Marko Arnautović gefällt das gar nicht
Triumph und Niederlage – manchmal liegen sie so nahe beieinander. Am Tag nach dem EM-Achtelfinale Italien gegen Österreich beschreibt das auch die „Corriere della Sera“: „Qual und Freude: Italien rafft sich im letzten Moment auf und schafft die Auferstehung in der Verlängerung, als die Österreicher schon bereit waren, uns zu versenken. Ein hartes Match: Österreich erweist sich als zähes Team. Gegen Mannschaften wie Österreich, die jeden Spielraum wie einen Bunker schließen, haben wir Probleme. Das ÖFB-Team glänzt mit Spielern wie Sabitzer, der Technik und Taktik hat. Nicht umsonst wird er von großen europäischen Clubs umworben.“
Am Tag danach bleibt hierzulande nur die Niederlage. Ihr habt großartig gekämpft! Wir sind stolz auf Euch! Medienleute und Politikmenschen sind zwar enthusiasmiert, aber nach dem Abpfiff kränken sich die Spieler der Nationalmannschaft. „Es ist nicht nur eines der grausamsten Spiele meiner Karriere, sondern eines der grausamsten in der Geschichte des österreichischen Fußballs. Es ist absolut bitter und unverdient“, sagt der österreichische Torschütze Saša Kalajdžić nach dem Schlusspfiff. „Es war kein verdienter Sieg der Italiener. Wir waren mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar besser.“ Diese Bitterkeit, ein typisch österreichisches Phänomen.
Das Wunder von Wembley
Hohe, vielleicht zu hohe Erwartungen – so beginnt es meist. Vor dem EM-Achtelfinale gegen die berüchtigte Squadra Azzurra träumten wohl manche von einem neuen Córdoba, dem Wunder von Wembley für das österreichische Team. Heimische Spitzenpolitiker und -politikerinnen gaben in Boulevardmedien gut gelaunt die von ihnen erwarteten Sieges-Tipps ab, gegen jede Wahrscheinlichkeit (also alle außer Bildungsminister Heinz Faßmann, der ging von einem italienischen Sieg aus, wann wird er es noch lernen?). Dass es im Spiel dann Momente gab, in denen man die Erwartungen tatsächlich fast erfüllt hätte, macht die Enttäuschung natürlich umso größer.
Spitzenpolitiker und -politikerinnen gaben gut gelaunt die von ihnen erwarteten Sieges-Tipps ab, gegen jede Wahrscheinlichkeit.
Das Spiel ist unkalkulierbar und ja, manchmal auch ungerecht. Doch anstatt sich über die eigene Stärke und den großen Fortschritt zu freuen, verharrt man jetzt erstmal in Schmerz und leiser Depression. Wer das Gesicht von Marko Arnautović am Samstagabend sah, der weiß: Da hilft auch kein neues schnelles Auto.
Scheitern ist bitter, aber ein halbwegs realistisches Selbstbild kann helfen, besser damit umzugehen. Sich eben nicht zu sehr zu überschätzen oder überschätzen zu lassen, um sich nachher auch nicht kleiner machen zu müssen. Einen Umgang mit der Niederlage zu entwickeln, gehört genauso dazu, wie einen Sieg ordentlich zu feiern. Das gilt ja nicht nur für den Fußball, sondern auch für die Politik – und für das Leben.
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