Am Grab nur „Franciscus“

25.04.2025 • 13:07 Uhr
PK, Landestheater, Pressekonferenz anlässlich eines gemeinsamen Projekts mit dem Franz-Michael-Felder-Verein und Autor Felix Mitterer, Walter Fink und Stephanie Gräwe

VN Kommentar von Walter Fink.

Es war am 5. August des Jahres 358, als einem römischen Patrizier und seiner Frau im Traum die Gottesmutter erschienen sein soll. Sie versprach, dem Wunsch des Paares nach einem Kind nachzuhelfen, wenn sie an jenem Ort, an dem am nächsten Morgen Schnee liege (man beachte das Datum: Hochsommer), eine Kirche errichten würden. Der Schnee fand sich am höchsten Punkt von einem der sieben Hügel Roms, dem Esquilin. Damit ist Santa Maria Maggiore die erste Kirche, die den Beinamen Maria Schnee trägt. Viele andere, zum Beispiel auch die Wallfahrtskapelle Maria Schnee in Gaschurn aus dem 17. Jahrhundert, sollten ihr folgen. Heute ist Santa Maria Maggiore, die wichtigste der insgesamt vierzig Marienkirchen in Rom, eine der vier Papstkirchen (neben dem Petersdom, der Lateranbasilika und St. Paul vor den Mauern) und eine der sieben Pilgerkirchen (neben den genannten sind das noch St. Sebastian vor den Mauern, Santa Croce in Gerusalemme und St. Lorenzo vor den Mauern) in Rom. In Santa Maria Maggiore wird heute um 10 Uhr Papst Franziskus beerdigt. Wie in vielen anderen Dingen weicht er auch in der Wahl für seinen letzten Platz auf dieser Welt von seinen Vorgängern ab: Er will nicht im Petersdom, dem Herzen des Vatikan, zur letzten Ruhe gebettet werden, sondern in ganz normaler Erde und einem einfachen Holzsarg in seiner Lieblingskirche auf dem Esquilin, die er über hundert Mal in seiner Papstzeit besucht hatte. Auf der Grabplatte soll seinem Wunsch entsprechend nur ein Wort stehen: Franciscus.

Das alles ist nicht selbstverständlich und widerspricht jahrhundertelanger Tradition im Vatikan. Aber das hat Franziskus ja auch schon während seiner Amtszeit getan. Allein die Wahl des Namens nach Franziskus von Assisi, der aus reichem Hause stammend in der italienischen Stadt gelebt, sich ganz der Armut verschrieben und den Orden der Minderbrüder, der Franziskaner, begründet hat, zeigt das Programm des argentinischen Papstes: Die Ärmsten sind ihm die Nächsten, gelebte Nächstenliebe sollte damit auch das zentrale Programm „seiner“ Kirche sein. So führte ihn denn auch seine erste Reise zu den Flüchtlingen in Lampedusa, so pilgerte er jeden Gründonnerstag in ein Gefängnis in Rom, um den Inhaftierten die Füße zu waschen und so wollte er auch nicht in den prachtvollen Räumen des Papstes im Vatikan, sondern im Gästehaus „Sanctae Martae“ wohnen. Diese Gesten waren es, so glaube ich, die seine Papstzeit auszeichneten. Weniger die Reformen an der Kirche, wenn auch seine Kämpfe mit der fast allmächtigen Kurie bemerkenswert, in manchen Fällen sogar erfolgreich waren.


Papst Franziskus folgte damit dem Wort von Jesus auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst’.“ (Markus 12, 28‒31; Lukas 10, 25‒28) Einfach gesagt – aber schwer getan. Franziskus aber hat es vorgelebt.