Landwirtschaft mit höchsten Umweltstandards

OP / 01.09.2020 • 07:56 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Tanja Moser engagiert sich in vielfacher Hinsicht.
Tanja Moser engagiert sich in vielfacher Hinsicht.

Hummelhof in Bürserberg wartet mit innovativen Ideen auf.

Bürserberg Tanja Moser ist Biobäuerin, Glastechnikerin, Pädagogin und vieles mehr. Im Interview erzählt sie von ihren neuesten Ideen.

Erfordert das Leben auf einem Bergbauernhof ständig neue Ideen?

Moser Das Leben am Bergbauernhof bringt spezielle Herausforderungen mit sich, da es in vielerlei Hinsicht um die Pflege und Erhaltung der Natur geht, verbunden mit hohem zeitlichem Aufwand und viel körperlich anstrengender Arbeit bei monetär überschaubarem Einkommen. Um einen solchen Betrieb wirtschaftlich stabil aufzustellen, braucht es tatsächlich neue Ideen und Konzepte – oder auch nur die Rückbesinnung auf jahrhundertealte Konzepte. Denn die reine Milchwirtschaft ist ein Konstrukt der 50er- und 60er-Jahre. Davor war es klar, dass es eine hochdiverse Bewirtschaftungsform braucht, um sich ernähren zu können. Es brauchte also wieder mehr Vielfalt auf unserem Hof als zu meiner Jugendzeit.

Mit welchen Konsequenzen?

Moser Es war mir wichtig, die Veredelung der Rohstoffe möglichst selbst in die Hand zu nehmen und das veredelte Produkt in der Direktvermarktung an den Kunden heranzutragen. Umgekehrt hat dieser auch die Möglichkeit nachzuvollziehen, wie ich arbeite, mit welcher persönlichen Haltung ich meine Tiere pflege und meine Wiesen bewirtschafte.

Stichwort „Natur und Mensch“ – was sind deine ersten Gedanken dazu?

Moser Ich arbeite auf meinem Hof nach dem Prinzip der aufbauenden und regenerativen Bewirtschaftung. Das heißt, ich betrachte meine Arbeitsweise auf den Wiesen maßgeblich unter dem Gesichtspunkt der Humusentwicklung und -erhaltung, was besonders in diesen tendenziell trockener werdenden Jahren unerlässlich wird.

Wie groß ist die von dir bewirtschaftete Weidefläche? Wie viele

Tiere leben bei dir auf dem Hummelhof?

Moser Als einer von elf Betrieben in Vorarlberg bewirtschafte ich die rund 22 Hektar Wald und Wiesen nach dem ergebnisorientierten Naturschutzplan (ENP). Dieser beinhaltet die höchsten Umweltschutzstandards, die derzeit in Österreich umgesetzt werden. Neun Hektar sind einmähdige Magerwiesen mit einer besonders hohen Biodiversität. Am Hof tummeln sich über 40 Mohairziegen, deren Haarkleid geschoren und zu strickfertigen, handgefärbten Wollsträngen verarbeitet und selbst vermarktet wird. Das ist auch das Hauptstandbein am Hummelhof. Des Weiteren bevölkern zwölf Stück originales Braunvieh in muttergebundener Haltung den Kuhstall.

Am Hummelhof sind neue Tiere eingezogen – Mehlwürmer. Was genau hat es mit diesen auf sich?

Moser Mit der Mehlwürmchenzucht habe ich vor einem Jahr begonnen. Auslöser war damals das wieder einmal medial aufbrechende Thema der Kälbertransporte. Kälberimporte stehen Kälberexporten gegenüber: Wenn sich das finanziell für irgendwen lohnt, dann stimmt etwas im System nicht. Niemand will sie, aber sie lassen sich auch nicht von heute auf morgen wegdiskutieren, denn es steht eine langjährig gewachsene Struktur dahinter. Jedenfalls schmerzt mich diese Praxis sehr und wenn mir etwas lang genug weh tut, beginne ich, die Dinge zu verändern. Wenn durch die wachsende Bevölkerung und den Wunsch nach tierischem Eiweiß der Druck auf die Nutztiere noch mehr zunimmt, dann können Insekten zukünftig eine gute Ergänzung sein. Boden- und Wasserverbrauch sind minimal, sie haben eine geringe CO2-Produktion und ich kann sie nach dem Prinzip ‚feed no food‘ füttern – sprich, ich kann die Mehlwürmchen von Produkten ernähren, die nicht mit der menschlichen Ernährung konkurrieren. Geschmacklich sind sie neutral bis leicht nussig.

Was ist in naher Zukunft sonst noch geplant?

Moser Derzeit ist der Hummelhof mitten im Umbruch und ich saniere alte, abgelebte Gebäudeteile desselben. So entstehen nun auch ein Ab-Hof-Verkaufsraum und ein Seminarraum.

Tanja Moser engagiert sich in vielfacher Hinsicht.
Tanja Moser engagiert sich in vielfacher Hinsicht.

Zur Person

Tanja Moser

Geboren 1974 in Bludenz

Familie Mutter einer erwachsenen Tochter

Beruf Biobäuerin, Glastechnikerin, Pädagogin

Hobbys Lektüre verschiedenster Fachliteratur

Kontakt www.hummelhof.at; www.visionglass-moser.at

Sonstiges Hofführungen auf Anfrage

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