Drei Monate Einwegpfand: “Es geht viel schneller, als es das Gesetz ermöglichen würde”

Simon Parth (37), Geschäftsführer von Recycling Pfand Österreich, über den Start, die Zählstellen und Diskussionen über eine Ausweitung.
Schwarzach Seit 1. Jänner ist Österreich ein Einwegpfand-Land. Für alle Getränkeverpackungen aus Plastik und Metall mit Pfandlogo werden seither beim Kauf 25 Cent eingehoben. Simon Parth (37), Geschäftsführer von Recycling Pfand Österreich, der zentralen Stelle für die Umsetzung und Abwicklung des Pfandsystems, zieht im VN-Interview eine erste Bilanz.

Wie fällt Ihr Fazit nach fast drei Monaten Pfandsystem aus?
Simon Parth Wir sind sehr zufrieden. Es ist ein sehr ruhiger, unaufgeregter Start. Das System funktioniert. Wir haben österreichweit schon über zwölf Millionen Flaschen und Dosen zurückgenommen, wenn da irgendwo etwas nicht funktionieren würde oder es irgendwo wirklich gravierend haken würde, dann hätte man das mitbekommen. Wir haben einen Kundenservice eingerichtet, wir haben eine Hotline, wir haben eine E-Mail-Adresse – man findet uns.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie vom Handel, der die Dosen und Flaschen zurücknehmen muss?
Parth Die Rückmeldungen sind sehr positiv.
Auch aus der Gastronomie?
Parth Auch aus der Gastronomie. Wir haben uns bemüht, viel zu kommunizieren und zu erklären. Wir waren auch auf der „Alles für den Gast“ in Salzburg mit einem eigenen Informationsstand vertreten. Die Lösung, die wir in der Gastronomie gefunden haben, hat natürlich auch geholfen, dass es so ruhig läuft. Die Lieferanten von Getränken, mit denen wir Logistikverträge abgeschlossen haben, nehmen die Flaschen und Dosen wieder mit. Das heißt, jeder Gastronom weiß, wem er den Sack in die Hand geben kann.

Wie viele Pfandflaschen und -dosen wurden bislang in den Verkehr gebracht?
Parth In Österreich wurden bereits knapp 75 Millionen in den Verkehr gebracht und die Kurve geht rasant nach oben. Darum gehen wir auch davon aus, dass die Umstellung, wenn es in diesem Tempo weitergeht, bis Mai, Juni erledigt ist. Es geht also viel schneller, als es das Gesetz ermöglichen würde.
Wie viele Gebinde wurden in Vorarlberg zurückgegeben?
Parth Bis letzte Woche wurden 319.700 zurückgegeben, 172.600 Dosen und 147.100 Flaschen. In ganz Österreich waren es zwölf Millionen. Aktuell gibt es über 12.200 Rückgabemöglichkeiten, 6055 davon sind Automaten. Wir haben wahrscheinlich Europas höchste Dichte an Rückgabeautomaten, weil wir auch ein dichtes Netz an Supermärkten haben.
Die Zählstelle West für Vorarlberg ist noch nicht in Betrieb. Wo werden die Gebinde derzeit hingebracht?
Parth Bei der Zählstelle West in Schönwies in Tirol ist mittlerweile alles abgeschlossen. Die Beschwerden sind alle abgelehnt worden. Wir gehen jetzt in die Umsetzung und denken, dass wir sie bis Mitte/Ende Mai in Betrieb nehmen. Bislang wurde noch kein Container aus Vorarlberg zu einer Zählstelle gefahren. Aus jetziger Sicht sehen wir noch keine Notwendigkeit, mit diesem Material irgendwo anders hinzufahren. Wir warten einfach, bis die Zählstelle in Schönwies in Betrieb geht. Österreichweit gibt es schon über 250 Container, und es werden täglich mehr aufgestellt. Erst wenn so ein Container voll ist, fahren wir damit zu einer Zählstelle. Bislang wurde noch kein Zählstelle in Betrieb genommen. Nächste Woche beginnen wir einmal in Müllendorf in Burgenland.
Gibt es Überlegungen, das System auf weitere Verpackungen auszuweiten?
Parth Diese Diskussion gibt es europaweit. Aktuell haben wir ja einige Ausnahmen wie Milchprodukte oder Sirup. Bei den Milchprodukten zum Beispiel hat das hygienische Gründe. Die Sirupe würden die ganze Mechanik in den Automaten völlig verkleben. Ein weiterer Grund ist: Ein Pfandsystem gibt es auch deshalb, um das Littering zu bekämpfen und in der Natur trinkt man vor allem die klassischen Getränke. Beim Tetra Pak werden EU-weit viele Diskussionen geführt. Ich kenne aber aktuell kein Land, das plant, das wirklich umzusetzen, weil es große Schwierigkeiten mit sich bringt. Jetzt ist das ganze System auf Kunststoffflaschen und Dosen ausgelegt – von den Automaten, über die Sortieranlagen, bis zu den Zählstelle. Auch das Recycling danach ist bei einem Tetra Pak sehr schwierig, weil er aus verschiedenen Schichten besteht. Wir werden die Diskussion aber verfolgen.
