Unfallgefahr beim Straße queren: Wie sicher sind Zebrastreifen?

12.09.2024 • 07:46 Uhr
An diesem Zebrastreifen kam es zum tödlichen Unfall. Unter der Woche stehen hier Schülerlotsen.  VN/Rauch
An diesem Zebrastreifen in Dornbirn kam es vergangenen Herbst zu einem tödlichen Unfall. Unter der Woche stehen hier Schülerlotsen.  VN/Rauch

In Dornbirn sorgt ein entfernter Zebrastreifen auf der Bödelestraße für Aufregung. Doch wie sicher sind Zebrastreifen? Im Vorjahr ereignete sich immerhin jeder sechste Schulwegunfall in Vorarlberg auf einem Schutzweg.

Schwarzach In Dornbirn sorgt derzeit ein entfernter Zebrastreifen auf der Bödelestraße für Aufregung. Gleichzeitig ereignete sich im Vorjahr jeder sechste Schulwegunfall in Vorarlberg auf einem Schutzweg, zeigt eine aktuelle Analyse der Mobilitätsorganisation VCÖ auf Basis von Daten der Statistik Austria. Immer wieder kommt es an Zebrastreifen zu gefährlichen Situationen, weil Autofahrer Fußgänger übersehen oder ignorieren.

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Dabei sind die Regeln ganz klar: Kindern ist immer – also auch ohne Zebrastreifen – das sichere und unbehinderte Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen. Das gilt bereits dann, wenn Kinder die Fahrbahn noch gar nicht betreten haben, sondern diese erkennbar überqueren wollen.

Entfernter Zebrastreifen besorgt Mütter, Infos us Leserbrief: Kurz vor Schulbeginn wurde am Oberfallenberg ohne Mitteilung einfach der Fußgängerübergang samt Hinweisschildern entfernt. Wir haben bis zu 20 Kindergarten- bzw. Schulkinder, die mittags über die vielbefahrene Bödelestraße müssen. Lt. Aussage vom Land Vorarlberg sei es “sicherer” für die Kinder, wenn sie mit Handzeichen die Straße überqueren.
Auf der Bödelestraße wurde ein Zebrastreifen entfernt, weil er nicht den RSV-Richtlinien entspräche. Die Eltern haben nun massive Sicherheitsbedenken. VN/Steurer

“Irreführender Begriff”

Wer einen Schutzweg quert, wiege sich allerdings oft in falscher Sicherheit, warnen Verkehrsexperten. Mario Amann von Sicheres Vorarlberg betont, dass der Begriff “Schutzweg” irreführend sei: „Man sollte nicht von einem Schutzweg sprechen, weil es keiner ist. Nur weil ich mich darauf begebe, bin ich nicht automatisch geschützt.“ Wichtig sei es, Kinder beizubringen, wie sie sich richtig verhalten, und auch Erwachsene müssten darauf achten, Kontakt mit Verkehrsteilnehmern aufzunehmen, bevor sie den Zebrastreifen überqueren.

Unfallgefahr beim Straße queren: Wie sicher sind Zebrastreifen?
Mario Amann, GF Sicheres Vorarlberg: “Der Begriff Schutzweg ist irreführend.”VN/Stiplovsek

Der Schutzweg sei nur so sicher, wie er von allen Beteiligten genutzt werde – sowohl von den Verkehrsteilnehmern als auch von den Fußgängern. „In der Praxis läuft es oft nicht so, wie es sollte“, warnt Amann: “Wenn ich als Fußgänger vor dem Betreten eines Schutzwegs nur einmal kurz nach links schaue und danach nur geradeaus oder zum Beispiel aufs Handy, dann sehe ich die Annäherung der Fahrzeuge von beiden Seiten nicht mehr.”

Kriterien sollten erfüllt sein

Amann plädiert dafür, Übergänge besonders in der Nähe von Schulen gut zu beleuchten und Kinder auf Gefahrenstellen hinzuweisen. Zudem sei es entscheidend, dass Erwachsene den Kindern beibringen, den sichersten Übergang zu wählen. Viele Unfälle passieren, weil Fußgänger und Radfahrer zu schnell auf den Zebrastreifen laufen und Autofahrer keine Chance haben zu bremsen.

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Ähnlich sieht es Klaus Robatsch, Forschungsleiter zuständig für Präventionsprojekte beim Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV): “Schutzwege sind nur dann wirklich sicher, wenn sie den geltenden Richtlinien entsprechen, insbesondere den RVS-Kriterien, die österreichweit gültig sind”, betont er. So sollten Zebrastreifen bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Das Geschwindigkeitsniveau auf der Straße sollte nicht zu hoch sein, da es bei über 55 km/h problematisch wird. Eine Sichtweite von mindestens 50 Metern auf den Schutzweg ist ebenfalls entscheidend. Robatsch hebt zudem hervor, dass Beleuchtung eine wesentliche Rolle spielt, da fast 40 Prozent der Unfälle bei Nacht passieren. “Wenn diese Richtlinien eingehalten werden, bietet der Schutzweg die sicherste Möglichkeit zur Überquerung.”

RVS-Richtlinien bei Zebrastreifen

Damit diese ungeregelte Schutzwege ihre Schutzfunktion erfüllen können, sind bestimmte
Voraussetzungen hinsichtlich Standort und Verkehrssituation erforderlich. Im Wesentlichen sind drei Kriterien entscheidungsrelevant:


➜ das Vorliegen einer Mindestfrequenz von Fußgängern und Kfz-Verkehr (Ausnahmen von der Frequenzhöhe ≥ 25 FG/h ≥ 1.000 Kfz/h; längerfristiger Querungsbedarf ≥ 200 Kfz/h (mind. vier Stunden); weitere Ausnahme: gefährdete Personengruppen wie Kinder und Senioren
➜ eine gefahrene Geschwindigkeit, die zwischen 30 und 55 km/h liegt,
➜ sowie ausreichend vorhandene Sichtweiten in Abhängigkeit von der
gefahrenen Geschwindigkeit.

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