Kunst und Mode im Werk von Angelika Kauffmann

Am 1. Mai eröffnet die neue Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg.
Schwarzenberg Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Zusammenspiel von Kunst und Mode im Werk von Angelika Kauffmann (1741-1807). Sie verstand es, nicht nur die Gesichter und die Persönlichkeit ihrer Modelle einzufangen, sondern auch modische Trends zu setzen. Ihre Porträts eleganter Frauen in antikisierenden oder orientalischen Gewändern sowie stilvoll gekleideter Männer im Van-Dyck-Kostüm trafen den Geschmack der Zeit und zeugen von ihrem malerischen Können, insbesondere in der Darstellung von Stoffen und Faltenwürfen. Die Ausstellung zeigt Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und textile Objekte und unterstreicht Kauffmanns Bedeutung als Stilikone an der Schwelle vom Rokoko zum Klassizismus.

Kauffmanns Werke sind bedeutende Zeugnisse der Modegeschichte und spiegeln eine Zeit des kulturellen und politischen Umbruchs wider, die von Aufklärung, Handel, Reisen und außereuropäischen Einflüssen geprägt war. In ihren Porträts diente die Mode nicht nur der Darstellung äußerlicher Ähnlichkeit, sondern auch als Ausdruck von Charakter, Bildung und sozialem Status. In den weit geschnittenen Gewändern aus weißen, halbtransparenten Stoffen verschmelzen Elemente der Antike und des Orients. Diese Ästhetik bereitete die klassizistische Mode und den Stil à la grecque” des frühen 19. Jahrhunderts.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Mode vor allem in London erstmals zu einem populärkulturellen Phänomen, in dem die Porträtmalerei eine wichtige Rolle spielte. Angelika Kauffmanns Werke griffen die aktuellen Trends auf und beeinflussten sie zum Teil selbst. Ihre Darstellungen türkischer Genreszenen oder Damen in türkischer Tracht spiegeln die Faszination für den Orient wider. Mode wurde oft als Rollenspiel inszeniert, ähnlich wie bei Maskenbällen oder im Theater. Kleidung im Porträt diente dazu, Geschichten über sich selbst zu erzählen, was auch Kauffmann in ihren zahlreichen Selbstporträts praktizierte. Bereits als Zwölfjährige porträtierte sie sich im Stil des Rokoko und präsentierte sich damit als modebewusste junge Künstlerin.

Ein besonders identitätsstiftendes Werk ist das „Selbstbildnis in Bregenzerwälder Tracht“. Angelika Kauffmann porträtierte sich mehrfach in der Tracht des Bregenzerwaldes, der Heimat ihres Vaters und ihrer eigenen Vorstellung von Heimat. Das 1781 entstandene Gemälde zeigt sie in einer modernen Interpretation der Tracht – mit schwarzem Filzhut und zartem weißen Mieder. Diese Darstellung symbolisiert die Verbindung von lokaler Tradition und individueller Freiheit. Die Ausstellung zeigt auch, dass sich die Trachtenmode ständig weiterentwickelt.

Kauffmann war nicht nur eine erfolgreiche Porträtistin, sondern auch eine angesehene Historienmalerin. Vor allem in ihren großformatigen Historienbildern kommen kunstvoll drapierte Gewänder zum Einsatz. Die Darstellung von Stoffen, Faltenwürfen und Texturen war eine besondere Herausforderung und zentraler Bestandteil ihrer künstlerischen Ausbildung. Zahlreiche erhaltene Gewandstudien zeugen von der intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema und veranschaulichen grundlegende Fragen der künstlerischen Darstellung von Licht, Schatten, Raum und Bewegung.
Ergänzt wird die Ausstellung durch einen künstlerischen Gastbeitrag des in Wien lebenden Schwarzenberger Malers Drago Persic (*1981).

Seine Arbeiten untersuchen Stoffe und Gewänder als Mittel zur Erforschung von Farbnuancen, historischen Pigmenten und Maltechniken und schlagen so eine Brücke zur zeitgenössischen Kunst. Die Ausstellung wurde vom Förderverein „Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg“ organisiert und von Thomas Hirtenfelder kuratiert. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher, reich bebilderter Katalog mit Beiträgen von Hirtenfelder sowie von Theresia Anwander und Angelika Wendl zur Mode des Rokoko.
Bei der Generalversammlung am 29. April in Schwarzenberg wurde die Kunsthistorikerin und ehemalige Direktorin des Kunsthistorischen Museums in Wien, die Bregenzerin Sabine Haag, zur neuen Obfrau des Vereins Freunde Angelika Kauffmann Museum gewählt. Nach 14 Jahren legte Gert Ammann, der den Verein maßgeblich geprägt und weiterentwickelt hat, sein Amt nieder.