Alpla sieht Pläne gegen Plastikmüll kritisch

Alpla-Chef Günther Lehner fordert, alle Verpackungsmaterialien hinsichtlich ihrer Umweltauswirkung zu beurteilen.
hard, Wien Einwegplastikpfand, mehr Mehrweg und Steuern für Plastikproduzenten: Alpla-Chef Günther Lehner beurteilt die Pläne von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) zurückhaltend. Bei Mehrweglösungen müsse Kunststoff unbedingt mitgedacht werden. Auch Einwegflaschen mit hohem Rezyklatanteil könnten überzeugen. Ein Pfandsystem sieht der Chef des größten Herstellers von Kunststoffverpackungen in Vorarlberg neutral. Zu den Plänen, eine Plastiksteuer einzuführen sagt er: “Es müssten alle Verpackungen, egal aus welchem Material, hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen objektiv beurteilt werden.”
In Geschäften soll die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen deutlich steigen. Welche Rolle spielt dabei das Verpackungsmaterial?
Es spielt eine sehr wichtige Rolle. Kunststoff darf nicht durch andere Materialien ersetzt werden, die letztendlich negative Auswirkungen auf das Klima haben. Konkretes Beispiel ist die Wasserflasche: Glasmehrweg hat nur bei sehr kurzen Transportdistanzen geringere Auswirkungen auf das Klima hat. Werden die Flaschen zum Waschen und Befüllen weiter als rund 150 Kilometer transportiert, sind Mehrweglösungen aus Kunststoff klimafreundlicher. Auch PET-Einwegflaschen mit hohem Rezyklatanteil können hinsichtlich Umweltauswirkungen überzeugen.
Würden Sie statt der Mehrwegquote ein durchgehendes Pfandsystem auf alle Getränkeflaschen aus Plastik bevorzugen?
Ein Pfandsystem kann unter Umständen dazu beitragen, die Sammelquoten zu erhöhen. Wir als kunststoffverarbeitendes Unternehmen stehen dem neutral gegenüber. Wir wären ja nicht diejenigen, die ein solches System errichten und betreiben müssten. Als Recyclingspezialist befürworten wir aber natürlich alle Maßnahmen, die die Menge und Qualität der Recyclingströme erhöhen. Man muss den jeweiligen Markt aber genau analysieren, bevor man weitreichende Entscheidungen trifft.
Wie hoch liegt aktuell der Mehrweganteil bei Getränkeflaschen aus Plastik bei Produktion oder Vertrieb?
In Österreich sind derzeit keine Mehrweglösungen aus Kunststoff auf dem Markt. Von Vöslauer gibt es den „Zwei-Weg-Pfand“. Alpla hat eine Kunststoff-Mehrwegflasche entwickelt, die marktreif ist. Sie wiegt zehn Gramm weniger als derzeit verfügbare Mehrwegflaschen aus Kunststoff, auch Recyclingmaterial kann bei ihrer Produktion eingesetzt werden.
Wie sollte ein Plastiksteuer gestaltet werden? Aktuell sind 80 Cent pro Kilogramm Plastik für Produzenten und Importeure geplant, eine Ökologisierung wurde in Aussicht gestellt.
Hier stellt sich mir die Frage, warum nur Verpackungen aus Kunststoff besteuert werden sollen. Vielmehr müssten doch alle Verpackungen, egal aus welchem Material, hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen objektiv beurteilt und optimiert werden. In jedem Fall müssen recycelte Materialien ausgenommen werden, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Glauben Sie, dass eine Plastik- oder Verpackungssteuer einen Lenkungseffekt haben könnte?
Wenn eine Steuer nur auf Kunststoffverpackungen angewandt wird, dann sehe ich die Gefahr, dass Kunststoff durch andere Materialien ersetzt wird, die größere Auswirkungen auf den Klimawandel haben. Das kann nicht im Interesse der Öffentlichkeit sein.