Darum kämpft Trump mit einem Glaubwürdigkeitsdefizit

Politik / 09.10.2020 • 13:00 Uhr
Darum kämpft Trump mit einem Glaubwürdigkeitsdefizit
Genaue Informationen über Trumps Gesundheitszustand sind nicht bekannt. Er soll aber keine Symptome haben.  AFP

Großes Coronacluster im Weißen Haus. Politologe Gärtner sieht TV-Debatten nicht als wahlentscheidend an.

washington Der Coronaausbruch im Weißen Haus nimmt immer größere Ausmaße an. Ein internes Dokument der Katastrophenschutzbehörde Fema zeige, dass es mittlerweile 34 Covid-19-Fälle gebe, die mit dem Weißen Haus in Zusammenhang stehen, berichtet ABC-News. Ob auch US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania mitgezählt werden, ging daraus nicht hervor

Der infizierte Trump war nach einem dreitägigen Aufenthalt im Krankenhaus kürzlich wieder ins Weiße Haus zurückgekehrt. Der Republikaner ist sogar wieder zeitweise an seinem Arbeitsplatz im Oval Office tätig. Nach Angaben seines Leibarztes Sean Conley hat der der Präsident keine Symptome mehr. Mit genauen Informationen über den Gesundheitszustand hält sich das Weiße Haus aber zurück. Am 3. November findet in den USA die Präsidentschaftswahl statt. Trumps Herausforderer ist der Demokrat und ehemalige Vizepräsident Joe Biden.

In Umfragen zurückgefallen

Wie sich der Coronaausbruch im Weißen Haus auf den Wahlkampf auswirken wird, lasse sich derzeit nicht eindeutig beantworten, sagt der Politologe und USA-Experte Heinz Gärtner. Es zeichne sich aber ein „Glaubwürdigkeitsdefizit“ des Präsidenten ab. Immerhin habe er die Gefahren des Virus ständig heruntergespielt, nun musste er selbst ins Spital. Die republikanische Seite versuche die Ereignisse anders darzustellen. „Sie will damit punkten, dass der Präsident schnell wieder aus dem Spital entlassen wurde, dass er mit seinen Aussagen Recht gehabt habe, wonach das Virus nicht zu so gefährlich ist“, sagt Gärtner. „Damit verwendet Trump die gleiche Taktik wie der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, der sich ebenfalls mit dem Coronavirus angesteckt hat.“ In Umfragen ist der Amtsinhaber hinter Biden zurückgefallen.

Präsident Trump setzt vor allem auf seine Anhänger, auf seine Basis.

Heinz Gärtner, Politikwissenschaftler, USA-Experte

Das Coronavirus war auch zentrales Thema beim TV-Duell der Vize-Kandidaten. Dabei warf die Demokratin Kamala Harris der aktuellen Administration Inkompetenz vor. „Das amerikanische Volk ist Zeuge des größten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden.“ Vizepräsident Mike Pence konterte mit dem Argument, dass die Maßnahmen der Regierung hunderttausende Menschenleben gerettet hätten. Grundsätzlich verlief das zweite Fernsehduell weitaus geordneter ab als die erste Debatte zwischen Trump und Biden. Vor allem der Präsident war seinem Konkurrenten immer wieder ins Wort gefallen. An einem zweiten Duell mit seinem Herausforderer will Trump nicht mehr teilnehmen. Wegen der Coronagefahr soll es virtuell stattfinden – für ihn ist das „inakzeptabel“.

Ob die TV-Duelle wahlentscheidenden Einfluss haben, bezweifelt Politologe Gärtner. Nach der letzten Debatte hätten sich die Werte für Trump eher verschlechtert, allerdings nicht dramatisch. „Der Präsident setzt vor allem auf seine Anhänger, seine Basis, indem er sich demonstrativ nicht erschüttern lässt, sei es durch Fernsehduelle, oder sei es durch Corona.“ VN-RAM