Fünf Kritikpunkte an den Plänen für Bregenz Mitte

Den einen gehe es um einen Bahnhof um jeden Preis, den anderen um schöne Bilder für den Wahlkampf. Hier sieht die Arbeitsgemeinschaft die größten Herausforderungen.
Bregenz Es ist ein gutes Jahr, bis in den Vorarlberger Gemeindestuben wieder gewählt wird. So auch in der Landeshauptstadt und es zeichnet sich ab, dass der Bahnhof Bregenz mit der Seestadt und dem Seequartier wieder zum Wahlkampfthema verkommt. Bei der Arbeitsgruppe Bregenz Mitte, die vor fünf Jahren im Wahlkampf eine nicht unwichtige Rolle spielte, sind die derzeitigen Ideen für das gleichnamige Bahnhofsquartier nicht ohne Kritik.
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Kritikpunkt 1: die Landesstraße
Die nun gezeigte Variante 4a zeigt die Landesstraße als Allee. “Nur, mit Tempo 30 funktioniert diese nicht”, warnt Andreas Stickel von der ARGE Bregenz Mitte. Das sei schon allein aufgrund der rund 30.000 Fahrzeugbewegungen pro Tag auf der Straße nicht möglich. “Das wird kein Boulevard, sondern bleibt eine Durchzugstraße.” Dass eine “Planbeschönigung” durch einige Bäume eine Straße noch nicht per se für Passanten attraktiv mache, zeige sich bereits vor der alten Post beim Hafen.

Dass die von der Arbeitsgruppe präferierte Untertunnelung möglich wäre, habe bereits die Bernard-Studie gezeigt, die das Land in Auftrag gab. Eine Variante mit Straßentunnel wurde aber nie zur Diskussion gestellt. “Natürlich hat diese Genehmigungsrisiken”, räumt Stickel ein. “Aber das hat die Verlegung der Landesstraße auch.” Auch der Preis von damals 163 Millionen Euro könne sich mit den aktuellen Bahnhofsplänen messen. “Der Straßentunnel hat aber den Vorteil, neue stadtplanerische Möglichkeiten zu eröffnen.” Der Boulevard stelle hingegen eine 20 Meter breite Barriere zum See dar. “Eine große neue Straße für die Stadt von morgen”, fasst man bei der ARGE dies zusammen.
Kritikpunkt 2: Eine fehlende Anbindung
Derzeit liegen an der Landesstraße die Stadtpolizei, die Landespolizeidirektion Vorarlberg der Bundespolizei und die Bezirkshauptmannschaft. “Diese und das Weiherviertel müssen auch weiterhin erschlossen bleiben”, ist Stickel sicher. In der Variante führt hier bislang nur ein Radweg vorbei.

“Hier wird es aber weiterhin eine Straße brauchen”, wundert sich Stickel, wie dies gelöst werden soll. Bislang orientieren sich alle Plätze in diese Richtung, diese dürften wohl allein durch die Notwendigkeit keine reine Fußgängerzone werden. Die Baufelder im Seequartier rund um den Bahnhof werden damit stark begrenzt, Spielraum gibt es wenig um öffentliche Räume zu erhalten.
Kritikpunkt 3: Mehr statt weniger Unorte
Für Stickel ist der bergseitige Gehsteig entlang der Landesstraße zwischen der Hypo und dem KUB einer der größten Unorte der Stadt. “Hierher verirrt sich nur hin und wieder ein Reisender mit seinem Koffer, sein will man hier nicht”, betont er. Und dieser wird nun für ihn bis zur Mehrerauer Brücke verlängert. Der Kreuzungsbereich bei der Hypo Vorarlberg bleibt unverändert.

“Wer am Bahnhof ankommt, sieht von Bregenz vor allem einmal Busse”, klagt Stickel. Riesige Flächen sind hier durch die Landesstraße und Busbahnhof versiegelt. es sei auch kein Zufall, dass auf den Visualisierungen bislang auf den Straßenverkehr vergessen wurde, Autos sieht man dort keine – trotz oberirdischer Straße. “Leben wird hier keines stattfinden.”
Kritikpunkt 4: Eine Barriere für Fahrräder
Rot ziehen sich die Radwege durch Bregenz Mitte. Zwischen dem Bahnhof und der Mehrerauer Brücke muss dieser jedoch den Boulevard kreuzen. “Das Quellenviertel ist weiterhin von der Stadt abgetrennt”, betont Stickel den Nachteil dieser Lösung. Durch die Unterführung beim Bahnhof könne man immerhin argumentieren, dass der See angebunden ist. Die West-Ost-Achse bleibt jedoch von der Landesstraße durchschnitten.

Kritikpunkt 5: Nichts wird gelöst
Grundsätzlich bestätigt die Variante 4a alles, was man schon zuvor kannte: Die Seestadt besteht zwar nun aus drei Baufeldern statt einem großen. Aber die zwei Sichtlinien gab es bereits bei den Entwürfen von vor zehn Jahren. Und dass der Bahnhof an seinem alten Platz bleibt, stellt auch keine Neuerung dar.

“Die Variante löst keine der bestehenden Probleme”, klagt Stickel an. “Es fehlen öffentliche und halböffentliche Räume. Und die Seestadt riegelt sich zum See ab und öffnet sich zum Berg hin”, betont er die Nachteile einer oberirdischen Straßenführung.
Fazit

“Das große Ganze zerbricht an den Partikularinteressen”, fasst die Arbeitsgemeinschaft die aktuellen Pläne zusammen. Die einen wollen endlich einen Bahnhof, die anderen etwas, dass sich im kommenden Wahlkampf präsentieren können, so ihr Verdacht. “Wir als Arbeitsgemeinschaft werden und daher nun etwas zurückhalten und zu gegebener Zeit wieder einbringen”, verspricht Stickel.