„So geht man doch nicht mit kranken Menschen um“

Schließung von Lukasfeld könnte zu langen Wartezeiten für Therapien führen.
Darum geht’s:
- Ein Mutter berichtet von einer langen Wartezeit für ihren drogenabhängigen Sohn.
- Die Integration der Therapiestation Lukasfeld in Frastanz sorgt für Diskussionen.
- Die Neubesetzung des Kuratoriums der Privatstiftung wird gefordert.
Hohenems Die E-Mail gleicht einem verzweifelten Hilferuf. Sie landete dieser Tage im Postfach von Bernhard Amann, dem Leiter der Drogenberatung Ex & Hopp in Hohenems. Absenderin ist eine Mutter, deren Sohn sich vor drei Monaten für eine Therapie im Lukasfeld angemeldet hat. Auf eigenen Wunsch, weil er endlich wegkommen möchte von Drogen und Alkohol, die sein Leben beeinträchtigen und ihn den Job gekostet haben. „Eine Woche vor der Entscheidung zur Schließung der Therapiestation wurde noch auf eine Wartezeit von ein bis zwei Wochen für den Therapiebeginn verwiesen“, berichtet Amann. Als sich die Mutter danach erneut im Lukasfeld meldete und nachfragte, ob der Zeitplan trotzdem gilt, war die ernüchternde Antwort, dass sich ihr Sohn nun auf eine Wartezeit von einem Jahr einstellen muss. „So geht man doch nicht mit kranken Menschen um, das widerspricht jeglicher Humanität und ist einfach skandalös“, empört sich Bernhard Amann im VN-Gespräch. Das Kuratorium der Stiftung habe aus der völlig verkorksten Personalpolitik der vergangenen Jahre nichts gelernt.
Diskussionsthema
Die Auflassung der Therapiestation Lukasfeld bzw. deren Integration in das Stammhaus in Frastanz schlägt seit Tagen hohe Wellen. Auch im Ex & Hopp sei es Diskussionsthema. „Jeder wundert sich über diese Maßnahme“, erzählt Amann. Drogen- und Alkoholkranke unter einem Dach: Für ihn passt das so gar nicht zusammen. „Das sind verschiedene Lebenseinstellungen.“ Betroffene müssten dort behandelt werden, wo die Therapie am aussichtsreichsten ist. Gerade das Lukasfeld habe sich diesbezüglich zunehmend professionalisiert. Der Ex & Hopp-Leiter hält auch in der Therapie von Suchterkrankungen eine Diversität für wichtig. Er selbst schickt Klienten zum Entzug in andere Bundesländer, wenn es die Situation erfordert. Allerdings werde es zunehmend schwieriger, Patienten aus Vorarlberg in Suchteinrichtungen außerhalb des Landes unterzubringen.

Bernhard Amann ist empört über die ganze Vorgehensweise.
Bis Ende 2023 werden die 20 Betten der Therapiestation Lukasfeld in Meiningen in das Krankenhaus in Frastanz sowie die Therapiestation Carina in Feldkirch integriert. Die entsprechenden Pläne sind auch in Abstimmung mit dem Land vorbereitet worden. Dass es nun eine Verantwortlichkeit mit dem Hinweis von sich schiebt, nicht für die Privatstiftung zuständig zu sein, wie es Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher auf VN-Anfrage formulierte, will Bernhard Amann nicht so stehenlassen. Er verweist seinerseits auf die berufliche Vergangenheit der Kuratoriumsmitglieder Christian Bernhard und Greti Schmid, beide ehemals Landesräte. Bernhard ist immer noch aktiver Landesbediensteter.
Neubesetzung gefordert
Amann erachtet es aufgrund der anhaltenden Probleme für notwendig, das Kuratorium neu zu besetzen. Seinen Recherchen zufolge hätten sich Bernhard und Schmid nie um die berechtigten Wünsche, Nöte und Bedürfnisse des Personals gekümmert. „Es fand einfach nie eine Kommunikation zwischen der Leitung des Kuratoriums und den Bediensteten statt. Es wurde keine Verantwortung übernommen!“, wird Bernhard Amann deutlich. Dabei brauche das Funktionieren solcher Einrichtungen mehr als alles andere den laufenden Kontakt untereinander.
Neos-Klubobmann und Gesundheitssprecher Johannes Gasser richtete jetzt eine Anfrage an Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Wiewohl es sich bei der Maria Ebene um eine Privatstiftung handle, würden doch öffentliche Mittel fließen, begründet Gasser seine Anfrage unter anderem.