Tandem-Kurt und sein Mut zum Abenteuer

21.08.2024 • 10:07 Uhr
Kurt Burger
Kurt Burger mit einer Passagierin. Von oben schaut die Welt ganz anders aus.

Kurt Burger ist ein begeisterter Gleitschirmflieger. Seine Leidenschaft hätte ihn im Jahr 2020 aber beinahe das Leben gekostet.

Gaschurn Schon als Bub war Kurt Burger ein Draufgänger. Auf dem Fahrrad und Moped gab er Gas. Bei Skirennen wetteiferte er um den ersten Platz. Später nahm er an Autorallyes teil. „Ich bin sieben Jahre lang Bergrennen gefahren.“ Auch Rennkart fuhr der Montafoner. „Je schneller ich unterwegs war, umso besser gefiel es mir. Geschwindigkeit hat mich schon immer fasziniert und mich ein Leben lang begleitet.“

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Tandem-Kurt vor seinem Geschäft in Gaschurn.

Parallel dazu hob er mit dem Gleitschirm ab. Mit 17 Jahren hatte der gelernte Einzelhandelskaufmann und Buchhalter das Paragleiten für sich entdeckt. „Wir waren zehn Piloten, die miteinander flogen. Wir haben es uns gegenseitig beigebracht.“ Diesen Sport betreibt der 55-Jährige heute noch mit Leidenschaft. Das Freiheitsgefühl, das ihn in der Luft überkomme, sei herrlich. „Jeder Flug ist ein Abenteuer. Aus eigener Kraft kommt man in die Welt der Vögel. Die Erde von oben zu sehen, ist wunderschön. Einmal flogen drei Adler mit mir mit.“ Burger kommt ins Schwärmen, wenn er über seinen Sport spricht. „1990 bin ich im Gleitflug von der Versettla nach Meran geflogen. Es war meine erste Alpenhauptkamm-Überquerung mit dem Gleitschirm. Das war einer meiner schönsten Flüge. Ich bin in eine Höhe von fast 5000 Metern gekommen und insgesamt fast sechs Stunden geflogen.“

Kurt Burger
Der Flug bereitet der Passagierin sichtlich Freude.

1994 kam Burger auf die Idee, Tandemflüge anzubieten. „Auch andere sollen dieses Freiheitsgefühl erleben.“ Er gründete in Gaschurn das Unternehmen „Tandem Kurt Paragleitflüge“. Sein Angebot ist gut angenommen worden. „Meine vier Piloten und ich machen einige hundert Tandemflüge im Jahr.“ 99 Prozent der Gäste sind laut Burger nach dem Flug begeistert, aber auch erleichtert, wenn sie wieder am Boden sind. Die älteste Passagierin war 86 Jahre alt, der jüngste vier. „Das war mein Enkel Jason. Dem hat es am Anfang gefallen. Aber dann hat er gemeint: ,Ehni, jetzt kannst du wieder hinuntergehen.‘“ Einmal flog Tandem-Kurt mit einer Opernsängerin. „Die hat mir in der Luft etwas geträllert.“

Kurt Burger
Nach einer sanften Landung wieder Boden unter den Füßen. Die Erleichterung ist groß.

Burger lächelt. Aber dann wird seine Miene schlagartig ernst. Denn er kennt auch die Schattenseiten seines Sports. Am 7. Mai 2020 endete ein Flug in einer Katastrophe. Bei der Landung in Schruns wehte sehr starker Wind. Der Montafoner verlor die Kontrolle über den Schirm und prallte gegen die stählerne Feuerwehrleiter des Sozialzentrums in Schruns. Dabei erlitt er schwerste Kopfverletzungen. „Mein Gesicht war blau. Ich habe aus den Ohren und aus der Nase geblutet.“ In einer Not-OP wurden die Blutungen gestillt. Sieben Wochen lag der Gleitschirmpilot im Koma. Sein Leben stand auf Messers Schneide.

Kurt Burger
Kurt Burger fliegt mit seinen Gästen auch im Winter.

„Als ich aufwachte, sagte ich als erstes: ,Es ist schönes Wetter. Ich muss fliegen gehen.‘“ Die Erinnerungen an den Unfall waren gelöscht, nicht aber die Euphorie fürs Gleitschirmfliegen. Nach der Reha hob Burger wieder ab. „Aber seit dem Unfall habe ich noch mehr Respekt vor dem Fliegen.“ Laut Burger passieren die meisten Unfälle durch Übermut und Überschätzung sowie schlechte Windverhältnisse. Deshalb hat für ihn eine sorgfältige Vorbereitung und der Mut, auch einmal einen Flug abzusagen, weil die Bedingungen nicht optimal sind, oberste Priorität. „Zu diesen Vorbereitungen gehört vor allem das Prüfen des Schirms vor dem Flug, ein jährlich stattfindendes Sicherheitstraining für mich und meine Piloten sowie ein genaues Studieren der Wetter- und Windvorhersagen des geplanten Flugtages.“

Tandem-Kurt, der in seinem Leben schon mehrere tausend Flüge absolviert hat, denkt noch nicht ans Aufhören. „Die Gefühle, die ein Gleitschirmflug auslöst, sind einfach zu schön und mit nichts zu vergleichen.“    

   

      

Kurt Burger

geboren 1. Mai 1969

Wohnort Gaschurn

Familie verheiratet, eine Tochter

Ausbildung Einzelhandelskaufmann, Buchhalter

Hobbys Fliegen, Radfahren