Lebenshilfe schließt Kantine im Wildpark: “Wir haben gesagt, wir kommen wieder – aber wenn der Kiosk schließt, überlegen wir uns das”

Sparzwang für die Lebenshilfe sorgt auch im Wildpark und dem BG Bregenz Blumenstraße für Rumoren. Sie müssen neue Kantinenbetreiber finden.
Feldkirch, Bregenz Die 72-jährige Maria Sperger schlendert durch den Wildpark in Feldkirch und wundert sich, dass der Kiosk bald Geschichte sein soll. Die Lebenshilfe wird ihn Ende des Jahres schließt. “Ich halte nicht viel davon. Der Kiosk wird besonders von Familien gut besucht”, sagt die Sulnerin. Die Landesregierung fordert Sozialinstitutionen auf, zu sparen. Die Lebenshilfe schließt deshalb zwei Kantinen: im BG Lauterach und im Wildpark.

Der Duft von Pommes liegt in der Luft, Kinder schlecken Eis, Eltern gönnen sich einen Kaffee in der Frühlingssonne – noch ist alles wie immer beim Kiosk im Wildpark Feldkirch. „Ohne den Kiosk überleg ich mir zweimal, ob ich überhaupt noch herkomme“, sagt eine Mutter, die gerade mit ihren Kindern auf einer Bank sitzt. Seraina Hofbauer (24) aus Graubünden meint: “Ich habe mich heute das zweite Mal mit einer Freundin und unseren Kindern hier getroffen. Wir haben auch gesagt, wir kommen wieder – aber wenn der Kiosk nun schließt, überlegen wir uns das.” Auch der Wildparkverein habe keine Freude damit, bestätigt Michaela Wagner-Braito, Geschäftsführerin der Lebenshilfe. “Aber ich hoffe, dass eine gute Lösung gefunden wird. Wir sind bereit, eine gute Übergabe zu machen. Der Kiosk liegt uns sehr am Herzen.”

Die Lebenshilfe muss 1,7 Millionen Euro sparen. In einem internen Mail, das den VN vorliegt, listete die Organisation vergangene Woche auf, wo sie kürzen wird: Die Werkstätten Ecopark und Staudachweg werden bis spätestens 31. Juli zusammengeführt. Zudem werden in den Werkstätten der Lebenshilfe – wie bei der Caritas – Herbstferien eingeführt. “Das ist nötig, weil die Landesregierung die Förderung von 225 Betreuungstagen auf 220 Tage gekürzt hat”, führt Wagner-Braito aus. Sie verstehe natürlich, dass die Angehörigen damit keine Freude haben. Wie mit dem Beschäftigungsrückgang umgegangen wird, der dadurch anfällt, ist bisher nicht klar, fährt sie fort. Zudem erhalten Menschen mit Behinderung keine Mobilitätstickets mehr, schildert die Geschäftsführerin. “Das war eine freiwillige Leistung, die wir jetzt zurücknehmen müssen. Aber Menschen mit Behinderung erhalten auch vergünstigte Jahrestickets.”
Und dann werden eben zwei Kantinen geschlossen. Wagner-Braito ist aber wichtig, zu betonen: “Diese Angebote wollten wir sowieso hinterfragen, weil der Kernauftrag langsam verloren geht. Wir haben im Gastrobereich immer weniger Menschen mit Behinderung.” Die Sparvorgaben der Landesregierung habe die Lebenshilfe gezwungen, diese Überlegungen nun kurzfristig in die Tat umzusetzen.

Ein Schritt, den das BG Bregenz Blumenstraße besonders trifft, wie Schuldirektor Klaus König erzählt. “Die Lebenshilfe war letzte Woche bei uns und hat uns darüber informiert. Wir waren überrascht, weil der Kiosk ist eigentlich gut gelaufen. Wir sind schon sehr enttäuscht.” Jetzt müsse man relativ kurzfristig einen Ersatz suchen. “Ich hoffe, dass sich die Suche nicht so schwer gestaltet.” Andere Schulen haben erst vor einem Jahr damit Erfahrung gesammelt, als sich die “Aqua Mühle” aus den Kantinen zurückgezogen hat. Zum Beispiel am BRG Dornbirn-Schoren. Direktor Reinhard Sepp erinnert sich: “Im Vertrag stand, dass man spätestens drei Monate vor Ende des Schuljahres kündigen muss.” Die Aqua Mühle habe das im April überraschend getan, weil sich die Schulkantine finanziell nicht gerechnet habe. Sepp weiß: “Die Suche nach einem Anbieter ist schwierig, weil die Aufgabenstellung herausfordernd ist. Das Essen muss regional sein, nach Möglichkeit bio, zumindest öfter vegetarisch als mit Fleisch. Und das ganze preisgünstig.” Er hatte Glück: Unter den Eltern fand sich ein Nachfolger, allerdings machte die Schule Zugeständnisse. Neben dem Menü um 7,50 Euro (für Hauptspeise und Salat) bietet die Kantine jetzt auch Döner, Dürüm, Pizza und Burger an. “Das Angebot wird besser angenommen als zuvor bei der Aqua Mühle”, sagt Sepp. “Aber es wird fallweise von Eltern kritisiert, auch die Bildungsdirektion hat es schon hinterfragt. Uns ist es bewusst, aber es ist alternativlos”, fährt der Direktor fort.
An der BG Blumenstraße muss man sich jetzt jedenfalls beeilen, um im Herbst mit einer neuen Kantine beginnen zu können. Dem Wildpark bleibt hingegen noch etwas Zeit. Die ist bitter nötig, sagt Fiorella Dorsch (38) aus Graubünden: “Man geht ja auch davon aus, dass es irgendeine Verpflegungsmöglichkeit gibt. Ohne macht es einen nicht unbedingt an, hierher zu kommen.”


