Wenig Freude mit der Mautbefreiung

Keine Vignettenpflicht von Hörbranz bis Hohenems und kein Jubel in den Gemeindestuben.
Wien, Bregenz Eigentlich ist in Vorarlberg niemand wirklich glücklich über das prompte Ende der Vignettenpflicht von Hörbranz bis Hohenems. Nur der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) nennt die Maßnahme, die ab kommendem Sonntag gelten wird, einen Hoffnungsschimmer. “Ich bin dankbar dafür, bei allem Verständnis für die anderen Bürgermeister, die natürlich schreien müssen, wenn vermeintlich mehr Verkehr in ihre Gemeinden kommt.” Dass das tatsächlich passiert, glaubt Linhart aber nicht. Dennoch lässt er die Äußerungen seiner Bürgermeisterkollegen lieber unkommentiert.
“Hauruckaktion”
Vor allem Dieter Egger (FPÖ, Hohenems), Kurt Fischer (ÖVP, Lustenau) und Gottfried Brändle (ÖVP, Altach) machen gegen die Mautausnahme mobil. Sie sprechen von einer populistischen Hauruckaktion, die ihren Gemeinden deutlich mehr Verkehr bescheren werde. Niemand habe mit ihnen im Vorfeld gesprochen, sagt Egger. Mit Ausnahme von Gerald Loacker. Der Neos-Abgeordnete war der Einzige seiner Nationalratsfraktion, der gegen die Maßnahme stimmte. Die SPÖ lehnte die Vignettenbefreiung ebenso ab wie auch der Verkehrsminister Andreas Reichhardt. Egger, Fischer und Brändle wollen jetzt kämpfen bis zum Schluss. “Wir werden nicht aufgeben, bis wir eine Lösung gefunden haben”, sagt der Hohenemser Bürgermeister. Sobald die Mautausnahme gilt, will er vors Verfassungsgericht. Eine Individualbeschwerde sei geplant.
Der Tschaggunser Bürgermeister Herbert Bitschnau (ÖVP) erklärt sich mit Egger und Co. solidarisch. “Wir würden eine Klage unterstützen”, sagt der Montafoner Standespräsident. Auch seine Gemeinden hätten durch diese unfaire Maßnahme Nachteile zu befürchten. So sei der Bregenzerwald von Deutschland und der Schweiz aus nun mautfrei zu erreichen, das Montafon hingegen nicht. Der Dorener Bürgermeister Guido Flatz (ÖVP) kritisiert, dass mit der Vignettenbefreiung ein Ungleichgewicht entsteht, und erwartet etwas mehr Verkehr für den Bregenzerwald. Dass es im Tourismus zu großen Verschiebungen kommt, glaubt der Obmann der Regio aber nicht. Die Vizepräsidentin des Gemeindeverbands, Andrea Kaufmann (ÖVP), hält die Mautausnahme für einen Versuch. Sie könne keine Dauerlösung sein.
Fehlende Transparenz
Vorerst wird der Großraum Bregenz davon profitieren. Auch in Höchst ist zu erwarten, dass das Ortszentrum entlastet wird. Den Unmut in den Kommunen abseits von Bregenz kann der Höchster Bürgermeister Herbert Sparr dennoch gut verstehen: “Offensichtlich ist die Umsetzung ohne entsprechende Kommunikation beschlossen worden. Für Entscheidungen solchen Ausmaßes braucht es aber eine schlüssige Transparenz.” Nur so wäre eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen gewesen.
Sparrs Amtskollege Linhart freut sich trotzdem: “Für Bregenz kann ich sagen: Endlich!” Der nächste Schritt müsse sein, das aktuelle System gänzlich infrage zu stellen. Nicht zuletzt würde die Mautdebatte zeigen, wie ungeeignet die Vignette als Finanzierungsinstrument sei.




