette vor allem der Klavierpart „für die linke Hand“ exponiert ist. Der Komponist schrieb ihn für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein, am Klavier hält sich der Argentinier José Gallo konsequent und brillant an diese Vorgabe. Dabei gelingt den Musikern auch die besondere Herausforderung, dass dieses Werk weder zum Klavier- noch zum Klarinettenkonzert wird, sondern zu einer gleichberechtigten klanglichen Mischung aller Instrumente voll Feuer und Fantasie. Aus diesem einschmeichelnden Fluss stechen umso deutlicher die hübschen volkstümlichen Themen des Komponisten hervor. 

Zum ungetrübten Musikgenuss bei Klassik Krumbach sollten freilich auch zwei Äußerlichkeiten noch stimmen: Die bereits versprochene Adaption der unbequemen Kirchenbänke, auf denen man derzeit sämtliche Sünden abbüßt, und eine einheitliche Ankündigung der Beginnzeit.       

Das Festival erfuhrt auch diesmal regen Zuspruch eines Stammpublikums aus dem ganzen Land.
Das Festival erfuhrt auch diesmal regen Zuspruch eines Stammpublikums aus dem ganzen Land.