Rechnungshof übt Kritik an Zentralmatura: Eine Matura um 21 Euro

Politik / 04.07.2020 • 05:00 Uhr
Rechnungshof übt Kritik an Zentralmatura: Eine Matura um 21 Euro
Der Rechnungshof vermisst fundierte Analysen des Bildungsministeriums zu den Ergebnisschwankungen bei der Mathe-Matura an den AHS. APA

Rechnungshof ortet Nachholbedarf bei Aufgaben und fragt, ob alles zentral sein muss.

Wien Durchschnittlich 21 Euro pro Maturant kostet der Antritt zur Zentralmatura beim Haupttermin. Deutsch kostet zehn Euro, Altgriechisch 1598 Euro, wie der jüngste Bericht des Rechnungshofs über die Matura 2007 zeigt. Darin wird dem Ministerium unter anderem empfohlen, die Zentralmatura auch zentral korrigieren zu lassen und den organisatorischen Aufwand zu verringern. Die Entwicklungsdauer einer Matura liegt bei über zwei Jahren. Wesentlicher Kritikpunkt: Vor allem in Mathematik sind an den AHS starke Schwankungen bei den Nicht genügend zu erkennen. In einem Jahr waren es mehr, im anderen wieder deutlich weniger, und so weiter. Der Rechnungshof geht hier von unterschiedlichen Schwierigkeitsniveaus aus.

Die Kosten der Zentralmatura

Aufgabenerstellung, Druck und Versand der Zentralmatura kosten rund sieben Millionen Euro pro Jahr. Die höchsten Ausgaben entfallen auf die lebenden Fremdsprachen (knapp drei Millionen Euro) und Mathematik (für AHS und BHS rund 2,6 Millionen). Deutsch ist mit 541.000 Euro vergleichsweise günstig. Je mehr Kandidaten antreten, desto geringer werden die Kosten pro Kopf. So kommt es, dass beim Haupttermin die Matura für 20 Altgriechisch-Maturanten 2017 fast 1600 Euro pro Schüler kostete, gefolgt von den Volksgruppensprachen (90 Maturanten für je 530 Euro), Italienisch (1127 Kandidaten für je 107 Euro) und Spanisch (1133 Schüler für je 106 Euro). Der Rechnungshof schlägt vor, zu evaluieren, ob sich der Aufwand der Zentralmatura für alle Fächer lohne.

Das Bildungsministerium hat insgesamt 1031 Aufgaben bestellt. Benötigt wurden am Ende 751. So fielen in Deutsch Aufgaben aus Aktualitätsgründen weg, bei den lebenden Fremdsprachen schieden 100 der fast 600 Aufgaben im Feldtest aus. Der Personalaufwand für die Erstellung der Zentralmatura wuchs von 2014 bis 2018 um elf Prozent auf fast 55 Vollzeitäquivalente.

16 Schritte zur Matura

Bis es eine Aufgabe in die Schulklassen schafft, sind 16 Schritte von der Erstellung über den Feldtest bis zum Druck notwendig. Der Rechnungshof schlägt vor, den Prozess auf das unbedingt erforderliche Ausmaß zu begrenzen. Er kritisiert außerdem, dass das Ministerium im November 2018 in der bereits zusammengestellten Klausur für 2019 eine Aufgabe austauschte und weitere sprachliche Umformulierungen vornahm. Änderungen in einem späten Stadium des Prozessablaufes seien künftig zu unterlassen. Dies würde die Qualitätssicherung gefährden. Weiters schlägt der Rechnungshof vor, die Matura auf lange Sicht nicht mehr vom Klassenlehrer, sondern zentral korrigieren zu lassen. Nur so könne höchstmögliche Objektivität erreicht werden.

Ergebnisse schwanken

Negativ aufgefallen sind dem Rechnungshof die Ergebnisschwankungen bei der Mathe-Zentralmatura an den AHS. Fundierte Analysen des Bildungsressorts gebe es nicht. Vermutlich seien die Schwankungen auf die Aufgabenerstellung und unterschiedliche Schwierigkeitsniveaus zurückzuführen. Auch die unterschiedlichen Ergebnisse von Mädchen und Burschen blieben ungeklärt. Eine weitere Ungerechtigkeit sieht der Rechnungshof in der Bewertung: So müsse im ersten Teil der Mathe-Matura 57 Prozent positiv abgeschlossen werden, um ein Genügend zu erhalten. Laut einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu einer Schularbeit seien aber 51 Prozent für eine positive Note ausreichend.