Kälbertransporte im EU-Parlament auf dem Prüfstand

Politik / 19.06.2020 • 09:30 Uhr
Kälbertransporte im EU-Parlament auf dem Prüfstand
In Vorarlberg wurden weniger Kälbertransporte abgefertigt als im Vorjahr. ADOBE

Beschluss fällt am Freitag. Zahlen in Vorarlberg sind deutlich gesunken.

straßburg Jedes Jahr werden lebende Tiere quer durch Europa oder in Drittstaaten transportiert. Erst zu Jahresbeginn geriet die Geschichte eines Vorarlberger Kalbs an die Öffentlichkeit, das zur Schlachtung bis in den Libanon gekarrt wurde. Immer wieder dokumentieren Tierschutzorganisationen die qualvollen Tiertransporte. Nun setzt sich das Europaparlament mit dem Thema auseinander. Am Freitag entscheiden die Abgeordneten über die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Die Vorarlberger EU-Mandatarin Claudia Gamon (Neos) befürwortet das. Damit werde ein wichtiger Meilenstein für den Tierschutz gesetzt, sagt sie. „Wir müssen überprüfen, ob die europäischen Vorschriften in den Mitgliedsstaaten wirklich eingehalten werden und ob die Kommission bei Verstößen auch genau hinsieht und handelt.“

Mit diesem U-Ausschuss wird ein wichtiger Meilenstein für den Tierschutz gesetzt.

Claudia Gamon, Neos, EU-Abgeordnete

Europaweite Basis ist die EU-Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport. Ergänzend dazu wurde 2007 das österreichische Tiertransportgesetz beschlossen. Tierschutzminister Rudolf Anschober (Grüne) legt nun mit einem neuen Erlass nach, der den Transport in Staaten außerhalb der EU strenger regulieren soll. Würden nicht alle Tierschutzvorgaben eingehalten, sei die Abfertigung in Österreich untersagt, erklärt der Minister. Der für ursprünglich 17. März angesetzte Tiertransportgipfel soll nun am 6. Juli abgehalten werden.

In Vorarlberg hat die Anzahl der Kälbertransporte seit dem Vorjahr deutlich abgenommen. In den vergangenen Monaten verstärkte sich dieser Trend noch. So wurden im Jänner 518 Kälber ins Ausland exportiert. Im selben Monat 2019 waren es 786. Das ist ein Rückgang von 34 Prozent. Im April waren es mit 129 Kälbern um 67 Prozent weniger. Die Tiere wurden laut dem Büro des zuständigen Landesrats Christian Gantner (ÖVP) zum Großteil nach Italien gebracht, aber auch nach Spanien, Polen, Deutschland und vereinzelt in die Schweiz. Veterinärbehördliche Abfertigungen von Schlacht- und Zuchttieren in Drittstaaten fanden nicht statt.

Aus den rückläufigen Zahlen lasse sich ablesen, dass  Maßnahmen für das Tierwohl, den Heimmarkt und die verstärkte Verwendung von regionalen Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung Wirkung zeigen, teilt Gantners Büro mit. Nicht zuletzt dürfte auch die Coronakrise einen Beitrag geleistet haben: Über Monate hinweg fanden strenge Grenzkontrollen zwischen den EU-Staaten statt.

Magdalena Raos, Birgit Entner-Gerhold

Zahlen aus Vorarlberg

129 Kälber sind im April ins Ausland transportiert worden. Im selben Monat des Vorjahres waren es 395. Das ist ein Minus von 67 Prozent.

 

1142 Kälber wurden von Jänner bis April 2020 außer Landes gebracht. Das sind um 43 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (2009 Tiere).