“Hier begegnen wir jedem Menschen mit Respekt und Offenheit” – Neuer Leiter im Kaplan-Bonetti-Haus

Wolfgang Grabher (36) übernimmt die Leitung des Kaplan Bonetti Hauses in Dornbirn. Die VN haben sich vor Ort ein Bild gemacht: Ein Haus, das Menschen in Not mit Respekt und Offenheit begegnet.
Darum geht’s:
- Wolfgang Grabher übernimmt Leitung des Kaplan Bonetti Hauses mit 50 Mitarbeitenden.
- Haus unterstützt Wohnungslose mit Beratungs- und Wohnprojekten.
- Sorge um bezahlbaren Wohnraum und soziale Investitionen.
Dornbirn Wolfgang Grabher kennt die Einrichtung Kaplan-Bonetti-Haus nicht erst seit seinem ersten Arbeitstag Anfang Mai. “Ich bin in Rohrbach aufgewachsen, Kaplan Bonetti war dort überall präsent”, erinnert er sich. Den Gründer der sozialen Einrichtung lernte er als Bub sogar noch persönlich kennen.
Nun kehrt der 36-jährige Psychologe als Geschäftsführer zurück – an einen Ort, der ihm stets vertraut war. Und übernimmt Verantwortung für eine Institution, die vielen hilft, die keinen anderen Platz mehr finden. Noch bis Ende Juni wird er von Cornelia Matt begleitet, die die Einrichtung neun Jahre lang geführt hat und dann in den Ruhestand geht. Ihre Arbeit war geprägt vom Leitgedanken, jedem Menschen mit Respekt, Wertschätzung und Offenheit zu begegnen.

Das Haus, nur wenige Gehminuten vom Dornbirner Bahnhof entfernt, bietet mehr als ein Dach über dem Kopf. In drei Bereichen der Kaplan Bonetti gemeinnützigen GmbH – der ambulanten Beratungsstelle, den stationären Wohnprojekten und den Arbeitsprojekten für Langzeitarbeitslose – kümmern sich rund 50 Mitarbeitende um Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, die wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen, und auch um jene, die einfach ein Dach über dem Kopf brauchen. “Hilfe wird hier mit dem Grundsatz geleistet: so lange wie nötig, so kurz wie möglich”, erklärt Grabher.
Großer Andrang bei den 97 Betten
Bei einem Besuch der VN führt Corina Albrecht, Bereichsleiterin der Wohnprojekte, durch das weitläufige Gebäude mit 97 Betten auf drei Stockwerken – eines davon ausschließlich für Frauen.

Auch mehrere angrenzende Häuser gehören zum sozialen Angebot. Am Frontoffice empfängt Jürgen Seegerer rund um die Uhr die Klientinnen und Klienten, die hier erstmals ankommen.

„Die Stelle ist 24 Stunden besetzt“, betont er. Es ist viel los im Haus – und das nicht nur wegen der zentralen Lage: „Der Andrang ist hoch, auch weil die Wohnkosten in Vorarlberg so hoch sind.“

Auch eine kleine, schlichte Kapelle gehört zum Haus. Hier finden Menschen Ruhe – oder gedenken jener, die nicht mehr unter ihnen sind. Eine Stele mit Fotos und Namen erinnert an verstorbene Bewohnerinnen und Bewohner.


Der neue Geschäftsführer bringt langjährige Erfahrung aus der Suchthilfe mit, zuletzt leitete er die Drogenberatungsstelle CLEAN in Bregenz. Berufsbegleitend absolvierte er zudem ein MBA-Studium im Bereich Health Care Management.
Jahrelange Erfahrung in der Suchthilfe
Was ihn antreibt? “Ich habe gemerkt, dass ich nach über einem Jahrzehnt in der Suchthilfe eine neue Herausforderung suche. Hier kann ich meine Erfahrung und meine Managementausbildung verbinden.” Sein Ziel: das Unternehmen gemeinsam mit dem Team stabil durch schwierige Zeiten führen. Der offizielle Wechsel wird am 27. Juni beim Sommerfest im Garten des Hauses gefeiert.

Sorgen bereitet ihm der Mangel an leistbarem Wohnraum. “Die Teuerung, die Nachwirkungen der Pandemie und der Ukraine-Krieg bringen viele an ihre Grenzen. Es braucht mehr geförderten Wohnraum”, sagt er und appelliert an die Politik: “Der Sozialbereich darf nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden – es ist eine Investition in die Zukunft und den sozialen Frieden.”

Die Diskussion um den Dornbirner Bahnhof will Grabher nicht in den Mittelpunkt stellen: “Es gibt einen Austausch mit Stadt und Polizei”, sagt er. Wichtig sei, dass soziale Einrichtungen in solche Prozesse eingebunden werden: “Wir haben oft Zugang zu Menschen, die schwer erreichbar sind. Gute Zusammenarbeit hilft allen.”
Das Kaplan-Bonetti-Haus geht auf eine Initiative der 1950er-Jahre zurück: Seelsorgeamtsleiter Edwin Fasching plante ein Arbeiterwohnheim für junge Männer, die in der Textilindustrie Arbeit fanden. Nach dessen Tod 1957 vollendete Kaplan Emil Bonetti das Projekt – und prägte die soziale Arbeit in Dornbirn über Jahrzehnte. Bonetti, der 1979 den Toni-Russ-Preis der VN erhielt, handelte stets nach dem Grundsatz: Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Am 27. Juni wird der Führungswechsel beim Sommerfest im Garten des Hauses gefeiert.
Zur Person
Wolfgang Grabher
· Geboren am 4. Oktober 1988 in Dornbirn
· Studium der Psychologie (BSc/MSc), Universität Innsbruck
· Ausbildung in Klinischer- und Gesundheitspsychologie sowie Sportpsychologie
· MBA-Studium in Health Care Management, WU Wien