In Tirol nehmen gleich zwei Landesräte den Hut

Auch Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg zieht sich zurück.
Innsbruck Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP, 62) preschte voran. Am Dienstabend gab sie überraschend ihren Rücktritt bekannt. Nur zwei Stunden später folgte die noch größere Überraschung. Auch Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP, 53) kündigte sein Ausscheiden aus der Tiroler Landesregierung an. Tilg war im vergangenen Jahr im Zuge des Corona-Krisenmanagements stark unter Beschuss geraten. Bekannt wurde er durch einen Auftritt in der „ZiB2“, in dem er mehrmals wiederholte, dass die Behörden in Sachen Ischgl „alles richtig gemacht“ hätten.
Schnelle Nachfolgeregelung
Die Namen der Nachfolger ließen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Der Galtürer Bürgermeister und Landtagsvizepräsident Anton Mattle soll Wirtschaftslandesrat werden. Annette Leja, bisher Geschäftsführerin des privaten Sanatoriums Kettenbrücke in Innsbruck wird in die Fußstapfen von Tilg treten. Die Rochaden muss der ÖVP-Landesparteivorstand am Mittwochvormittag noch absegnen. Dann will Platter seine neuen Regierungsmitglieder in einer Pressekonferenz vorstellen. Die scheidenden Regierungskollegen gehörten seit Beginn seiner Landeshauptmann-Ära im Jahr 2008 der schwarzen Mannschaft an.
In einer Aussendung meinte Bernhard Tilg, dass die Bewältigung der Coronakrise eine „besondere Herausforderung“ gewesen sei. „Eine Zeit, die uns alles abverlangt hat – auch mir selbst“, sagte er. Der Schutz der Bevölkerung sei „zu jedem Zeitpunkt an erster Stelle“ gestanden, und er sei froh, dass die Tiroler Spitäler „vor einer Überlastung“ geschützt werden konnten. Er sei jedenfalls „mit Leib und Seele Mitglied der Tiroler Landesregierung“ gewesen, wolle aber nicht mehr in die Politik. Tilg geht zurück an die UMIT, deren Rektor er vor seiner politischen Tätigkeit war.
Als erste Oppositionspartei reagierten die Tiroler NEOS auf die Rochaden. Klubchef Dominik Oberhofer sah Platter auf dem falschen Fuß erwischt: „Dem Tiroler Landeshauptmann ist heute Abend das passiert, was er nie wollte: eine Regierungsumbildung.“ Oberhofer sprach von überraschenden Rücktritten, die zeigen, dass auch viele in der Volkspartei „Baustellen“ im Land orten würden.