Warum den Obstbauern derzeit doch etwas mulmig zumute ist

Temperaturen wie im Frühling, eine arbeitende Vegetation. Erinnerungen an die “Frostkeule” von 2017 werden wach.
Hard Beim Büchelehof in Hard inspiziert Ulrich Höfert (61) einen blühenden Marillenbaum. Dieser steht direkt an der nach Süden ausgerichteten Wand eines Holzstadels. “Marillenpflanzen blühen immer als Erstes. Aber dass sie dies bereits an einem 7. März tun, ist schon ungewöhnlich”, sagt der Obstbaureferent der Vorarlberger Landwirtschaftskammer. Ein paar Meter weiter betastet Höfert den Zweig eines Kirschbaumes. “Man sieht es, die Knospen treiben schon.”

Birnen vor Äpfeln
Es ist recht frisch an diesem Vormittag. Doch bald schon werden die Temperaturen wieder in die Höhe schnellen. Die Vegetation wird weiter arbeiten, Knospen von Obstbäumen zum Öffnen bringen. Und das Anfang März, mit vielen Wochen, in denen die Frostkeule noch zuschlagen kann und womöglich ganze in Frühblüte befindlichen Kulturen vernichtet.

Höfert räumt ein, dass diese Gefahr besteht. “Es gibt natürlich Obstsorten mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten für Kälteeinfälle.” Dies hängt auch mit der Blütezeit zusammen. Birnen blühen in der Regel vor Äpfeln. Als Letztes die Quitten mit der Blüte dran.
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Dem wärmsten Februar in der Messgeschichte mit einer früh erwachenden Vegetation kann Ulrich Höfert jedoch auch Positives abgewinnen. “Je früher die Blüte da ist, desto eher entkommen wir dem Feuerbrand. Es könnte also auch alles gut werden”, lächelt Höfert.
Frostberegnung
In Bregenz begutachtet der Weinbauer Josef Möth (49) seine Reben unterhalb des Firmensitzes auf der Langener Straße. “Die Knospen hier schwellen langsam an. Es tut sich also bereits jetzt etwas. Noch bin ich nicht nervös. Aber eine gewisse Anspannung ist natürlich da. Wenn Knospen anschwellen, bildet sich Wasser. Ein dramatischer Kälteeinfall würde dieses Wasser gefrieren lassen. Im Weinbau ist mir keine Frostberegnung bekannt. Abgesehen davon, dass das sehr teuer wäre.”

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Bei älteren Reben schneidet er eine sogenannte Fruchtrute. “Das ist wie eine Art Reserve. Wenn Triebe absterben, tun das nicht immer alle. Dann bleibt wenigstens etwas Ertrag”, erklärt Möth. Er zeigt nach oben in den Himmel und lacht. “Wir sind abhängig von dem, was von dort kommt.”

Unheilvolle Nacht
Nichts Gutes von oben kam im Jahr 2017. Damals gab es über mehrere Tage im April Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Den negativen Höhepunkt mit dem Eintreten irreversibler Schäden gab es in der Nacht vom 20. auf den 21. April. Nach den Frostnächten zuvor sank die Temperatur damals gnadenlos auf minus fünf Grad. Dies bedeutete das Ende aller Hoffnungen auf eine Rettung der Obsternte. Fast zu hundert Prozent aller Obstblüten wurden damals zerstört und auch Josef Möth musste dramatische Ausfälle auf seinen Anbauflächen hinnehmen.

Für den größten Apfelbauer im Land, Jens Blum, waren diese Ereignisse der Anlass, eine Frostberegnungsanlage zu installieren. Diese funktioniert zwar meistens, doch wenn sich zu einem tiefen Frost noch Wind gesellt, wird auch mit einer effektiven Frostberegnung nichts.
