Drohendes Karriereende für Weber: “Habe dafür keine passende Erklärung”

Handball-Goalgetter Robert Weber droht Ende Mai das abrupte Ende seiner triumphalen Karriere.
Dornbirn Robert Weber ist ohne Zweifel der erfolgreichste Handballer Vorarlbergs. Der mittlerweile 38-jährige Linkshänder kann im Verlauf seiner über 20-jährigen Karriere auf zahlreiche Triumphe und auf eine Vielzahl an Rekorden verweisen. Doch dem Goalgetter der Nation droht das abrupte Ende seiner Karriere. Nach den letzten drei Partien als Spielertrainer der HSG Bärnbach/Köflach im Kampf um den Klassenerhalt in der HLA-Meisterliga steht der hochdekorierte Goalgetter ohne Vertrag da. „Es fühlt sich surreal an, doch ich habe keine passende Erklärung dafür. Vor zwei Tagen wurde ich im Rahmen des WM-Play-off-Spieles als erster Handballer Österreichs mit dem goldenen Ball für die Nominierung ins All-Star-Team bei der EURO 2024 ausgezeichnet, anschließend haben wir uns zum elften Mal für ein Großereignis qualifiziert. Eigentlich müsste ich auf der Welle der Begeisterung schweben, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Es hat den Anschein, dass ich in den Ruhestand geschickt werde.“
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Außergewöhnliche Zahlen
An den Qualitäten und der Fitness kann es nicht liegen. Mit seinem unglaublichen Wurfrepertoire hat der Wahl-Dornbirner maßgeblichen Anteil daran, dass Österreichs Männerteam in den letzten 14 Jahren auf der internationalen Bühne zahlreiche Magic Moments feiern konnte und sich im erweiterten Kreis der Weltspitze etabliert hat. „Ich bin körperlich topfit und habe noch immer Riesenspaß am Handball. Doch ich kann die Situation nur bedingt beeinflussen und nichts erzwingen.“

Der gebürtige Harder war als einziger Spieler bei den Europameisterschaften 2010, 2014, 2018, 2020, 2022 und 2024 sowie Weltmeisterschaften 2011, 2015, 2019 und 2021 dabei. Seit seinem Debüt im Männerteam im November 2004 hat der Rechtsaußen 228 Länderspiele absolviert, dabei unglaubliche 990 Volltreffer erzielt und nimmt in der ewigen Bestenliste hinter Andi Dittert (1089) Rang zwei ein. Weber war nicht nur bei allen Finalturnieren dabei: Er schaffte auch das Kunststück, in allen 27 WM- und 32 EM-Endrundenspielen zumindest ein Tor zu werfen. Mit 281 Treffern (Schnitt 4,7 pro Partie) seit der EURO 2010 im eigenen Land ist er die überlegene Nummer eins in der rot-weiß-roten Statistik bei den zehn Großevents.

Kein Da Capo wie letzten Sommer
Der ÖHB-Rekordfeldspieler macht kein Hehl daraus, dass er skeptisch ist, dass sich in den nächsten Wochen an der Situation etwas ändert. „So etwas wie letzten Sommer, als ich bis Oktober auf ein Angebot warten musste, wird es nicht mehr geben. Eigentlich würde ich noch gerne ein oder zwei Jahre als Profi weiterspielen. Stand heute deutet aber vieles darauf hin, dass Ende Mai die Lichter ausgehen und ich schweren Herzens meine aktive Karriere beenden muss.“

Um die unangenehme Situation zu verändern, hat sich Weber vor wenigen Monaten von seinem Berater getrennt und sondiert auf eigene Faust den Markt: „Ich weiß nicht, ob ich im Verlauf meiner Karriere etwas falsch gemacht habe und mich deshalb kein Club verpflichten will.“


Unabhängig davon wird Weber, der mit 2510 Treffern Platz fünf in der Torschützenliste der Deutschen Bundesliga einnimmt, Ende Mai die Aufnahmeprüfung an der Polizeischule ablegen. „Ursprünglich wollte ich weiter nach Rekorden jagen, doch es hat den Anschein, dass meine handballerischen Qualitäten nicht mehr gefragt sind.“