“Wir werden Sie alle brauchen!”

Österreichischer Integrationsfonds organisierte Karriereplattform für den Pflegebereich.
Dornbirn Sie haben die Heimat verloren, aber nicht den Mut, neu anzufangen. Auch ihre Träume überlebten Bomben, Zerstörung und Vertreibung. Heithan und Hsen, zwei junge Syrer, möchten in die Krankenpflege. Tamara, Tatjana und Viktoria aus der Ukraine interessieren sich ebenfalls für einen Beruf in der Pflege, und Partenko aus Charkiw würde gerne Arzt werden. Sie alle und einige mehr nützten die vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) erstmals speziell für Pflegeberufe an der FH Vorarlberg organisierte Karriereplattform, um das für sie Mögliche zu sondieren. Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher, zuständig für die Koordination der Pflegeausbildung, ließ die rund 60 Teilnehmenden nachdrücklich wissen: „Wir werden Sie alle brauchen!“

Gutes Niveau bei Deutschkursen
Tatsächlich benötigt Österreich bis 2050 rund 200.000 zusätzliche Pflegekräfte. Auch Vorarlberg hat Bedarf. Bis 2030 sind gut 2300 Mitarbeitende nötig. Um sie zu finden, ist jeder Beitrag willkommen. Die ÖIF-Karriereplattform ging den direkten Weg und brachte Pflegeeinrichtungen mit Arbeitssuchenden aus ÖIF-Deutschkursen zusammen. Gestern, Mittwoch, standen an der FH neun führende Organisationen aus dem Gesundheits- und Pflegesektor parat, um Frauen und Männer aus der Ukraine, aus Syrien, Afghanistan, dem Iran und Irak über berufliche Chancen, offene Stellen und Ausbildungsangebote zu informieren. In Vorarlberg bietet der ÖIF heuer 3000 Plätze für Deutschkurse an. „Sie sind gut gefüllt“, erzählt Patrick Kirschenhofer, Leiter des Vorarlberger ÖIF-Integrationszentrums. Er spricht von einem inzwischen hohen Niveau. Es gehe längst nicht mehr nur um Alphabetisierung. „Wir bewegen uns schon hauptsächlich im Bereich von B1- und B2-Kursen“, freut sich Kirschenhofer.

Partenko (18) steht vor der B1-Prüfung. In der Stadtbibliothek in Dornbirn trainiert der Ukrainer fleißig das Lesen und Schreiben. Bevor er im April 2022 nach Vorarlberg kam, war Partenko Krankenpflegeschüler am College in Charkiw. Das liegt jetzt in Trümmern. Geblieben ist der Wunsch, Arzt zu werden. „Alle in meiner Familie sind Ärzte“, sagt Partenko. Auch er träumt davon, irgendwann einmal als Mediziner zu arbeiten. „Onkologie oder Herzchirurgie“, flicht er zaghaft ein. Einen ersten Schritt dahin möchte Partenko mit einer Ausbildung zum Pflegeassistenten setzen.

Hohe Motivation
Heithan (24) und Hsen (22) zieht es in die Krankenpflege. Heithan floh vor drei Jahren aus Syrien, sein Freund Hsen ist seit zwei Jahren im Land. Beide sprechen schon sehr gut Deutsch, müssen beruflich jedoch bei null beginnen. Sie scheuen sich nicht, das zu tun: „Krankenpfleger ist ein sehr schöner Beruf“, sind sich die Männer einig. Tamara (35) war Kranführerin, bevor sie der Krieg aus der Ukraine vertrieb. Tatjana (44) arbeitete als Steuerprüferin und machte dann noch eine Ausbildung zur Krankenschwester. Viktoria (36) kennt das Spitalswesen aus ihrer Tätigkeit als Beraterin. Jetzt möchte sie eine richtige Ausbildung machen. „Ich würde alle drei sofort nehmen“, schwärmte Lydia Steiner, stellvertretende Schulleiterin der Pflegeschule Vorarlberg in Feldkirch. Sie attestierte den Frauen beste Voraussetzungen, um sich in einem Pflegeberuf zu behaupten.

Für Johanna Rebling-Neumayr, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Hauskrankenpflege, war die Pflegemesse nicht nur vor dem Hintergrund eines steigenden Personalbedarfs ein wichtiges Signal: „Es geht auch um eine gute Integration.“






