Wie Gottesdienste künftig ablaufen: Die Worte „Leib Christi“ entfallen

Singen muss auf ein Minimum reduziert werden. Der Pfarrer von St. Gallenkirch hat nicht für alle Vorgaben Verständnis.
Wien Weniger singen, weniger sagen, weniger Menschen. Das sind die neuen Regeln für Gottesdienste. Am 15. Mai dürfen die Gläubigen unter strengen Auflagen wieder gemeinsam beten. Die Katholische Kirche Vorarlberg hat die Pfarren am Freitag über die Regeln informiert. Lukas Bonner, Pfarrer in St. Gallenkirch, hält manche Vorschriften für unzumutbar. „Es wäre besser gewesen, man hätte die Kirchen bis zum Schulschluss zugelassen und dann ordentlich begonnen.“
Die Grundregel lautet: Maskenpflicht. „Das sind wir ja schon fast gewohnt“, sagt Bonner. Bei Vorschrift Nummer zwei fehlt dem Pfarrer hingegen jedes Verständnis. Warum braucht es in der Kirche zehn Quadratmeter Platz pro Betendem? Weshalb werden Kirchen als scheinbar gefährlicher eingestuft als andere Orte? „Das bleibt mir ein Rätsel.“

In der Kirche gilt dann: Jede zweite Sitzreihe bleibt unbesetzt. Außerdem müssen alle Gläubigen mindestens zwei Meter Abstand zueinander halten. Die Weihwasserbecken werden nicht gefüllt und die Körbchen für die Kollekte am Ausgang aufgestellt. Der Friedensgruß wird künftig zugenickt. Die Kommunion kann auf zwei Varianten erfolgen: Entweder die Gläubigen stellen sich mit einem Abstand von zwei Metern an oder der Priester geht durch die freien Sitzreihen, um die Kommunion zu spenden – natürlich immer mit frisch desinfizierten Händen. Die Maske darf beim Empfang leicht angehoben werden. Die Worte „Leib Christi“ und „Amen“ entfallen. Die Diözese fordert generell, das gemeinsame Sprechen und Singen auf ein Minimum zu reduzieren. Beim Gesang sei das kein Problem, sagt Bonner. Er werde aber von niemandem verlangen, nicht laut mitzubeten: „Das widerspricht dem Wesen der Liturgie. Wenn ich das Volk auf Statisten reduziere, die dem Geschehen nur beiwohnen, sind wir eigentlich vor dem Konzil.“ So müsse man dann keine Kirche öffnen.
Ich werde sicher niemanden nach Hause schicken.
Lukas Bonner, Pfarrer, St. Gallenkirch
Bonner wird am 16. Mai seinen ersten Gottesdienst in Gortipohl halten. Wie viele Gläubige in die dortige Kirche passen, weiß er nicht. „Ich habe das nicht extra ausmessen lassen.“ Die Diözese überlässt es den Pfarren selbst, wie sie die höchstzulässige Teilnehmerzahl einhalten. Sie schlägt unter anderem eine Voranmeldung vor. Pfarrer Bonner appelliert hingegen an den Hausverstand. Er will eine Lösung finden, die alle zufriedenstellt. „Ich werde sicher niemanden nach Hause schicken.“