Impfung als Ausweg aus der Pandemie

Noch sind die Österreicher aber eher skeptisch.
Schwarzach Am 21. Dezember will die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ihr Gutachten über die Zulassung des Impfstoffs von Pfizer und Biontech vorlegen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat nun einen gemeinsamen Start in allen 27 EU-Staaten vorgeschlagen.
Welche Impfstoffe gehen in Österreich an den Start?
Die erste Lieferung kommt von Pfizer/Biontech. Der Impfstoff von Moderna soll noch im Jänner die EMA-Zulassung erhalten, später folgt jener von Astra Zeneca und der Oxford Universität.
Wer wird wann geimpft?
In der ersten Phase liegt der Fokus auf dem Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Hochrisikogruppen mit Vorerkrankungen und Bewohnern in Pflegeheimen. Als Zeitrahmen wurde Jänner und Februar definiert. Von Februar bis April folgen Personen höheren Alters sowie bestimmte Berufsgruppen aus der kritischen Infrastruktur (Polizei, Justiz, Bundesheer, Bildung). Ab dem zweiten Quartal dürfte die Impfung dann für die allgemeine Bevölkerung offenstehen. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) verspricht eine „umfassende und offene Aufklärung“.
Wie funktioniert die Impfung?
Die Impfung von Pfizer/BionTech muss zweimal im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Nach derzeitigem Wissensstand setzt ein erster Schutz gegen Covid-19 bereits nach zwölf Tagen ein. Sieben Tage nach der zweiten Impfung wird der Schutz mit 95 Prozent angegeben.
Wie lange besteht ein Impfschutz?
Diese Frage ist noch nicht geklärt und Teil von weiterführenden Studien. In verschiedenen Meldungen wird von einem Impfschutz von fünf Monaten berichtet. Wie die bisherigen Studien mit rund 30.000 Probanden ergeben haben, sinkt die Wahrscheinlichkeit, an Covid zu erkranken, mit der Impfung deutlich.
Wie sieht es mit Nebenwirkungen aus?
Nebenwirkungen können bei keiner Impfung ausgeschlossen werden. Eine natürliche Reaktion ist beispielsweise Fieber, weil mit der Impfung das Immunsystem kräftig angeregt wird. Im Zusammenhang mit der Covidimpfung wird auch von Kopfschmerzen und Müdigkeit berichtet, wobei diese Nebenwirkungen bei jüngeren Testpersonen häufiger auftraten als bei älteren. Die verwendeten Impfstoffe erhalten keine verstärkenden Zusätze.
Wie hoch müsste die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung sein, um eine Herdenimmunität zu erreichen?
Experten sprechen von mindestens 70 Prozent und davon, dass dieser Wert nur schwer zu erreichen sein wird.
Wie hoch ist die Impfbereitschaft in Österreich?
Zumindest derzeit ist sie nicht besonders ausgeprägt. Nach einer Umfrage des Gallup-Instituts wollen sich nur 22 Prozent „sicher“ und 27 Prozent der Bevölkerung „wahrscheinlich“ impfen lassen. Das sind also 49 Prozent. Im Vergleich zu einer Umfrage vor etwa drei Wochen bedeutet das einen Rückgang um sieben Prozent. Besonders stark ist die Impfbereitschaft bei den Frauen gesunken. Die aktuelle Umfrage wurde vom 3. bis 1o. Dezember durchgeführt. Befragt wurden 1000 Personen über 16 Jahren repräsentativ für die österreichische Bevölkerung.
Gibt es historische Beispiele für erfolgreiche Impfungen?
Als Erfolgsgeschichte schlechthin gilt die Pockenimpfung. Von der Krankheit ging Jahrtausende lang eine große Gefahr aus. Bereits 1796 führte der englische Arzt Edward Jenner die erste Schutzimpfung gegen Pocken durch. In den 1960er-Jahren startete die Weltgesundheitsorganisation eine Ausrottungskampagne. 1980 konnte die WHO die Pocken für ausgerottet erklären. Auch die Kinderlähmung konnte dank Impfung eingedämmt werden. Ausgerottet ist Polio zwar nicht, die WHO stufte Europa 2002 aber als poliofrei ein.
Wie geht es beim Covid-19-Impfstoff weiter?
Das Impfstoffkonzept bleibt gleich, jedoch sollen der Impfstoff und dessen Stabilität verbessert werden. Zudem werden die Studien auf jüngere Personen (Zwölf- bis 15-Jährige), Schwangere sowie immunschwache Personen ausgeweitet. Sie wurden in den ersten Entwicklungsphasen nicht berücksichtigt.
Wann kommt der erste Impfstoff nach Österreich?
Rund 10.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer könnten in Österreich aufgrund des früheren EMA-Gutachtens bereits vor Jahresende zum Einsatz kommen.
Marlies Mohr, Magdalena Raos