Die Kunst trägt ihn über schwere Zeiten

HEUTE • 11:30 Uhr
Die Kunst trägt ihn über schwere Zeiten
Hansjörg Jandl geht ganz im Malen auf. Roland Paulitsch

Hansjörg Jandl (66) leidet seit sieben Jahren an Prostatakrebs. Die Kunst ist ihm eine wichtige Kraftquelle, die ihm hilft, die schweren Zeiten zu überstehen.

Feldkirch/Nofels Seit sieben Jahren hängt ein Damoklesschwert über Hansjörg Jandl (66). Im Jahr 2018 wurde bei dem Nofler Prostatakrebs diagnostiziert. Als man den Krebs entdeckte, hatte er schon gestreut. “Ich hatte mehrere Metastasen in den Lymphknoten.”

Zwei Operationen

Bei einer OP im Juli 2018 entfernte man die Prostata und mehrere Lymphknoten. Ein paar Monate später war eine weitere Operation nötig. “Mir wurde abermals ein Lymphknoten herausoperiert.” Trotzdem zeigte der Bluttest auch danach noch stark erhöhte Werte für die Prostata. Jetzt waren eine Hormontherapie und Bestrahlungen angesagt. “Ein halbes Jahr lang musste ich mich 33-mal bestrahlen lassen.” Jandl litt unter den Nebenwirkungen. “Ich hatte Durchfall und Schmerzen beim Stuhlgang.” Der Krebs ignorierte alle Behandlungen – er kam immer wieder zurück. “Man entdeckte Metastasen in einer meiner Rippen.” Im Oktober des Vorjahres musste er deshalb abermals mehrere Bestrahlungen über sich ergehen lassen. “Im Moment sind die PSA-Werte fallend. Aber man weiß nie, in welche Richtung es geht.”

Die Kunst trägt ihn über schwere Zeiten
Das Atelier ist voll von seinen Bildern.

Die schwere Krankheit hat ihn stark geschwächt. “Ich bin schnell erschöpft. Wenn ich Treppen steige, bekomme ich Atemnot. Ich schlafe auch sehr schlecht und leide unter Muskelschwund und Osteoporose.” Wegen der Erkrankung musste der gelernte Koch frühzeitig in Pension gehen. Aber so hatte er sich die Rente nicht vorgestellt. “Meine Lebensgefährtin Birgit und ich wollten uns in der Pension ein schönes Leben machen. Jetzt kämpfe ich ums Überleben”, sagt er mit traurigen Augen. Auch ein weiterer Traum droht zu zerplatzen wie eine Seifenblase. “Birgit und ich haben ein Bild im Kopf: Als altes Paar sitzen wir händchenhaltend auf einer Bank.” Jandl musste schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, “dass das Leben ganz anders kommt, als man denkt”.

Die Kunst trägt ihn über schwere Zeiten
An diesem Wochenende kann man die Bilder des Hobbymalers aus nächster Nähe betrachten.

Glücklicherweise ist Birgit Bildstein eine Konstante in seinem Leben. Das Paar ist seit 39 Jahren zusammen. “Ohne Birgit würde ich nicht mehr leben wollen.” Auch seine Kunst ist ihm ein Lebenselixier, das ihn über schwere Zeiten trägt. Jandl wollte schon als junger Mann malen. “Aber ich hatte keine Zeit dazu. Ich musste Geld verdienen.” Richtig angefangen zu malen hat er im Jahr 2019. “In der Nacht, wenn ich nicht schlafen kann, entstehen meine Bilder im Kopf. Ich kann nicht sagen, woher die Ideen kommen, sie kommen einfach.” Bei seinen Werken dienen ihm Holzplatten als Leinwand für farbenprächtige Acrylmalereien. Sie verleihen den Bildern eine besondere Struktur.

2013.12.26 image-26-12-14-18_23-3.jpeg
Hansjörg Jandl und Birgit Bildstein sind seit 39 Jahren ein Paar.

Zurzeit hält sich der Hobbymaler und Künstler häufig und gerne in seinem Atelier auf. “Wenn ich male, bin ich nicht krank. Dann denke ich keine Minute an meine Krankheit. Dann bin ich ganz im Moment und im Flow.”

Einsicht in sein Schaffen erhält man am kommenden Wochenende. Im Kreativ-Atelier b in Nofels (Freschner Riegelweg 1) findet am Samstag, dem 25.10., und am Sonntag, dem 26.10. (von 13 Uhr bis 17 Uhr) eine Vernissage statt. “Man kann aber auch zu uns ins Atelier kommen, wenn die Vorhänge beiseitegeschoben sind. Dann sind wir auch da.”

2021.09.22 Bigi's 56. Geburtstag (8).jpg
Zwei, die gerne malen, im Kreativ-Atelier b in Nofels: Hansjörg Jandl und seine Lebensgefährtin Birgit Bildstein.