Zorn in Lustenau: Neue Rheinbrücke soll an diesen Standort hinkommen

Planungskoordinator Stefan Sutter vom Kanton St. Gallen spricht von einer klaren Bestvariante.
St. Gallen, Lustenau. So einig war sich das politische Lustenau auch vor einer hart umkämpften Gemeindewahl in einer Sache wohl noch nie: Die neue Rheinbrücke nach Au, die das marode alte Bauwerk ersetzen soll, darf auf keinen Fall am alten Standort errichtet werden. Dazu gibt es einen einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung. Doch genau das soll nach den Planungen eines Expertengremiums mit dem Kürzel ZMB (Zweckmäßigkeitsbeurteilung Verbindung Au – Lustenau) geschehen.

24 Stunden-Betrieb
“Aktuell gehen die Planungen in die Richtung, dass nach verkehrstechnischen und umwelttechnischen Gesichtspunkten der beste Standort für eine Verbindung von Au nach Lustenau der derzeitige ist”, bestätigt Stefan Sutter (44), Verkehrsplaner des Kanton St. Gallen. Die Entscheidung über die Bestvariante falle im Lenkungsausschuss des Gremiums jedoch erst im März, will Sutter ausdrücklich betont wissen. Seit knapp fünf Jahren prüft das Gremium Varianten für eine neue, leistungsstarke Rheinquerung anstelle der bald 70 Jahre alten Brücke, die einen 24 Stunden durchgehenden Grenzverkehr gewährleistet und für ein starkes Verkehrsaufkommen in Lustenau sorgt.

Lustenaus klare Haltung
Stichwort Gemium: Dem gehören unter anderem Vertreter vom Kanton St. Gallen und Land Vorarlberg genauso an wie von den Straßenbauabteilungen beider Körperschaften und den Zollbehörden aus Österreich und der Schweiz an. Freilich können auch die betroffenen Kommunen Position beziehen. Wobei die Lustenauer Position eine eindeutige ist. Niemand möchte eine neue leistungsstarke Brücke mit drei Fahrspuren über den Rhein am jetzigen Standort. “Das würde Lustenau als Verkehrshotspot einzementieren. Für uns kommt das nicht in Frage”, sagt Noch-Bürgermeister Kurt Fischer (61). “Es wäre das wohl die beste Lösung für die Schweiz, aber ganz sicher nicht für uns in Lustenau. Ich würde mir diesbezüglich eine entschiedenere Haltung vom Land wünschen”, wird Grünen-Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete Christine Bösch-Vetter deutlich.

Gefährliches Bauwerk?
“Eine Brückenlösung am jetzigen Standort kommt überhaupt nicht in Frage”, lässt auch FPÖ-Chef Martin Fitz keinen Zweifel über seine Position und die seiner blauen Fraktion in dieser Frage aufkommen.
An die 15.000 Fahrzeuge fahren derzeit täglich über die alte Brücke, die eine Länge von 302 Metern aufweist. Nicht selten sorgt diese Frequenz für lange Staus auf der L 203 in Lustenau.

Bösch-Vetter warnt vor den Gefahren des alten Bauwerks. “Unsere Brücke ähnelt in ihrer Bauweise der Carla-Brücke von Dresden. Diese stürzte im September völlig unerwartet ein. Warum? Weil die Schäden an den einbetonierten Stahlseilen nicht entdeckt wurden. Auch unsere alte Rheinbrücke hat einbetonierte Stahlseile.”
Alte Rheinbrücke Lustenau – Au
Erbaut: 1957
Gesamtlänge: 302 Meter
Konstruktion: 5 Pfeiler, sechs Felder
Sanierungen: erste Generalsanierung 1987; Teilstandsanierung 2001; Sanierung 2016
Durchschnittliche Tagesfrequenz: 15.000 Fahrzeuge