Ein Dach überm Kopf als Gemeinschaftsprojekt

21.03.2024 • 12:27 Uhr
Verein GBW
Judith Bechtold und Franz Rüf engagieren sich intensiv für die Idee. VN/MM

Verein möchte anderswo bereits erfolgreiche Beispiele auch nach Vorarlberg bringen.

Eichenberg Die Idee hat Potenzial und, wie Beispiele in der Schweizer und deutschen Nachbarschaft zeigen, auch das Zeug zum Erfolg. In Vorarlberg möchte ein Verein das gemeinschaftliche Bauen und Wohnen salonfähig machen. „Es geht darum, leistbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig Eigentum zu bilden, denn die Bewohner sind Miteigentümer und nicht Mieter“, erklärt Vereinsobmann Franz Rüf das Prinzip. Inklusion ist dabei ebenfalls ein großes Thema. „Jeder soll einen guten Platz mitten im Leben haben“, ergänzt Judith Bechtold, die sich schon lange bei der Integration Vorarlberg engagiert. Auch dort ist Wohnen ein großes Thema. „Wir sind aber nie so recht weitergekommen“, räumt sie ein. Im Verbund mit dem Verein „Gemeinsam Bauen und Wohnen“ (GBW) sieht Bechtold eine gute Möglichkeit, das Anliegen auf den Boden zu bringen.

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Das Hagmann-Areal in Winterthur, das den Vorarlberger Gästen gefallen hat. Brunko, Linder

Gegen Vereinsamung

Der Verein geht nicht blauäugig an die Sache heran. „Es handelt sich um kein Experiment“, betont Franz Rüf. Es gebe genug funktionierende Beispiele. Bei Exkursionen nach Deutschland und in die Schweiz wurden solche Anlagen besichtigt und: „Sie haben uns begeistert“, sagt Rüf. Als vorbildhaft blieb den Gästen aus Vorarlberg das Hagmann-Areal in Winterthur im Gedächtnis. Gemeinsam ist allen diesen Objekten, dass Individualflächen, also das, was jeder die eigenen vier Wände nennt, zugunsten von Gemeinschaftsflächen reduziert sind. Judith Bechtold spricht in diesem Zusammenhang auch von sozialer Inklusion. Gemeinsame Aktionen, der gemeinsame Außenraum und die gemeinsam genutzten Spiel- sowie Freizeiteinrichtungen würden zu einer hohen Wohnqualität beitragen, sind die Initiatoren überzeugt. Für ältere Menschen verringere das die Gefahr von Vereinsamung. Jüngere Menschen, so zeigen die Erfahrungen, entwickeln eine höhere soziale Kompetenz. Die profanen Vorteile: Kostenreduktion durch gemeinsame Mobilitäts- und Umweltmaßnahmen und eben ein Wohnen, das im Rahmen einer Genossenschaft noch leistbar ist.

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Vieles gemeinsam machen ist die Devise beim gemeinschaftlichen Bauen und Wohnen.

Offen für andere sein

Einmal ging der Verein mit seinen Vorstellungen bereits an die Öffentlichkeit. Das war, als die Nachnutzung des Salvatorkollegs in Hörbranz zur Diskussion stand. Die Ausstellung stand unter dem Titel „Bist du bereit für neue Nachbarschaft?“. Viele wären es gewesen, laut Franz Rüf standen 400 Interessenten auf der Liste, doch die Gemeinde entschied sich letztlich um. Der Verein ließ sich davon jedoch nicht beirren. Inzwischen konnte am Lehenweg in Bregenz ein Grundstück aufgetan werden, das sich für eine städtische Nachverdichtung eignet. Bei Informationsveranstaltungen hat der Verein das Projekt schon vorgestellt. „Sobald sich die Interessentenschaft gefestigt hat, legen wir ein konkretes Konzept vor“, kündigt Rüf an. Angedacht sind 42 Wohneinheiten für Familien, Paare und Einzelpersonen sowie Gemeinschaftsräume in nachhaltiger Bauweise. Die Initiatoren hoffen, mit dem Planungsprozess im Spätsommer beginnen zu können. “Wer gemeinschaftlich bauen und wohnen möchte, muss offen für andere Menschen sein“, betonen Rüf und Bechtold.

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Eine attraktiv gestaltete Gemeinschaftsfläche im Hagmann-Areal.

Infos zum Verein und seinen Plänen unter www.gbw-vorarlberg.at; weitere interessante Links: www.weiterwohnen.eu/; www.mehralswohnen.ch/; www.neustartschweiz.ch/nach-hause-kommen/