„Wir müssen uns selbst helfen“

SeneCura Hohenems organisierte mit dem AMS eine Art Jobbörse im Pflegeheim.
Hohenems „Der Pflegemarkt ist leer.“ Alexander Welte, Hausleiter im Sozialzentrum der SeneCura in Hohenems-Herrenried, eiert nicht lange herum. Darauf warten, bis sich daran etwas ändert, will er aber nicht: „Wir müssen uns selbst helfen.“ In Zusammenarbeit mit der connexia und dem AMS organisierte er deshalb eine Informationsveranstaltung. Gekommen sind gestern, Mittwoch, etwa 50 Interessierte. Das Publikum: bunt gemischt, alle Altersstufen, fast mehr Männer wie Frauen. Cemal Duran (47) war auch dabei. Er arbeitete lange in der Gastronomie, jetzt sucht er etwas, das „für mich Sinn macht“. In einem Pflege- bzw. Betreuungsberuf sieht er diesen Sinn.

Eigener Heimhilfekurs
Alexander Welte hofft, dass die Idee auf fruchtbaren Boden fällt, besonders in Anbetracht der bevorstehenden Pensionierungswelle. Bewerber würden, wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen für die Arbeit in der Pflege mitbringen, zuerst als Hilfskräfte etwa in der Küche oder in der Reinigung übernommen und dann in die Pflege begleitet. Ab März 2025 bietet die SeneCura dafür einen eigenen Heimhilfekurs an. Diese Ausbildung sieht er als guten Einstieg in einen Pflegeberuf. Den Anwesenden, die dicht an dicht saßen, macht er nach der Vorstellung der Sozialzentren Mut zur Bewerbung: „Es braucht jeden Einzelnen in jedem Kompetenzbereich.“

Auch Paula Nenning vom Mobilen Hilfsdienst Hohenems könnte Personal brauchen. „Es gibt eine lange Warteliste bei jenen, die Unterstützung benötigen“, sagt sie seufzend. Reingard Feßler von der connexia ist dankbar für solche Eigeninitiativen. Wichtig sei jedoch immer, gut zu schauen, welche Ausbildung zu welchem Menschen passt, aber, fügt sie an: „Es lässt sich für jeden etwas finden.“ Das neu eingerichtete Welcome Center ist erste Anlaufstelle. Dort wird umfassend zu Einstiegs- und Fördermöglichkeiten informiert. Heuer wurden bereits rund 1000 Erstberatungen durchgeführt. Als Flaschenhals erweisen sich immer wieder einmal die Praktikumsplätze. Deshalb sei eine frühe Bewerbung angezeigt.

Beruf mit Sinn gesucht
Barbora Rutkayova ist auf der Suche nach einem Praktikum. Die 37-Jährige arbeitet derzeit in der Gastronomie, hat jedoch bereits Erfahrung im Betreuungsbereich. Sie war als 24-Stunden-Betreuerin beschäftigt, absolvierte Kurse in ihrer slowakischen Heimat und eine Schulung für Demenzkranke in Deutschland. Jetzt möchte Barbora ganz in die Pflege. In welcher Form gilt es herauszufinden. Sicher ist sie sich darin: „Ich bin für die Pflege geboren.“ Cemal Duran stieg vor eineinhalb Jahre aus der Gastronomie aus und sucht seitdem nach etwas, das ihm Sinn gibt. „Ich möchte auf jeden Fall wieder mit Menschen zu tun haben“, sagt er. Mit den Basisinformationen dieses Nachmittags will sich Cemal nun alsbald einen Beratungstermin bei der connexia geben lassen. Jessica Pereira da Silva (27) lernt gerade Deutsch. „Das ist noch nicht so gut“, entschuldigt sich die junge Kolumbianerin. Von einem Landsmann, der in einem Pflegeheim arbeitet, hat sie erfahren, dass in der Küche Leute gebraucht werden. Da es ihr in der Pflege noch an Erfahrung fehlt, würde sie eben klein anfangen. Das Blatt für ein unverbindliches Informationsgespräch ist jedenfalls schon ausgefüllt.




