Ein glorreicher Sommer

OP / 30.06.2021 • 09:50 Uhr
Daniela Viktoria Jochum (l.) und Isabella Marte entwickelten zusammen den Kultursteg. VN/JUN
Daniela Viktoria Jochum (l.) und Isabella Marte entwickelten zusammen den Kultursteg. VN/JUN

Daniela Viktoria Jochum und Isabella Marte entwickeln Kultursteg und rufen „dinna/dussa“ Festival ins Leben.

Nenzing Nur 15 Minuten von der Dorfmitte aus entsteht bald ein neuer, mobiler Kulturtreffpunkt. Die Idee einer Freilichtbühne kursiert schon seit 20 Jahren im Kopf von Architektin Daniela Viktoria Jochum. Im Coronajahr 2020 nahm dann diese Idee endlich Form an. Mit Isabella Marte, die freischaffend im Kulturbereich arbeitet, hat sie sich eine richtige Kulturexpertin an ihre Seite geholt. Zusammen organisieren sie das „dinna/dussa“ Festival, das vom 26. bis 29. August stattfindet, sowie weitere Veranstaltungen im „Glorreichen Sommer“.

Der trichterförmige Kultursteg wird erst im August in seinen Einzelteilen angeliefert und auf der Galätscha oberhalb von Nenzing, in Richtung Nenzinger Himmel, aufgebaut. Hergestellt wird der Kultursteg von der Zimmerei Heiseler aus Sonntag. Das Holz stammt aus den Nenzinger Wäldern, so bleibt der Kultursteg ein regionales Produkt.

Von LEADER gefördert

Auf der treppenförmigen Tribüne des Kulturstegs haben 100 Leute Platz. Vor der Tribüne kann eine Fläche von 120 Quadratmetern bespielt werden, dahinter ist noch eine Fläche von 50 Quadratmetern frei. Der 22 Meter lange und zwölf Meter breite Kultursteg ist für Workshops, Vorträge und vieles mehr gedacht. Die Idee: „Der Kultursteg agiert als unterstützender Rahmen für alle möglichen Projekte. Er gibt keinen Inhalt vor und schränkt nicht ein. Er bildet eine Verbindung zwischen Kultur und Natur. Als temporäre Plattform für verschiedenste Aktivitäten saugt er wie ein Trichter Impulse aus der Umgebung an und trägt Botschaften in die Region. So wie wir Menschen Teil der Natur sind, ist der Kultursteg Teil dieses Ganzen, weshalb er bewusst reduziert gestaltet ist, damit die unterschiedlichen Zustände der Natur erfahrbar bleiben.“ Da der Kultursteg nicht überdacht sein wird, finden die Veranstaltungen bei Regen im Ramschwagsaal oder in der Artenne Nenzing statt.

Vor fünf Jahren kam Daniela Jochum auf Isabella Marte zu, um mit ihr gemeinsam die Freilichtbühne zu planen. Isabella Marte meinte schließlich, dass diese viel einfacher konzipiert werden müsste. So entstand die Idee eines Kulturstegs, den die beiden letztes Jahr beim LEADER-Förderprogramm der EU eingereicht haben, nachdem Eva-Maria Hochhauser von der Regio Im Walgau sie dazu animiert hatte. Erst beim zweiten Versuch, nachdem bereits die Gemeinde und das Land mit im Boot waren und das Projekt befürworteten und der gemeinnützige Verein „Kultursteg Walgau“ gegründet wurde, erhielten Marte und Jochum die Zusage von LEADER. Ausschlaggebend könnte aber auch das extra angefertigte Modell gewesen sein. „Innerhalb von einem Jahr haben mehrere Stellen Interesse gezeigt“, freut sich Isabella Marte. Der Kultursteg samt Festival kosten zusammen 75.000 Euro, wovon 45.000 Euro vom LEADER-Programm gefördert werden. Auch die Gemeinde Nenzing, das Land sowie drei Sponsoren beteiligen sich finanziell am Projekt.

Plattform für ganzen Walgau

„Es soll eine Plattform für den ganzen Walgau werden, die man immer wieder nutzen kann“, erklärt Jochum das Konzept der Freilichtbühne. „Das hat sich ganz gut ergeben.“ Mit Andreas Simma und Adriana Salles (Körpertheater) planen Jochum und Marte eine längerfristige Zusammenarbeit. Bereits letztes Jahr war die Theatergruppe zu Gast bei der Artenne Nenzing.

Der Kultursteg ist aber nicht nur für den Verein „Kultursteg Walgau“ reserviert, sondern kann auch von anderen Vereinen, Einrichtungen und Institutionen gebucht werden. Ab nächstem Jahr soll der Steg drei Wochen im Sommer (letzte Schulwoche plus die ersten zwei Ferienwochen) aufgebaut werden. Da der Verein nicht gewinnorientiert arbeitet, müssen andere Vereine keine Miete für den Steg zahlen.

Sich selbst kennenlernen

Die Premiere hat der Kultursteg mit dem „dinna/dussa“ Festival. Von Donnerstag bis Sonntag kann man dann oberhalb von Nenzing Yoga machen, „Zero Waste“ oder mit „Feuer und Erde“ kochen, dem Gastspiel des TATU Theaters Salzburg zuschauen, malen, singen, jodeln und wandern, an der Peruanischen Despacho-Zeremonie oder an Exkursionen teilnehmen.

Die Intention hinter dem Festival sei klar, erklärt Jochum: „Man soll ganzheitlicher werden, mit sich selbst in Berührung kommen, sich selbst spüren.“ „Dinna“ spiegelt somit die eigene Seele wider, die man dann nach „dussa“ trägt. Für Isabella Marte geht es ums Tun und nicht um „vorzeigbare Ergebnisse“. „Man soll andere Facetten von sich kennenlernen und mit der eigenen Kreativität in Kontakt kommen“, so Jochum abschließend. Weitere Infos zum Kultursteg gibt es unter www.kultursteg-walgau.at. VN-JUN