Apotheken möchten selbst Impfungen anbieten

Durchimpfungsrate soll erhöht werden. “Dazu braucht es einen niederschwelligen Zugang”, so Susanne Schützinger-Österle, Vizepräsidentin der Vorarlberger Apothekerkammer.
Schwarzach Beim Impfen hinkt Österreich hinterher. Die Apothekerkammer hat dafür die Niederschwelligkeit der Impfmöglichkeiten als einen der Gründe ausgemacht und die Forderung erneuert, in ihrem Bereich auch Impfungen anbieten zu können. In Wien hat die Kammer jetzt gemeinsam mit Vertretern der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), des Seniorenrats und der Patientenanwaltschaft Druck für die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage gemacht. Während Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bereits im Vorfeld Unterstützung signalisiert hatte, sieht die Ärztekammer keinen entsprechenden Bedarf.

Österreich schert beim Impfen aus. Fast überall auf der Welt könnten Impfungen auch in Apotheken angeboten werden, heißt es seitens der Apothekerkammer. Dort wird auf eine internationale Erfolgsgeschichte verwiesen, weil Durchimpfungsraten deutlich höher sind als hierzulande. “Die Apotheke ist ein sehr niederschwelliger Zugang für alle Bevölkerungsgruppen. Wir haben auch die Zeit für persönliche Beratung”, sagt Susanne Schützinger-Österle, Vizepräsidentin der Vorarlberger Apothekerkammer. Sie verweist zudem auf die längeren Öffnungszeiten im Vergleich zu Arztpraxen.
Durchimpfungsrate erhöhen
Mit dem zusätzlichen Angebot soll die Durchimpfungsrate erhöht werden. Bei der Grippe-Impfung liege diese in Österreich bei lediglich zwölf Prozent. Dabei habe man in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, die Rate zu erhöhen, sagt Schützinger-Österle. Trotz des Gratis-Angebots blieb der Erfolg aus. Die Hemmschwelle und der Zugang sei zu kompliziert, befindet die Apothekerin und beschreibt die Erfahrungen aus anderen Ländern. “Wo es das zusätzliche Angebot in den Apotheken gibt, konnte die Impfrate um bis zu 60 Prozent gesteigert werden”. Zudem habe sich gezeigt, dass durch das Impfen in den Apotheken auch die Impffreudigkeit in den Arztpraxen zunehme. Dazu gebe es Beispiele aus der Schweiz, so Schützinger-Österle.
Apotheker mit Ausbildung
Österreichweit gibt es rund 6500 Pharmazeuten. Über 2000 hätten eine Ausbildung nach internationalem Vorbild mit einem theoretischen und einem praktischen Teil absolviert. Die Ausbildung sei auch bei den Mitgliedern des österreichischen Impfgremiums anerkannt. In Vorarlberg dürfte es zwischen 70 und 80 Apotheker mit entsprechender Ausbildung geben. Damit wäre eine landesweite Abdeckung gewährleistet. Die Apothekerkammer appelliert jetzt an die Verantwortlichen, die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Thema liege nun schon lange auf parlamentarischer Ebene “in der Pipeline”, sei aber immer wieder im Gesundheitsausschuss vertagt worden, heißt es dazu von der österreichischen Apothekerkammer in Wien.

Wenig Freude mit dem Vorschlag der Apothekerkammer hat naturgemäß die Standesvertretung der Ärzte. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, verwies in einer Aussendung am Dienstag auf Umfrageergebnisse, wonach die Mehrheit der Bevölkerung “befürwortet, dass Impfungen ausschließlich von vollumfänglich ausgebildetem medizinischem Personal, insbesondere von Ärztinnen und Ärzten, durchgeführt werden.” Impfen sei mehr als nur ein Stich, gab Steinhart zu bedenken. Es sollten daher vielmehr die Rahmenbedingungen für Impfungen in den Ordinationen verbessert werden. (APA)