Coronavirus: Wie Österreich auf die Entwicklung in Italien reagiert

Gesundheitschecks am Brenner, Reisewarnung für das ganze Land.
Bregenz, Bozen Im Kampf gegen das Coronavirus setzt Österreich im Umgang mit Italien auf einschneidende Maßnahmen. Vom Nachbarland aus kann man bis auf weiteres nicht mehr einreisen, außer man hat ein ärztliches Attest, verkündete Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag. Österreicher, die sich in Italien aufhalten, sollen zurückgebracht werden. Sie müssen dann allerdings in eine 14-tägige Quarantäne. Für ganz Italien gilt eine Reisewarnung.
Den Politologen Günther Pallaver betrifft das unmittelbar. Nicht nur, dass sich seine Vorlesungen und Seminare an der Universität Innsbruck derzeit nur noch online abspielen. Normalerweise pendelt der Südtiroler Universitätsprofessor mit Vorarlberger Wurzeln regelmäßig von seinem Heimatort südlich von Bozen in die Tiroler Landeshauptstadt. „Ich bin gerade mit dem Zug nach Innsbruck gefahren. Der Bahnhof in Bozen war komplett leer, auch in den Waggons waren nur halb so viele Fahrgäste wie sonst“, berichtet Pallaver auf VN-Nachfrage. Das war noch bevor der de facto-Einreisestopp verkündet wurde. Ab Dienstagvormittag begannen an der Brenner-Grenze sogenannte Gesundheitschecks. Autofahrer müssen im Schritttempo fahren und Fragen beantworten. Wie sich seine Rückreise nach Südtirol gestalten wird, konnte der Politikwissenschaftler noch nicht abschätzen.
Der Bahnhof in Bozen war komplett leer, auch in den Waggons waren nur halb so viele Fahrgäste wie sonst.
Günther Pallaver, Politologe
Auch in Südtirol gelten, wie im Rest Italiens, strenge Regeln. Immerhin hat die Regierung in Rom das ganze Land zur Sperrzone erklärt. Die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, sollen die Menschen möglichst zu Hause bleiben. Die eigene Gemeinde darf nur für die Arbeit, dringende familiäre Angelegenheiten oder in einem medizinischen Notfall verlassen werden. Jeder Bürger muss in einer sogenannten Eigenerklärung festhalten, dass ein solcher Grund vorliegt. Es kann zu Kontrollen durch Carabinieri und Polizei kommen. Schulen, Universitäten und Kindergärten bleiben geschlossen, Großveranstaltungen wurden abgesagt.
„Diese Maßnahmen sollen die Verbreitung verzögern, damit nicht alle gleichzeitig ins Spital müssen. Es verträgt kein Gesundheitswesen, wenn Tausende Patienten täglich behandelt werden müssen“, erläutert Pallaver. Diesbezüglich gebe es große Unterschiede zwischen dem Norden und Süden, letzterer sei weitaus schlechter aufgestellt. Es sei kaum auszumalen, wenn dieser genauso stark betroffen wäre wie die nördlichen Regionen. Dort war es in den letzten Tagen zu einer rasanten Verbreitung des Virus gekommen. Insbesondere die Lombardei, Venetien und Emilia-Romagna sind stark betroffen. Innerhalb eines Tages verstarben 97 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit. Insgesamt sind bereits 463 Menschen ums Leben gekommen. Fast 8000 Menschen haben sich mit dem Virus infiziert. Nach Angaben aus dem Außenministerium halten sich aktuell noch einige Tausende Österreicher in Italien auf.