Gemeinsam im Einsatz um Gletscher zu retten

Teilnehmer aus mehreren Ländern trafen sich, um ein Zeichen für den Klima- und Gletscherschutz zu setzen. Gletscher-Beobachter Groß berichtet von dramatischem Rückgang.
Feldkirch Der Ochsentaler Gletscher am Fuße des Piz Buin, der nach und nach schwindet. Gesteinsmassen, die unlängst vom Fluchthorn in der Silvretta in Richtung Jamtalhütte donnerten. Erinnerungen an das Unglück im Marmolata-Massiv in den Dolomiten. Da die Klimakrise keine Grenzen kennt, haben sich dieser Tage Vertreter der Alpenschutzkommission Cipra, Gletscher-Experten sowie junge Klimaschützer aus mehreren Ländern zusammengetan. So traf sich eine “Gletscherkarawane” aus Italien mit einer jungen “Klimakarawane” beim Ochsentaler Gletscher. Dort gab ihnen Gletscher-Beobachter Günther Groß Einblicke in die Vorarlberger Gletscherwelt.


“Das ist nicht gerade ein erhebender Anlass, zu dem wir uns treffen. Die Gletscher schwinden massiv und das gilt es zu dokumentieren”, sagte Kaspar Schuler, Geschäftsführer der Alpenschutzkommission Cipra International am Mittwoch bei einer an die Aktion anschließenden Pressekonferenz im “Haus am Katzenturm” in Feldkirch.

“Die Geschwindigkeit der Eisschmelze hat durch das Fehlen von Schneerücklagen und die zunehmenden Staub- und Schutteinträge auf der Gletscheroberfläche ungewöhnlich stark zugenommen”, erläuterte Gletscher-Beobachter Groß. Zudem beschleunige die Ausaperung von größeren Felsinseln und Geländerippen im Gletscherareal das Abschmelzen der umliegenden Eisbereiche.”

Grundsätzlich würden die Messmethoden des Gletscherrückgangs inzwischen an die Grenzen stoßen, da gesamte Gletscher von der Eisschmelze betroffen seien. Oder wenn – wie beim Ochsentaler Gletscher – unterhalb einer Geländestufe große Eisflächen abreißen und als Toteis zurückgelassen würden. Beobachtungen, die auch Frederico Cazorzi vom Italienischen Glaziologischen Komitee bestätigte. Inzwischen geht es für die Gletscher-Experten vielmehr um das Volumen, als um die Längenmessung. Außerdem wiesen die Vertreter auch einmal mehr auf zunehmende Gefahren in der Bergwelt hin und Wanderwege, die gesperrt werden mussten.

Um die Gletscher-Situation mit jener in Österreich und der Schweiz zu vergleichen, zog es die sogenannte “Gletscherkarawane” aus Italien heuer erstmals über die Landesgrenzen hinaus. Ziele der Initiative sind, wissenschaftliche Kenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bergwelt aufzuzeigen und Zusammenarbeit auf europäischer Ebene zu fördern. Auch ein Treffen mit Gemeindevertretern stand auf dem Programm.
Der Klima- und Gletscherschutz brachte das Team aus Italien auch mit Teilnehmern des Erasmus+Projekts «Alpine Climate Camps» zusammen, das von CIPRA International, Südwind Vorarlberg und der Jugend des Deutschen Alpenvereins Baden-Württemberg organisiert wird. Zwölf junge Menschen fuhren dabei mit dem Rad vom Bodensee Richtung Gletscher, um aufzuzeigen, dass klimaneutraler Bergsport möglich ist.

“Es ist sehr bedrückend, wenn man sieht, wie der Gletscher verschwindet”, schilderte Helena Lackenberger aus Oberösterreich ihre Eindrücke. Es gelte ins Bewusstsein zu rufen, welchen Einfluss die Menschen auf das Klima hätten.
Über 50 Gletscher seien während der Kleinen Eiszeit in Vorarlberg in Silvretta, Rätikon, Verwall und Lechtaler Alpen vorhanden gewesen, berichtete Gletscher-Beobachter Groß. “Beim ersten österreichischen Gletscherinventar 1969 scheinen noch rund 30 auf.” Das Ende der kleinen Vorarlberger Gletscherwelt werde den Ochsentaler Gletscher betreffen.