350 Tonnen: Rorschachs Sandskulpturen-Festival stellt jede Urlaubs-Sandburg in den Schatten

Das Rorschacher Sandskulpturen-Festival verzaubert Besucher mit seinen filigranen Kunstwerken aus feinstem Sand. Künstler aus aller Welt verwandeln das Seeufer in ein wahres Freiluftmuseum voller beeindruckender Skulpturen.
Darum geht’s:
- Das 26. Sandskulpturen-Festival in Rorschach steht unter dem Motto “Natural Intelligence”.
- Neun Teams aus acht verschiedenen Ländern formen rund 350 Tonnen Sand zu außergewöhnlichen Skulpturen.
- Die Künstler werken noch bis 16. August, bevor die Gewinner gekürt werden und die Kunstwerke vom 17. August bis 7. September für die Ausstellung freigegeben werden.
von Anna Weissenbach
Rorschach Hoch hinaus ragen die goldbraunen Kunstwerke an diesem strahlenden Nachmittag. Feiner Sand rieselt leise zu Boden. Noch sind es eher massive Blöcke, doch erste Konturen lassen Gesichter und bald ganze Welten erahnen. Mit Spachtel und Pinsel präzise aus dem feuchten Sand geschnitzt, steht das 26. Internationale Sandskulpturen-Festival im schweizerischen Rorschach dieses Jahr unter dem Motto “Natural Intelligence”.

Zwischen den Skulpturen verweilen Passanten, staunen, kühlen sich im See ab, während die Gespräche der Bildhauer aus aller Welt in der warmen Sommerluft treiben. Wer den Künstlern bei der Feinarbeit zusieht, spürt, wie vergängliche Kunst für einen Moment unvergänglich wird.


Seit über zwei Jahrzehnten verwandelt das Sandskulpturen-Festival in Rorschach die Uferwiese am Bodensee in ein Freiluftmuseum.
Eisskulpturen als Vorbild
Die Idee dazu kam Festivalleiter Urs Koller, selbst erfahrener Bildhauer und Künstler, bei einer Reise nach Moskau. Eisskulpturen inspirierten ihn, als er bei einem Spaziergang schließlich den Gedanken fasste: “Jetzt hab’ ich gefunden, was nach Rorschach gehört.” Für Eis wäre es hier zu warm, Sand dagegen konnte organisiert werden. Stadt, Tourismusverein und Sponsoren waren schnell gewonnen. Was im Jahr 2000 zunächst klein begann, entwickelte sich zu einem festen Termin im Kultursommer.

Rund 350 Tonnen Sand – “so viel wie 100 afrikanische Elefanten wiegen, nur der Sand kann leider nicht laufen”, scherzt Koller – werden jedes Jahr auf der Arionwiese verteilt. Das Baumaterial stammt von einem Kieswerk aus Toggenburg. Zunächst wird der Sand eine Woche lang verdichtet und zu Blöcken geformt. Erst dann beginnt das “Carving” – das präzise Herausarbeiten der Figuren. Ziel ist nicht nur zu beeindrucken. Eine Jury wählt die Gewinner anhand von Themenbezug, technischer Herausforderung, Originalität und Beständigkeit.


Die Motivvielfalt ist so groß und jedem selbst überlassen. Neun Teams aus acht Ländern zaubern in diesem Jahr ihre Werke. Darunter etwa Wiaceslaw „Slava“ Borecki aus Polen mit seinem Teampartner Krists Zarins. Für Slava, hauptberuflich Bildhauer, ist Sandschnitzen Leidenschaft.

“Eigentlich ist das gar nicht so schwer”, erklärt der 53-Jährige. Die größte Herausforderung sei die Höhe: “Mehrere Tonnen Sand auf zwei Meter zu bringen, kostet Kraft und bringt Muskelkater.” Das Carving mache dann mehr Spaß. Mit Schaufel, Wassersprüher, Spachtel und Pinsel rückt er und sein Partner 18 Tonnen Sand zu Leibe.

Regen mache den Skulpturen in der Regel nichts aus, solange er nicht so heftig fällt wie zuletzt, erklären Koller und Borecki. Nachts wird das Gelände abgesperrt, um Vandalismus zu verhindern. “Vor einigen Jahren wurden leider Köpfe zerstört. Das darf nicht mehr passieren”, sagt Koller.


Zu seinen Lieblingsfiguren zähle “Lucy” aus 2015. Karlis Ile und Maija Puncule aus Lettland hatten dabei bereits bei der Einsendung für Stirnrunzeln gesorgt. “Ich habe Karlis gefragt, wie er sich die Umsetzung denn vorstellt. Schlussendlich ist er aus Riga mit einem mehr als zwei Meter langem selbstgebauten Werkzeug angereist”, ist Koller noch heute erstaunt.

Sein größtes Highlight ist jedoch jedes Jahr dasselbe: “Worauf ich mich immer am meisten freue, ist nach dem Festival das Lächeln der Künstler aus Zufriedenheit und Stolz.”
Noch bis zum 16. August kann den Künstlern bei der Arbeit zugesehen werden. Vom 17. August bis 7. September sind die fertigen Skulpturen ausgestellt, bevor sich die Arionwiese wieder zurück verwandelt und der Sand bis zum nächsten Jahr eingelagert wird.
Sandskulpturen Festival 2025
Thema: Natural Intelligence
Festival: 9. August bis 16. August 2025
Ort: Arionwiese Rorschach (CH)
Erwachsene CHF 6.– (Tageseintritt)
Dauerkarte CHF 14.-
Kinder bis 12 jahre gratis
Schulklassen und Rollstuhlfahrer:innen Spezialpreise