Mit 5000 Sandsäcken dagegengehalten

02.06.2024 • 16:50 Uhr
hochwasser hšrbranz, martin mit tochter rosalinda (wohnen das erste alte bauernhaus nach dem tennisplatz)
Spaziergang mit Hindernissen für Martin Willburger und Tochter Rosalina. VN/Steurer, Shourot

Beinahe-Katastrophe. Hörbranz sieht sich mit einem blauen Auge davongekommen.

Hörbranz Sandsäcke stapeln sich vor Hauseinfahrten. Da und dort liegen Schläuche herum. Das Wasser der Leiblach ist immer noch schmutzig-braun, fließt inzwischen aber etwas ruhiger dahin. An den Uferböschungen hat sich Schlamm abgelegt. Alles Zeichen einer Beinahe-Katastrophe. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, stellt Bürgermeister Andreas Kresser zutiefst erleichtert fest. Selbst der Hangrutsch in der Parzelle Hochreute konnte trotz der schweren Regenfälle, die Hörbranz von Freitag auf Samstag in Atem hielten, unter Kontrolle gehalten werden, und das obwohl es im oberen Bereich ordentlich rumorte. Anrainern der Leiblach blieb eine bereits geplante Evakuierung erspart, nachdem sich buchstäblich in letzter Minute der Pegelstand nach unten bewegte.

hochwasser hšrbranz, martin mit tochter rosalinda (wohnen das erste alte bauernhaus nach dem tennisplatz)
Sandsäcke lagern noch auf und entlang des Wanderwegs an der Leiblach.

Das Wasser vor der Haustüre

Dramatische Stunden liegen hinter Bürgern und allen, die unermüdlich auf den Beinen waren, um das Ärgste abzuwenden. Zwei Sattelzüge karrten mehr als 5000 Sandsäcke herbei, die zur Sicherung von Uferabschnitten herangezogen und an Hausbesitzer verteilt wurden. So ganz konnten sie die gewaltigen Wassermassen der Leiblach aber nicht aufhalten. Keller und Garagen liefen voll, ebenso Wiesen und Gärten und die Tennisanlage, deren Plätze unter einer grauen Schlammschicht verschwunden sind. Auch Martin Willburger erwischte es. „Zuerst sickerte das Wasser in den Keller“, erzählt er. Dann stand es irgendwann knapp vor der Haustüre. Im Keller kämpften zwei kleine Pumpen gegen das unaufhörlich eindringende Wasser an. Mit geringem Erfolg. Den brachte erst ein leistungsstarkes Gerät der Feuerwehr. „Es hat super funktioniert“, lobt Martin Willburger den Einsatz der Helfer. Er selbst tat in der Nacht ebenfalls kein Auge zu, überwachte die Pumpen, damit diese nicht leerliefen. Sogar Tochter Rosalina half mit. Groß war die Erleichterung, als das Wasser gegen Mitternacht zurückging und der Regen nachließ. „So etwas hatten wir noch nie“, bemerkt er und ergänzt nachdenklich: „Es ist schon ein mulmiges Gefühl, das Wasser steigen zu sehen.“

hochwasser hšrbranz, martin mit tochter rosalinda (wohnen das erste alte bauernhaus nach dem tennisplatz)
Diese Schutzvorrichtung wird noch einige Tage bestehen bleiben.

Kuchen für die Helfer

Bürgermeister Andreas Kresser hatte sich den Freitagabend auch anders vorgestellt. Eigentlich wollte er eine Open-Air-Veranstaltung besuchen. Es wurde ein Open-Air der anderen Art. Gleichzeitig ist Kresser froh, dass die Gemeinde so glimpflich davongekommen ist. „Ohne die bereits durchgeführten Hochwasserschutzprojekte hätte es nicht gut ausgesehen“, vermutet er. Die Bewohner zeigten ihre Dankbarkeit den Einsatzkräften gegenüber, indem sie Kuchen und Jausen ins Feuerwehrhaus trugen. Gestern konnten die Hörbranzer dann schon wieder feiern, nämlich ihren traditionellen Fronleichnamssonntag. Die Ufersicherungen bleiben indes noch eine Weile stehen.

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Die Leiblach hat sich wieder in ihr angestammtes Bett zurückgezogen.

Der Regen bewegte aber nicht nur Wassermassen, sondern auch Hänge. In einigen Gemeinden kam es zu Rutschungen, so etwa in Bildstein, wo ein Hang in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern in Bewegung geriet.

Maurice Shourot
Auffangmulden hielten die Lage in Hörbranz-Hochreute unter Kontrolle.
Maurice Shourot
Der Hangrutsch in Bildstein spielte sich gefährlich nahe an einem Wohngebiet ab.