Die Assistenz als Karriere-Sprungbrett

Ein Jahr Schule für medizinische Assistenzberufe. Yara Ahmad aus Syrien hat sie absolviert.
Feldkirch Der weiße Kittel steht ihr gut. Yara Ahmad (23) trägt ihn mit Stolz, und das zurecht. Die junge Frau aus Syrien absolvierte in der Schule für medizinische Assistenzberufe (MAB) eine Ausbildung zur Laborassistentin. Am Institut für Pathologie im LKH Feldkirch hat Yara eine Anstellung gefunden. Ihr Einsatz wird dort sehr geschätzt. „Laborassistenten sind eine wichtige Berufsgruppe. Ohne sie können wir den Personalbedarf nicht mehr decken“, sagt die leitende Biomedizinische Analytikerin Friederike Pipal. Für Yara Ahmad ist sie Mentorin und Vorbild zugleich, denn Yara strebt denselben Beruf an. Dafür heißt es aber zuerst noch für die Matura lernen. Schuldirektorin Marina Längle freut sich indes über die Bestätigung des Bedarfs aus berufenem Munde: „Wir haben in diesem Fach mit fünf Teilnehmenden begonnen. Alle bekamen sofort einen Job.“

Basis- und Aufbaumodule
Vor einem Jahr wurde die Schule für medizinische Assistenzberufe am Berufsförderungsinstitut (BFI) der Arbeiterkammer offiziell aus der Taufe gehoben. Die Ausweitung des Angebots soll einen Beitrag zur Linderung des Fachkräftemangels in der Pflege und bei medizinischen Assistenzberufen leisten. Die Schule bietet Spezialisierungen für Ordinationsassistenz, Desinfektionsassistenz, Laborassistenz, Röntgenassistenz sowie Gipsassistenz. Für den Einstieg müssen die Teilnehmenden ein Basismodul besuchen. Anschließend können sie sich für ein Aufbaumodul entscheiden. Für drei Aufbaumodule oder eine Ausbildung in der Pflegehilfe ist die „Medizinische Fachassistenz“ zu haben. Voraussetzung sind neben einem Erstberuf auch gute Deutschkenntnisse. „Unsere Absolventen müssen verstehen, was von ihnen verlangt wird“, erklärt Marina Längle.

Keine Zeit verloren
Yara Ahmad kam 2015 mit ihrer Familie nach Österreich. Eine schwere Krebserkrankung des Vaters ermöglichte die Ausreise aus dem von Kriegswirren gebeutelten Land. „Syrien bleibt meine Heimat“, bekräftigt Yara. Zwei Jahre lebte die Familie in Oberösterreich, wo der Vater erfolgreich behandelt wurde. 2018 erfolgte die Übersiedlung nach Vorarlberg. Yara verlor keine Zeit. Sie holte ihren Pflichtschulabschluss nach und belegte beim BFI einen Deutschkurs. Nach zwei Jahren in der Handelsschule absolvierte Yara Ahmad ein MAB-Basismodul, danach das Aufbaumodul zur Ordinations- und schließlich zur Laborassistentin. 859 Praxisstunden sowie 321 Unterrichtseinheiten waren bis zur Abschlussprüfung zu bewältigen. Yara ist froh, in der Pathologie eine tolle Arbeitsstelle und ebensolche Kolleginnen und Kollegen gefunden zu haben. „Hier zu arbeiten macht mir großen Spaß“, sagt sie in fast perfektem Deutsch. Das soll es aber nicht gewesen sein. Die Kurdin fand Gefallen an der Labortätigkeit und strebt deshalb eine Ausbildung zur Biomedizinischen Analytikerin an. MBA-Direktorin Marina Längle ist zufrieden: „Die Ausfallquote liegt bei null, denn wir haben nur Leute in der Ausbildung, die das wirklich möchten.“ Das sei auch für sie etwas Bereicherndes.

Vollwertige Ausbildung
Das größte Interesse zieht die Ordinationsassistenz auf sich. „Hier bilden wir zweimal pro Jahr 10 bis 15 Personen aus“, berichtet Längle. Mehr Teilnehmende würde sie sich für die Röntgen- und Laborassistenz wünschen. Letztere wird alle zwei Jahre angeboten. Im Herbst startet eine neue Runde. Bis jetzt gibt es immerhin 10 Anmeldungen. Die Laborassistenz wurde erst im Zuge der Schuldgründung ins Programm genommen. Die übrigen Angebote gab es als Lehrgänge schon länger. Marina Längle betont die Vollwertigkeit der Ausbildungen: „Absolventinnen und Absolventen sind befähigt, in mehreren Bereichen Assistenzaufgaben zu übernehmen. Sowohl in der Niederlassung als auch vermehrt im Qualifikationsmix eines Krankenhauses sind sie gerne gesehen.“ Bei Yara Ahmad stimmt die Einschätzung auf jeden Fall.





