Ein böses Erwachen
Der Aufprall war hart. Die Wucht, mit der Richard Amann auf den Boden der Tatsachen aufgekommen ist, hat selbst seinen Widersacher Dieter Egger überrascht. 35,1 Prozent bei der Bürgermeisterwahl, 31,6 Prozent bei der Gemeindevertretungswahl – die aktuelle ÖVP-Politik darf getrost als abgewählt bezeichnet werden. Richard Amann hat das Glück der Stichwahl. Er hat eine zweite Chance. Dafür muss er allerdings endlich aufwachen.
Die Wahlkampfperformance der Hohenemser ÖVP war alles andere als berauschend. Amann fand kein Mittel gegen die angriffslustigen Freiheitlichen. Die Volkspartei agierte zu zahm, beschränkte sich auf halbherzige Dementis und einer ebensolchen Kampagne. Sie ließ sich auf die klassische Kinderstuben-Argumentation ein („Er lügt!“ „Stimmt nicht, er lügt!“) anstatt mit den vorhandenen Erfolgen (Finanzen) hausieren zu gehen. Zudem versuchte Amann bis zum Schluss, die Harmonie in der Stadt zu loben und nutzte die vorhandenen Angriffsflächen nicht. Dieter Egger stellte sich im Wahlkampf zum Beispiel gegen die Cineplexx-Vergnügungssteuer – zwei Monate, nachdem seine Fraktion dafür stimmte.
Will Amann das Ruder noch herumreißen, sollte er schleunigst auf Konfrontationskurs wechseln. Egger wird mit diesem Erfolg im Rücken bei der Stichwahl sowieso nur mehr schwer zu schlagen sein. Spätestens dann kommt Amanns Erwachen. Und zwar ein böses.
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