madrid Die Proteste gegen die Inhaftierung eines Musikers, der in Spanien gegen Königshaus, Korruption und konservative Politiker rappte, reißen nicht ab. Doch nicht nur die Demonstranten laufen gegen Unterdrückung der Meinungsfreiheit Sturm. Kritik kommt auch von Künstlern, Politikern der linksgerichteten Regierungskoalition und Medien.
Der Fall des wegen „Majestätsbeleidigung“ und „Gewaltverherrlichung“ zu neun Monaten Haft verurteilten Rappers Pablo Hasél ist nicht der erste. Seit Verabschiedung des „Gesetzes zum Schutz der Sicherheit der Bürger“ 2015 durch die damalige konservative Regierung landen immer wieder Künstler, Youtuber und Journalisten auf der Anklagebank. In zwei offenen Briefen nahmen mehr als 300 Musiker, Schriftsteller, Schauspieler und Künstler Hasél in Schutz. Mit einer Online-Petition sammelte Amnesty International mehr als 100.000 Unterschriften für eine Gesetzesänderung und Haséls Freilassung. Der Musiker hatte den korruptionsverdächtigen Altkönig Juan Carlos einen „Dieb“ und „Mafioso“ genannt. In dem Song und auch auf Twitter ließ er Gewaltfantasien freien Lauf. Dann weigerte sich der Katalane, die Strafe anzutreten, und verbarrikadierte sich in der Universität seiner Heimatstadt Lleida. Am Dienstag wurde er abgeführt.
Die Tatsache, dass sich unter die friedlichen Demonstranten auch Krawallmacher und Plünderer mischen, sorgt auch für Zoff innerhalb der Linksregierung. Die Sozialisten warfen dem Juniorpartner Unidas Podemos vor, sich davon nicht zu distanzieren. Dieser spricht von „Polizeigewalt“. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez kritisiert nach langem Schweigen zwar die Gewalt auf den Straßen, verspricht aber auch besseren Schutz der Meinungsfreiheit. In Barcelona waren in der Nacht zum Sonntag mehr als 6500 Menschen für Carlos Hasél auf den Straßen, so viele wie noch nie.