Keuchhusten-Alarm: Kindergarten musste geschlossen werden

28.06.2024 • 14:30 Uhr
Keuchhusten, Kindergarten Braike
Die Keuchhusten-Fälle steigen derzeit in Vorarlberg. Dieser Kindgarten musste behördlich geschlossen werden.Fotos: VN/Haller

Ein Kindergarten ist wegen Keuchhusten behördlich geschlossen. Die hochansteckende Infektionskrankheit ist in Vorarlberg auf dem Vormarsch. Fragen und Antworten zum Keuchhusten – wie man sich schützt und welche Symptome bei Kindern und Erwachsenen auftreten.

Bregenz Gähnende Leere auf dem Gelände des Kindergartens Braike in Bregenz – dies wird sich bis zum Beginn der Sommerferien auch nicht mehr ändern. Aufgrund von Keuchhusten wurde die Einrichtung behördlich geschlossen. Bis mindestens einschließlich 4. Juli werden hier keine Kinder betreut, bestätigt die Stadt Bregenz auf VN-Anfrage. Laut dem behördlichen Aushang sind mindestens sieben Personen erkrankt, zwei weitere zeigten Symptome. Da die Krankheit jedoch auch durch Geimpfte übertragen werden kann, müssen die Kinder aller drei Regel- und der beiden Kleinkindgruppen der Kinderbetreuung fernbleiben.

Keuchhusten, Kindergarten Braike
Der Aushang beim Kindergarten informiert über den Keuchhusten-Ausbruch.
Keuchhusten, Kindergarten Braike

Was ist Keuchhusten?

Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine hochansteckende Infektionserkrankung der Atemwege. “Sie ist in Österreich meldepflichtig und wird vom Bakterium Bordetella pertussis verursacht”, erklärt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Es ist möglich, trotz durchgemachter Infektion oder Impfung mehrfach zu erkranken, da die Schutzwirkung durch gebildete Antikörper nicht lange anhält. Gerade für Säuglinge und Kleinkinder ist die Infektion gefährlich. Bei schweren Verläufen kann die Infektion sogar tödlich enden. In Österreich ist im Vorjahr ein Kind an Keuchhusten gestorben, sagt Grabher. Im ersten Lebensjahr stirbt etwa ein Prozent der Infizierten an der Infektion.

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Wie viele Fälle gibt es bereits in Vorarlberg?

Österreichweit belaufen sich die Fälle auf 7095 in Österreich, weiß Grabher. In Vorarlberg waren es Ende vergangener Woche noch 162 Fälle, mittlerweile gibt es 187 Erkrankte. Im Vorjahr waren es gesamt 27 Fälle. “Die Dunkelziffer ist allerdings sehr hoch, da viele Erwachsene Keuchhusten als Kinderkrankheit wahrnehmen und bei Symptomen nicht daran denken. Es betrifft aber genauso Erwachsene.” Etwa ein Drittel der Fälle in Vorarlberg betreffen Kinder. “Die Impfmoral in der Bevölkerung sinkt. Bei allen Krankheiten ist die Durchimpfungsrate abnehmend”, stellt Grabher fest.

Welche Symptome treten bei Keuchhusten auf?

Keuchhusten ist eine unangenehme Erkrankung, die sich durch starke Hustenanfälle auszeichnet. Besonders Kinder leiden sehr stark darunter, oft bis zum Erbrechen. In milderen Fällen kann es zu wochenlangem Hüsteln kommen. Viele Betroffene und deren Angehörige nehmen die Symptome als eine gewöhnliche Erkältung wahr, weshalb sie keinen Arzt aufsuchen. Erkrankte können auch unter Appetitlosigkeit, allgemeiner Schwäche und Schlaflosigkeit leiden. Fieber tritt selten auf.

Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher bestätigt Rettungseinsatz.  Vol
“Auch Erwachsene sind von Keuchhusten betroffen”, warnt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Die Dunkelziffer sei sehr hoch.

Wie steckt man sich an?

Keuchhusten wird per Tröpfcheninfektion übertragen, also Husten oder Niesen, erklärt der Landessanitätsdirektor. Hochansteckend ist die Krankheit vor allem in den ersten beiden Wochen, ansteckend ist sie jedoch bis zur fünften Wochen nach Krankheitsbeginn. “Das Problem ist, dass die Erkrankung nicht gut behandelbar ist. Zwar können Antibiotika eingenommen werden, um die Krankheitsdauer zu verkürzen und den Schweregrad positiv zu beeinflussen, doch die Symptome können trotzdem monatelang anhalten, deshalb ist eine frühzeitige Behandlung besonders wichtig”, rät Grabher.

Keuchhusten, Kindergarten Braike
Der Kindergarten Braike bleibt vorübergehend geschlossen.

Wie kann ich mich schützen?

Der beste Schutz ist für Säuglinge die Impfung der schwangeren Frau und später des Säuglings. Die Impfung wird im Rahmen der 6-fach-Impfung im 3., 5. und 11. bis 12. Lebensmonat geimpft und ist in Österreich Teil des kostenfreien Impfprogramms. Nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter und Auffrischungsimpfung im Schulalter soll bis zum 60. Lebensjahr eine Auffrischungsimpfung mit Keuchhusten als Kombinationsimpfstoff mit Diphtherie, Wundstarrkrampf und Kinderlähmung alle zehn Jahre erfolgen. Bei über 60-Jährigen sogar alle fünf Jahre. “Geimpfte sind zwar vor einer Erkrankung, aber nicht von einer Besiedelung der Bakterien geschützt und können die Infektion theoretisch weitergeben”, erklärt Grabher.

Sicherheit über die Diagnose bringt ein Test beim Arzt. Die Meldepflicht für Keuchhusten ist entscheidend, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Ärzte sind gesetzlich verpflichtet, diagnostizierte Fälle innerhalb von 24 Stunden der Bezirksverwaltungsbehörde zu melden. Ebenso sind Arbeitnehmer dazu angehalten, ihren Arbeitgeber unverzüglich über eine meldepflichtige Erkrankung zu informieren. 

Keuchhusten-Alarm: Kindergarten musste geschlossen werden