YOLO, Diggah und Aura: Kennen Sie die zehn nominierten Jugendwörter 2024?

Was wird das Jugendwort 2024? Die Sprache der Jugendlichen und Erwachsenen unterscheidet sich stark. TikTokerin Asli Sahin hilft bei den Begriffen, während Sprachwissenschaftler Dr. Peter Klaus die andere Seite beäugt.
Bregenz “Das Wort Yolo (you only live once) mag ich sehr und sage es oft. Das ist mein Wort”, erklärt Asli Sahin während sie die Liste der zehn nominierten Wörter für das Jugendwort 2024 studiert.

Das Jugendwort des Jahres wird vom Langenscheidt-Verlag durch einen mehrstufigen Prozess ermittelt, bei dem zuerst Vorschläge gesammelt und von einer Jury auf eine Shortlist reduziert werden. Anschließend entscheidet ein öffentliches Online-Voting über das Siegerwort. “Ich habe einen alten Instagram Account, das war mein erster vor zehn Jahren, und dort steht ‘Yolo‘ in der Biografie.” In ihrem Café “Ashley’s” in Lustenau bekommt die TikTokerin einiges mit. “Meine Gäste sind unterschiedlich alt. Da sich das Café in der Nähe einer Schule befindet, sind sie meistens aber schon jünger.”

Für die 21-Jährige sind einige Worte auf der Liste ein Begriff. Das Wort Talahon oder Aura verwendet sie ebenfalls selbst. “Diese höre ich auch oft bei den Jungen hier im Café. Mit Talahon beschreibt man einen bestimmten Typ, Stil sowie eine Verhaltensart und Weise. Man könnte es schon als etwas asozial bezeichnen”, erklärt Sahin. Aura ist dennoch ihr Lieblingswort. Mit ihren Freunden witzelt sie darüber. Wenn jemand etwas fallen lässt, heißt es gleich „-1000 Aura“. “Man verliert quasi die Aura-Punkte. Wenn man, etwas Außergewöhnliches macht, dann sagt man auch krasse Aura“, fügt sie hinzu.
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Die Zeit, in der die Jugendsprache von politischen Botschaften geprägt war wie in den 1980er-Jahren, ist mit 2024 vorbei. Vielmehr haben die sozialen Medien eine Auswirkung auf die Sprache der Jugendlichen, wie zum Beispiel “Nein Pascal, ich denke nicht” – was auch unter den heurigen Top 10 ist. “Das lese ich oft in den Kommentaren auf TikTok. Ich glaube, das stammt eigentlich aus einem Video”, sagt Sahin. Generell sei die junge Generation ein Fan von Abkürzungen. “Wenn man die Sätze in der Hälfte teilen kann, teilen wir es auf ein Drittel auf. Das ist so die Umgangssprache. Ich liebe den Slang, das macht die Jugendlichen aus. Ich muss meiner Freundin zwei Worte sagen und sie weiß, was ich meine.”

Obwohl Yurr und Digga(h) fast zum täglichen Gebrauch kommen, ändert sich dies beim Umgang mit Älteren. “Wenn ich mit älteren Menschen rede, schaue ich, dass ich diese Wörter nicht verwende und ausführliche Sätze spreche, das ist auch eine Sache des Respekts”, betont die Vorarlbergerin.
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Sich anpassen oder abgrenzen sind hier die richtigen Stichworte. Das betont auch Sprachwissenschaftler Dr. Klaus Peter von der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg. “Durch den Gebrauch von Jugendsprache kann ich ausdrücken, dass ich mich als Teil einer bestimmten Gruppe begreife und ich kann mich gleichzeitig von den Erwachsenen abgrenzen. Jugendliche finden es deshalb oft auch nicht wahnsinnig prickelnd, wenn Erwachsene versuchen, Jugendwörter zu verwenden.” Dennoch muss es nicht sein, dass alle Heranwachsenden so sprechen und die gewählten Begriffe für das Jugendwort 2024 verwenden.

Genau abzubilden, wie Jugendliche sprechen, sei schwierig. “Das hängt damit zusammen, dass es ‚die Jugendlichen‘ als homogene Gruppe nicht gibt und sich Jugendliche in unterschiedlichen Gruppen, Milieus oder virtuellen Welten bewegen”, betont Peter. “Es werden nicht nur laufend neue Wörter gebildet, es verändern sich auch grammatische Regularitäten oder die Art, wie wir Texte schreiben. Neu gebildete oder neue entlehnte Wörter fallen den meisten von uns gleich auf.” Dass englische Wörter immer wieder im Umlauf sind, sei keine Überraschung. Was heuer besonders auffällt, ist, dass einige arabische Wörter (Yalla! Akhi, Talahon) für das Jugendwort des Jahres nominiert sind. “Das spiegelt insbesondere auch die zunehmende Multikulturalität und Mehrsprachigkeit der Jugendkulturen wider”, erklärt der Sprachwissenschaftler. Ebenfalls auffallend ist jedoch, dass keine wertenden Ausdrücke auf der Liste zu finden sind. “In anderen Jahren waren häufig Adjektive (cringe, sus, lost, bodenlos etc.) zum Ausdruck von Bewertungen nominiert, dieses Jahr ist kein Adjektiv dabei.”
Bis zum 3. September kann nun jeder online unter langenscheidt.com/jugendwort-des-jahres für sein Jugendwort des Jahres 2024 abstimmen. Am 19. Oktober wird das Jugendwort verkündet.