Hochwasser in Süddeutschland steigt

01.06.2024 • 10:55 Uhr
Hochwasser in Süddeutschland steigt

Meckenbeuren In vielen Gemeinden entlang der von Dauerregen belasteten Flüsse in Süddeutschland könnte es am Samstag zu heftigen Überschwemmungen kommen. Auch wenn es in der Nacht zunächst keine großflächigen Überflutungen gab, wurde vielerorts Jahrhunderthochwasser befürchtet. Besonders im Fokus steht dabei die Bodensee-Region: Wegen akuter Überflutungsgefahr wurden rund 1.300 Menschen im baden-württembergischen Meckenbeuren geraten, ihr Zuhause zu verlassen.

Andere Gemeinden forderten Bewohner am Freitagabend vorsichtshalber auf, Kellerräume zu meiden und nötigenfalls für ein paar Tage woanders zu schlafen. Bei der Sicherheitsmaßnahme in Meckenbeuren handle sich nicht um eine Evakuierung, sondern um eine Empfehlung wegen des erwarteten extremen Hochwassers am Fluss Schussen, teilte die Gemeinde in Oberschwaben Samstagfrüh mit. Eine Evakuierung sei aktuell auch nicht geplant. “Wir hoffen immer noch, dass sich die Wetterlage etwas entspannt und die Hochwasserpegel weniger dramatisch ausfallen als vorhergesagt”, hatte Bürgermeister Georg Schellinger am Freitagabend gesagt.

In Lindau am Bodensee wurden am Freitagabend bereits erste Straßen und Unterführungen überflutet und der Stadtbus-Verkehr musste eingestellt werden. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk waren im Dauereinsatz. Aus einem Mehrfamilienhaus mussten Bewohner evakuiert werden, da durch eingedrungenes Wasser die Möglichkeit eines Kurzschlusses bestand.

In Teilen der süddeutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern gilt für Samstag laut Deutschem Wetterdienst (DWD) vielerorts die höchste Warnstufe. Die Niederschlagsmengen in der Nacht entsprachen weitgehend den Prognosen. Im schwäbischen Sigmarszell im Landkreis Lindau fielen innerhalb eines Tages rund 128 Liter Regen pro Quadratmeter. In Ottobeuren im Landkreis Unterallgäu sowie in Wangen im Allgäu (Landkreis Ravensburg) waren es rund 108 Liter. In Kißlegg fielen rund 105 Liter, in Weiler-Simmerberg im Landkreis Lindau circa 104 Liter.

Die dadurch anschwellenden Wasserstände der Flüsse lösen auch Sorgen weiter nördlich aus, etwa an der Donau sowie an deren weiterer Zuflüsse. Hier wird teils mit Überflutungen gerechnet, wie sie statistisch nur alle 50 bis 100 Jahre vorkommen.

Der Landkreis Günzburg rief bereits am Freitag vorbeugend den Katastrophenfall aus. Camping- und Freizeitplätze an den Flüssen Günz, Kammel und Mindel sollten geräumt werden – hier dürften während der Pfingstferien viele Gäste des Freizeitparks Legoland verweilen. Am Samstag wurden dort die Pegelstände eines Jahrhunderthochwassers erreicht.

Auch in anderen Regionen Deutschlands haben die Niederschläge die Wasserstände in Flüssen ansteigen lassen – und weitere Zuwächse werden erwartet. In Hessen ist laut dem regionalen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie ein statistisch nur alle 20 Jahre auftretendes Hochwasser an Rhein und Neckar möglich.

Im Osten Deutschlands müssen sich die Menschen laut DWD auf viel Regen, teils auch auf Gewitter einstellen. Allerdings treffe das Unwetter Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt voraussichtlich weniger stark als zunächst befürchtet.

In der Ostschweiz sind mehrere Verkehrswege am frühen Samstag wegen Erdrutschen oder Hochwasser vorübergehend unpassierbar geworden. Betroffen waren einzelne Kantonsstraßen in den Kantonen Zürich, St. Gallen und Thurgau, wie der Touring Club Schweiz (TCS) mitteilte. Allein im Kanton Thurgau registrierte die Polizei bis am Samstagfrüh mehr als 100 Schadensmeldungen. (APA)