Disput um Amalgam-Ersatz

ÖGK und Bundeszahnärztekammer verhandeln. Vorarlberg muss abwarten.
Dornbirn Das könnte noch bohrende Schmerzen bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und der Bundeszahnärztekammer verursachen. Grund ist das mit 1. Jänner 2025 in den EU-Staaten verfügte Verbot von Amalgamfüllungen. Bis dahin gilt es zu entscheiden, welches Füllmaterial als Standardlösung eingesetzt und damit von der ÖGK übernommen werden soll. Da scheiden sich allerdings bereits die Geister. Die ÖGK präferiert Alkasit, die Zahnärztevertreter hingegen pochen auf Glasionemerzement und höhere Tarife. In Vorarlberg gibt es bekanntermaßen schon lange keinen Vertrag mehr mit den Zahnärzten, sondern nur ein Abrechnungsübereinkommen, „mit dem wir aber sehr gut fahren“, wie ÖGK-Landesstellenvorsitzender Manfred Brunner und Landeszanahnärztekammerpräsident Peter Kapeller betonen. Sollte es bundesweit keine Einigung geben, werde wohl auf Landesebene verhandelt, vermutet Brunner.

Schwierige Lösungssuche
Wie die ÖGK jüngst in einer Aussendung festhielt, sei in den 61 Zahngesundheitszentren schon seit drei Jahren erfolgreich die Amalgam-Alternative Alkasit in Gebrauch. Die Verwendung von Glasionemerzement als ausschließliches Füllmaterial, wie von den Zahnärztevertretern verlangt, lehnt sie mit Hinweis auf geringere Qualität und Haltbarkeit ab. Zudem würde das Material nur für kleinere Füllungen und nicht für Mahlzähne empfohlen, zitierte die ÖGK aus Experten-Analysen. ÖGK-Obmann Andreas Huss legte nach: „Wir wollen weiterhin eine hochwertige Versorgung unserer Versicherten mit Zahnfüllungen auf Kassenkosten gewährleisten. Überzogene Forderungen der Zahnärztekammer werden wir nicht akzeptieren.“ Für Zahnärztekammerpräsident Peter Kapeller ist weder das eine noch das andere ein wirklicher Ersatz. „Amalgam war eine gute Lösung“, spricht er in diesem Zusammenhang auch von sozialer Zahnmedizin. „Alle Alternativen sind teurer, weil aufwendiger in der Verarbeitung“, fügt Kapeller noch an. Er sieht in nächster Zeit wenig Licht am Ende des Verhandlungstunnels. Es fehle schlicht und einfach das Geld.
ÖGK-Vorschläge am Tisch
Laut Manfred Brunner sind die meisten Zahnärzte im Abrechnungsübereinkommen vertreten. Müsste die ÖGK in Vorarlberg eigene Verhandlungen mit der Landeszahnärztekammer führen, wäre, ergänzt der Landesstellenvorsitzende, also der Großteil der Versicherten einbezogen. Vorderhand heißt es jedoch abwarten. Erste Gespräche zwischen ÖGK und Bundeszahnärztekammer haben bereits stattgefunden. Die nächste Verhandlungsrunde steht kommende Woche an. Bei diesem Termin werden Vorschläge der ÖGK zur neuen Textierung der Füllungen sowie zum Tarif diskutiert. Kommt es bundesweit zu einer Einigung, gehen die ÖGK-Vertreter davon aus, dass dieses Ergebnis in seiner Gesamtheit in das Abrechnungsübereinkommen in Vorarlberg einfließt. Im anderen Fall würde die ÖGK der Landeszahnärztekammer das Angebot der Sozialversicherung an die Bundeszahnärztekammer zur Übernahme in das Abrechnungsübereinkommen anbieten. Was Manfred Brunner und Peter Kapeller unbedingt wollen: „Das gute Einvernehmen in jedem Fall bewahren.“