Hält der Trend an, geraten die Spitäler an ihre Grenzen

Steigen die Infektionszahlen weiter, könnte es noch heuer eng werden.
Schwarzach Die Zahl bestätigter Infektionen ist relativ: „Im Frühjahr ist viel weniger getestet worden“, so Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien: „Damals war die Dunkelziffer um einiges höher als heute.“ Genaueres könne man jedoch nicht sagen: Es fehle an Daten für Berechnungen. Der Virologe Franz Allerberger, der führend bei der staatlichen Gesundheitsagentur AGES tätig ist, liefert eine Schätzung. Demnach gibt es um bis zu zehn Mal mehr Infizierte als durch Tests ermittelt werden. Für Vorarlberg würde das heißen, dass schon bis zu 30.000 Menschen Kontakt mit dem Virus hatten. Viele symptomfrei, also ohne es zu merken.
So gesehen wirkt es harmlos, dass immer mehr Spitzenwerte vermeldet werden. Die Schweiz berichtete am Mittwoch, dass sie in 24 Stunden 5583 Neuinfektionen registriert habe; 400 davon in St. Gallen. Oder Vorarlberg, das einen Zuwachs von 178 bestätigten Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche verzeichnete. Das ist zwar zwei Mal mehr als Ende März bzw. Anfang April, im Unterschied zu damals liegen aber weniger Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern.
Das klingt beruhigend. Das Problem ist jedoch die Wucht der großen Zahl: Die Zahl der bestätigten Infektionen wächst so stark, dass trotz ihres geringen Anteils auch die Zahl der Spitalspatienten bedrohlich zunimmt. Czypionka bestätigt, dass es an die Kapazitätsgrenzen gehen könnte: „Sicher, das kann passieren.“
Österreichweit lagen am Mittwoch 960 Personen mit Covid-19 im Krankenhaus. In den vergangenen sieben Tagen waren es im Schnitt um 5,7 Prozent mehr geworden. Bleibt es dabei, ist noch diese Woche der Höchstwert vom Frühjahr (rund 1100) überschritten und vor Weihnachten die derzeitige Kapazität von 7510 Betten ausgelastet; dann müssten wieder zusätzliche Betten organisiert werden.
Das ist nur eine Rechnung, die das Potenzial der großen Zahl verdeutlichen soll. In Wirklichkeit wird es anders kommen. So hängt die Entwicklung laut Czypionka davon ab, wie viele Ältere betroffen sein werden. Sie müssen eher stationär behandelt werden. Über den Sommer waren eher Jüngere betroffen, was die Spitalsauslastung begünstigte.