Vom Gemeindechef zum Gemüsebauer

Harder Ex-Bürgermeister Köhlmeier plant Bioanbau im Riedgebiet. Ausnahmegenehmigung erforderlich.
HARD Was macht eigentlich . . . Harald Köhlmeier? Nach dem einigermaßen geräuschvollen Abgang als Harder Bürgermeister im Dezember vorigen Jahres ist es um den 48-jährigen Ex-Kommunalpolitiker vergleichsweise still geworden. Nun aber will der vormalige Rathauschef in seiner Gemeinde wieder voll durchstarten. Möglichst bald will Harald Köhlmeier im Harder Ried eine neue Karriere als Produzent von biologisch angebautem Gemüse, Nutzpflanzen und Kräutern beginnen. Ein Antrag zur Genehmigung der dafür erforderlichen Foliengewächshäuser wird von der Gemeindevertretung unterstützt.
Das Grundstück an der Kotterstraße im Ried ist im Familienbesitz und würde Platz bieten für zwei Foliengewächshäuser im Ausmaß von 90 auf 7 Metern. Darin können ganzjährig verschiedene Gemüsearten reifen. „Der Trend zu regional frischen Produkten hat sich gerade während der Coronakrise verstärkt“, erläutert der ehemalige ÖVP-Gemeindechef seine Pläne.

Außerdem ist Vorarlberg mit Gemüse und Nutzpflanzen eher schlecht versorgt: Gerade einmal sieben Prozent des Gemüsebedarfs wächst im Land, wo Milch und Fleisch die landwirtschaftliche Produktion bestimmen. Harald Köhlmeier ist landwirtschaftlich vorgebildet und mit der erforderlichen landwirtschaftlichen Betriebsnummer ausgestattet. Seine eigenen Bienenvölker sind im Projekt Biogemüse im Rahmen der Biodiversität fest eingeplant.
“Blauzone”
Damit die Gewächshäuser errichtet werden können, ist allerdings eine Ausnahmegenehmigung durch die Landesregierung erforderlich. Das Riedgebiet wurde vor zwei Jahren mit Zustimmung der Marktgemeinde zur „Blauzone“. Hier sind feste Bauwerke untersagt, weil im Fall einer Rheinüberschwemmung ausreichend Fläche für das dann drohende Hochwasser frei bleiben muss. Harald Köhlmeier ist indes guten Mutes, die Ausnahmegenehmigung zu erhalten. „Es handelt sich ja um ein Foliengewächshaus, nicht um ein Massiv-Gebäude, zudem am äußersten Rand der Blauzone und nicht neben dem Rhein.“ Es würde also kein Hochwasser aus der Retentionsfläche verdrängt, sollte der Ernstfall eintreten.
Die Diskussionen über das Vorhaben waren in der jüngsten Gemeindevertretungssitzung dennoch heftig. Obwohl es sich um landwirtschaftlich genutztes Gelände handelt, sprach sich Roman Latschrauner von der SPÖ-Fraktion sowohl gegen die Folientunnel als auch gegen ein kleines Flugdach aus, das ein anderer Landwirt zur Bewirtschaftung eines Grundstückes errichten möchte. Er warnte vor drohender „Verhüttelung“ und will die ungehinderte Aussicht ins Ried erhalten. Er erhielt allerdings nicht viel Zustimmung.

Landwirtschaftliche Nutzung soll im Ried erlaubt sein. Jedenfalls verwiesen die Fraktionen von ÖVP, FPÖ, Grünes Hard und Harder Liste in der Gemeindevertretung auf die wachsende Nachfrage nach regional produzierten frischen Lebensmitteln. Zudem stehen wenige Meter weiter ähnliche Gewächshäuser der Gärtnerei Stadelmann („Schneaggar“). Schließlich wurde der von Bürgermeisterin Evi Mair vorgetragene Antrag an die Landesregierung, eine Ausnahme vom Landesraumplan Blauzone zu genehmigen, mit 29 Ja gegen 4 Nein-Stimmen beschlossen. Beim gleichen Antrag zum 13 auf 4,5 Meter großen Flugdach gab es drei Nein-Stimmen. AJK