Bachs „Wohltemperiertes Klavier“

20.07.2025 • 13:40 Uhr
Aaron Pilsan
Aaron Pilsan

Aaron Pilsan taucht in Langenargen tief in das Bachsche Universum ein.

Langenargen Andächtige Stille herrschte im Konzertsaal von Schloss Langenargen, als Aaron Pilsan am Freitagabend im Rahmen der Langenargener Schlosskonzerte den zweiten Band von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier präsentierte. Mit seinen zweieinhalb Stunden reiner Spieldauer ist dieser Band ein Werk, das kaum im Konzertsaal zu hören ist, ein Werk, das den Spieler zu geistiger Höchstleistung fordert und die Zuhörer zu intensivem Mithören herausfordert. Doch welch ein Gewinn, wenn Pilsan, für den Bachs Wohltemperiertes Klavier seit seinem sechzehnten Jahr ein Lebensthema geworden ist, in großer innerlicher Freiheit die vierundzwanzig Präludien und Fugen in zwingendem Fluss vorüberziehen lässt. Scheinbar ganz entspannt ließ er die Zuhörer eintauchen in dieses Universum Bachscher Musik, in die Vielfalt der Figuren, die Mannigfaltigkeit der Themen. Subtil wechselten die Stimmungen, die Tonstärken, die Klangfarben. Ganz hingegeben an die Musik wanderte der Pianist durch das tiefgründige Werk, bald in meditativem, bald in perlendem Spiel, in mitreißendem Fluss und wieder versonnen, während die Zuhörer die Gedanken schweifen ließen. Bilder der Ruhe und Geborgenheit, aber auch des kecken Mutes und der Entschlossenheit zogen vorüber, Feierlichkeit und Lyrik, Dunkelheit und Licht wechselten. Und mit seinem schönen, warmen Klang folgte der Steinway-Flügel, der eigens für diesen Raum ausgewählt wurde, dem Pianisten durch alle Tonarten der musikalischen Präludium-Fuge-Paare.


Christel Voith