„Viele Menschen haben große Angst“

Zwei in Vorarlberg lebende Ukrainerinnen sind entsetzt über die Gewalt in Kiew.
Schwarzach. Die gebürtigen Ukrainerinnen Kira Dür (31) und Nina Madella (30) leben gerne in Vorarlberg. Dennoch tragen sie ihre Heimat tief im Herzen. Es tut ihnen sehr weh, was sich derzeit in Kiew abspielt. „Wir sind entsetzt über die Bilder aus Kiew. Täglich telefonieren wir mit unseren Verwandten und Bekannten. Sie halten uns auf dem Laufenden“, berichtet Kira Dürr.
Polizei, Hunde, Rauch
Die Nachrichten sind derzeit alles andere als positiv. „Mein Cousin Maxim lebt mit seiner Frau in Kiew. Sie fährt jeden Tag ins Stadtzentrum zu ihrer Arbeit an der Universität. Vorbei an Polizeieinheiten mit Hunden und Absperrungen. Oft liege ein beißender Geruch von verbrannten Autoreifen in der Luft“, gibt Nina Madella die Erzählungen ihrer Auskunftgeber weiter. „In der Universität haben die Studenten freie Sicht auf die Unruhen und werden immer wieder aufgeschreckt.“
Trotzdem versuche man sich in der ukrainischen Hauptstadt ein Stück Normalität zu erhalten. „Was soll man sonst auch tun?“
Sowohl Kira Dür als auch Nina Madella stammen aus dem Osten des Landes. Der ist russisch geprägt, wie sie sagen. „Es geht den Leuten dort besser als jenen im Westen“, sagt Kira. Die im Westen würde es mehr zur EU ziehen, die Menschen im Osten fühlten sich hingegen eher mit Russland verbunden.
„Politiker korrupt“
Groß sei die Angst, dass sich die kleinen Verbesserungen im Lebensstandard wieder rückentwickeln. „Viele Menschen in der Ukraine fürchten sich vor einem Bürgerkrieg. Dass es so wird wie früher in Jugoslawien“, drückt Kira ihre Sorge aus. Sie ist im täglichen Kontakt mit ihrer Mutter. Diese hat schon länger keine Rente mehr bekommen. „Wir vermuten, dass dies mit den instabilen Verhältnissen im Land zusammenhängt. Alles ist im Moment chaotisch. Präsident Janukowitsch hat dem Treiben zu lange zugeschaut“, sind beide Frauen überzeugt.
Die Schuld an den Zuständen schieben Kira und Nina den korrupten Politikern in ihrer Heimat in die Schuhe. „Die nehmen, was sie können. Demokratie funktioniert dort nicht. Wir haben keine Geschichte in Demokratie. Deswegen müssen ein paar starke Persönlichkeiten für Ordnung sorgen“, sieht Kira nur eine erfolgversprechende Strategie.
Kein hohes Ansehen genießt bei den beiden Vitali Klitschko. „Dem geht es doch nur um die Macht.“ Die Probleme lösen könne Klitschko nicht.