Wie 5000 Haushalte unabhängiger von Strom- und Gasengpass werden können

Rondo und die E-Werke Frastanz beauftragen gemeinsam mit der illwerke vkw und den Stadtwerken Feldkirch Wärmebedarfsstudie für den Walgau.
Frastanz Die große Panik, die Angst vor einem Versiegen der Energie, hat sich gelegt, doch wie und welche Energie in Zukunft in Österreich und Vorarlberg für Wärme und Kraft sorgen soll, ist nach wie vor ungelöst. Als die Not besonders groß war, entschloss sich der größte Gasverbraucher im Land, der Papier- und Verpackungskonzern Rondo Ganahl, ein Reststoffkraftwerk zu errichten, das auch benachbarte Betriebe und Haushalte mit Energie versorgen kann. Bei der Vorstellung der Pläne gab es Applaus aus der Politik für den Papierhersteller und seine Partner Gemeinde Frastanz, E-Werke Frastanz und Brauerei Frastanz. Doch mit sinkenden Preisen und vollen Gastanks ist der Applaus leiser und der Widerstand größer geworden.
Verhandlungen im April
Gegen einen Bescheid der Umweltabteilung des Landes, dass für das Kraftwerk keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig ist, sind 40 Einsprüche von Anrainern, aber auch der Gemeinde Göfis, eingegangen. Im April wird am Bundesverwaltungsgericht über diese Beschwerden entschieden, parallel dazu wird auch der Bau des Kraftwerks verhandelt, bei dem die offenen und kritisierten Themen, also z. B. befürchtete Abgas- und Lärmbelastung, ebenfalls Teil der Verhandlung sind. Ursprünglich sollte das Kraftwerk Anfang 2026 in Betrieb gehen, budgetiert war es bei Präsentation im Juni 2022 mit 95 Millionen. Beides dürfte nicht mehr zu halten sein, so die Einschätzung von Fachleuten.

So weit der Stand in Sachen Reststoffkraftwerk Frastanz, doch nun bekommt das Projekt eine neue Dimension, ein neuer Dreh, der für die Gemeinden im Walgau ebenso wie für Feldkirch interessant werden kann. Neben dem eigenen Energiebedarf, jenem der Brauerei Frastanz sowie Nahwärme für Privathaushalte könnte nämlich die bei der Papierproduktion anfallende Abwärme in Verbindung mit dem Kraftwerk noch besser genutzt und der Öffentlichkeit im Walgau zur Verfügung gestellt werden. In einer eigenen Wärmebedarfsstudie, beauftragt von Rondo, den E-Werken Frastanz, illwerke vkw und den Stadtwerken Feldkirch, sollen der Wärmebedarf potenzieller Abnehmer in der Region und Möglichkeiten der Umsetzung durch ein entsprechendes Wärmenetz untersucht werden. Über Details dazu sowie über das Kraftwerksprojekt wurden vor Kurzem bereits die Walgau-Bürgermeister sowie Mitglieder der Gemeindevorstände aus erster Hand bei Rondo informiert.
Wärmeenergie für 5000 Haushalte
„Wir verwenden bereits heute einen Teil der Abwärme betriebsintern, also für das Heizen, zur Warmwasseraufbereitung und Ähnlichem mehr. Die bislang noch ungenutzte Abwärme könnten wir zukünftig über entsprechende Fernwärmenetze der Region zur Verfügung stellen“, so Hubert Marte, Vorstandsvorsitzender der Rondo Ganahl AG. Und auch Udo Nachbaur, technischer Vorstand bei Rondo, bestätigt: „Die Papierproduktion ist ein energieintensiver Prozess, da für den Trocknungsvorgang bei der Papierproduktion hohe Temperaturen erforderlich sind. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Energie bleibt am Ende als Abwärme in Form von bis zu 60 Grad warmer Abluft übrig. Wir reden hier immerhin über eine vorhandene Menge von rund 70 GWh Wärmeenergie pro Jahr – das entspricht dem Bedarf von rund 5000 Haushalten, die nochmals zusätzlich mit Fernwärme versorgt werden könnten.“

Für die Walgau-Gemeinden und Feldkirch soll in der Studie der Bedarf an Wärmeenergie analysiert und erhoben werden. Zudem geht es um Fragen der Erschließbarkeit der Gemeinden oder eben der Anbindung industrieller Wärmequellen wie bei Rondo oder weiteren Unternehmen in der Region. „Wir haben hier die große Chance, bei uns vorhandene und bislang ungenutzte Ressourcen zu verwerten. Die Wärmebedarfsstudie wird aber auch wichtige Grundlagen für eine künftige Nutzung und Verteilung der Energie als Fernwärme liefern“, so Christian Meusburger, Projektleiter der illwerke vkw. Mit der Biowärme Frastanz und dem Wärmenetz der Stadtwerke Feldkirch gebe es bestehende Netzwerke im näheren Umfeld, die sinnvoll integriert und gegebenenfalls ausgebaut werden könnten.
Reststoffkraftwerk Frastanz
Wärmeleistung (BWL) ca. 35 MW
Energie-Output (pro Jahr) 140 GWh thermische Energie, 60 GWh elektrische Energie
Reststoffe aus Produktion 11.000 Tonnen aus der Rondo-Papierfabrik am Standort
Benötigte Fläche 3600 Quadratmeter, auf dem Firmengelände von Rondo
Gebäudehöhe Kraftwerk 32 Meter
Geplante Investitionssumme 95 Millionen Euro (Stand Frühjahr 2023)
Inbetriebnahme Kraftwerk 2027 (geplant)