Hoffnung ist eine Waffe

Manfred Egender stellt im Theater Kosmos Foyer aus.
Bregenz „enragiert“, der Titel der Ausstellung, bezieht sich bereits auf die Produktion „Antigone“ im Theater Kosmos, die von Egenders Ausstellung begleitet wird und sich gezielt auf die Konfliktwelt von Antigone und ihrem Gegenspieler König Kreon bezieht.

Enragiert bedeutet leidenschaftlich für etwas sein, aber auch in Rage geraten oder jemanden in Rage bringen. Antigone bringt durch ihr Handeln, sie will ihren getöteten Bruder Polyneikes begraben, um seiner Seele den Übergang ins Totenreich zu ermöglichen, aber König Kreon hat dies bei Todesstrafe verboten, Kreon gegen sich auf, er lässt Antigone lebendig in eine Grabkammer sperren. Manfred Egender fasziniert an dieser Geschichte die rhetorische Figur des Oxymorons, des Widerspruchs, „der fromme Frevelakt der Antigone“, wie er selbst sagt.

Auf der einen Seite steht das Gesetz des Königs (also des Staates), auf der anderen das Gesetz der Götter (Bestattung eines Toten). Kreon versucht, sein eigenes Gesetz über das der Götter zu stellen und erleidet damit Schiffbruch. Zwar nimmt Kreon unter dem Einfluss des blinden Teiresias sein Urteil zurück, aber es ist zu spät: Antigone erhängt sich, Haimon, Kreons Sohn und Antigones Geliebter, stürzt sich ins Schwert, Eurydike, Kreons Frau und Haimons Mutter, erdolcht sich.

Egender geht es neben den unterschiedlichsten Assoziationsfloskeln (zu Antigone) um den Dialog zwischen Begrifflichkeit und bildnerischer Form; wesentlich ist in diesem Zusammenhang auch die Gesetzmäßigkeit, die sich in Egenders Bildern als strenge Raster zu erkennen geben.

Auch hier wieder die Assoziation zu Antigone und Kreon, die Wechselbeziehung zwischen Glaube und Gesetz, der Konflikt zwischen göttlichen Geboten und der Loyalität zur Staatsmacht. Egenders Bilder spiegeln Bipolaritäten wider, das Strenge, Formelhafte, Schematische, Schablonenhafte, gegen die Brüche, die Furchen, Schrunden, Aussparungen und Einkerbungen. Wie sagt der Bote in Antigone, er halte Kreon von nun an für einen „lebenden Toten“. „Hoffnung ist eine Waffe“, so ein Textfragment auf einer von Egenders Arbeiten; und diese Waffe geben uns die Arbeiten von Manfred Egender in die Hand, „not afraid“, auch wenn man sich in einer „Lebensniederlage“ wähnt, denn „I am the captain of my soul“.
Thomas Schiretz
Manfred Egender
enragiert
bis 3.3.2024
Theater Kosmos Foyer
www.theaterkosmos.at