Warum den Obstbauern derzeit doch etwas mulmig zumute ist

08.03.2024 • 13:24 Uhr
Vegetation Frost, Zu schnell treibende Vegetation, verbunden mit Obstgefahr. Treffen uns mit Obstbauexperten Ulrich Hšfert
Vollblüte Anfang März. Auch wenn dieser Marillenbaum eine Ausnahme sein mag, die Gefahr eines Frosteinfalls bei Obstpflanzen in Blüte ist heuer wieder da. Ulrich Höfert weiß das. VN/Steurer

Temperaturen wie im Frühling, eine arbeitende Vegetation. Erinnerungen an die “Frostkeule” von 2017 werden wach.

Hard Beim Büchelehof in Hard inspiziert Ulrich Höfert (61) einen blühenden Marillenbaum. Dieser steht direkt an der nach Süden ausgerichteten Wand eines Holzstadels. “Marillenpflanzen blühen immer als Erstes. Aber dass sie dies bereits an einem 7. März tun, ist schon ungewöhnlich”, sagt der Obstbaureferent der Vorarlberger Landwirtschaftskammer. Ein paar Meter weiter betastet Höfert den Zweig eines Kirschbaumes. “Man sieht es, die Knospen treiben schon.”

Vegetation Frost, Zu schnell treibende Vegetation, verbunden mit Obstgefahr. Treffen uns mit Obstbauexperten Ulrich Hšfert
Auch dieser Zweig eines Kirschbaumes treibt schon kräftig. Einen kräftigen Frost sollte es nun nicht mehr geben.

Birnen vor Äpfeln

Es ist recht frisch an diesem Vormittag. Doch bald schon werden die Temperaturen wieder in die Höhe schnellen. Die Vegetation wird weiter arbeiten, Knospen von Obstbäumen zum Öffnen bringen. Und das Anfang März, mit vielen Wochen, in denen die Frostkeule noch zuschlagen kann und womöglich ganze in Frühblüte befindlichen Kulturen vernichtet.

Vegetation Frost, Zu schnell treibende Vegetation, verbunden mit Obstgefahr. Treffen uns mit Obstbauexperten Ulrich Hšfert
Auch bestimmte Birnenblüten machen sich bereits auf den Weg, in überschaubarer Zeit zur Entfaltung zu gelangen.

Höfert räumt ein, dass diese Gefahr besteht. “Es gibt natürlich Obstsorten mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten für Kälteeinfälle.” Dies hängt auch mit der Blütezeit zusammen. Birnen blühen in der Regel vor Äpfeln. Als Letztes die Quitten mit der Blüte dran.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Dem wärmsten Februar in der Messgeschichte mit einer früh erwachenden Vegetation kann Ulrich Höfert jedoch auch Positives abgewinnen. “Je früher die Blüte da ist, desto eher entkommen wir dem Feuerbrand. Es könnte also auch alles gut werden”, lächelt Höfert.

Frostberegnung

In Bregenz begutachtet der Weinbauer Josef Möth (49) seine Reben unterhalb des Firmensitzes auf der Langener Straße. “Die Knospen hier schwellen langsam an. Es tut sich also bereits jetzt etwas. Noch bin ich nicht nervös. Aber eine gewisse Anspannung ist natürlich da. Wenn Knospen anschwellen, bildet sich Wasser. Ein dramatischer Kälteeinfall würde dieses Wasser gefrieren lassen. Im Weinbau ist mir keine Frostberegnung bekannt. Abgesehen davon, dass das sehr teuer wäre.”

Vegetation und Frost osef Möth in seinem Weinberg und schauen uns die Knospen an, die vielleicht zu früh zu treiben beginnen.
Josef Möth in einem seiner Weinanbaufläche vor dem Firmensitz. Auch in seinen Reben steckt jetzt schon wieder Leben. VN/Paulitsch

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Bei älteren Reben schneidet er eine sogenannte Fruchtrute. “Das ist wie eine Art Reserve. Wenn Triebe absterben, tun das nicht immer alle. Dann bleibt wenigstens etwas Ertrag”, erklärt Möth. Er zeigt nach oben in den Himmel und lacht. “Wir sind abhängig von dem, was von dort kommt.”

Vegetation und Frost osef Möth in seinem Weinberg und schauen uns die Knospen an, die vielleicht zu früh zu treiben beginnen.
Auf einige gute Tropfen hofft der Bregenzer Weinbauer selbstverständlich auch für dieses Jahr. Die Natur sollte halt mitspielen.

Unheilvolle Nacht

Nichts Gutes von oben kam im Jahr 2017. Damals gab es über mehrere Tage im April Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Den negativen Höhepunkt mit dem Eintreten irreversibler Schäden gab es in der Nacht vom 20. auf den 21. April. Nach den Frostnächten zuvor sank die Temperatur damals gnadenlos auf minus fünf Grad. Dies bedeutete das Ende aller Hoffnungen auf eine Rettung der Obsternte. Fast zu hundert Prozent aller Obstblüten wurden damals zerstört und auch Josef Möth musste dramatische Ausfälle auf seinen Anbauflächen hinnehmen.

Frost, Wetter, Frostschäden bei Obstkulturen, Weinreben, Weintrauben, Sepp Möth in Bregenz
Erfrorene Traubenblüten. Dieses Schicksal erlebte Josef Möth im April 2017. Die Ernte war praktisch ein Totalausfall. VN/Steurer

Für den größten Apfelbauer im Land, Jens Blum, waren diese Ereignisse der Anlass, eine Frostberegnungsanlage zu installieren. Diese funktioniert zwar meistens, doch wenn sich zu einem tiefen Frost noch Wind gesellt, wird auch mit einer effektiven Frostberegnung nichts.

Warum den Obstbauern derzeit doch etwas mulmig zumute ist