Ein ungleiches Paar

London Für den bekennenden Churchill-Fan Boris Johnson muss es ein ganz besonderer Moment sein: Endlich tritt der britische Premierminister in die historischen Fußstapfen seines Idols. Johnson und US-Präsident Joe Biden vereinbaren eine neue Atlantik-Charta. “Vor 80 Jahren standen der US-Präsident und der britische Premierminister Seite an Seite für das Versprechen einer besseren Zukunft. Heute tun wir dasselbe”, sagt Johnson.

Es seien große Pläne. In der neuen Atlantik-Charta gehe es um dauerhafte Werte und die Verteidigung der Demokratie, kollektive Sicherheit sowie faire globale Handelssysteme – aber auch um den Wiederaufbau nach der Corona-Krise. Die Pandemie wird im Mittelpunkt des G7-Gipfels stehen, an dem die beiden Staatenlenker ab heute, Freitag, teilnehmen.

Doch vorher nehmen sich Johnson und Biden Zeit füreinander, in Begleitung ihrer Ehefrauen Carrie Johnson und Jill Biden. Das Treffen vor dem Gipfel kommt nicht von ungefähr. Seit Jahrzehnten verbindet die beiden UN-Veto- und Atommächte eine enge Partnerschaft. 

Doch auch wenn der Auftakt des Treffens, mit Ellenbogencheck und hochgereckten Daumen, einen anderen Eindruck vermitteln soll: So besonders ist diese Beziehung seit längerem nicht mehr – und das liegt auch an Johnson.

Die beiden kommen aus verschiedenen politischen Richtungen, entstammen verschiedenen Generationen, pflegen unterschiedliche Führungsstile. Anders als Biden tritt Johnson populistisch und unvorhersehbar auf. Auch inhaltlich liegen sie in einigen Punkten auseinander.

So hat Biden, der irische Wurzeln hat, Johnsons Brexit-Kurs samt heikler Nordirland-Frage gerüffelt. Und an einem Freihandelsabkommen, auf das Johnson nach dem Brexit hofft, zeigt Biden derzeit wenig Interesse. Auch Johnsons gutes Verhältnis zu Trump ist aus Bidens Sicht kein Pluspunkt. 

Dennoch: Das Weiße Haus betont, dass beide miteinander können. Seit Bidens Amtsübernahme hätten sie die Gelegenheit gehabt, ein paar Telefonate zu führen. Und diese seien herzlich und konstruktiv gewesen.

„Churchill und Roosevelt versprachen eine bessere Zukunft. Heute tun wir dasselbe.“